Unterschied: institutionelle und individuelle Verantwortung

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Was bedeutet Verantwortung? Man kann von mir nur Verantwortung abverlangen, mich zur Rechenschaft ziehen für Konsequenzen meines Handelns, das ich in Freiheit, ohne Zwang, ohne selbstverschuldete Täuschung nach meinem Wissen und Gewissen verübt habe. Verantwortung und Freiheit gehören zusammen. Für mich als Person gilt der kategorische Imperativ Kants als Gebot der Vernunft, selbst wenn ich nicht an eine höhere Instanz (Gott, Natur) glaube. Das ist der Kern der individuellen Verantwortung, die ich vor mir selbst als Mensch und gleichzeitig als Gattungswesen Mensch habe: Ich bin das mir als Mensch und meinem Menschsein schuldig, sonst schade ich mir selbst und stoße Tür und Tor auf, dass auch andere mir ohne Rechtfertigung Schaden zufügen könnten. Erst bin ich für mich und meinen sparsamen Energieverbrauch verantwortlich, bevor ich mich darüber aufrege, dass andere mit Energie verschwenderisch umgehen. In der Bibel ist es der berühmte Satz vom Splitter im Auge der anderen und vom Balken im eigenen Auge (Matt. 7,3., Luk 6, 41).

Kein Mensch lebt für sich allein. Wir leben in Gesellschaften und diese sind institutionell gegliedert und handeln, verfolgen Ziele. Die Teilnahme an der Zielfindung und dem institutionellen Handeln ist sehr verschieden für die Mitglieder geregelt. Von der privaten Verantwortung unterscheidet sich die institutionelle, dass sie die Entscheidung vieler ist und zu meiner privaten Verantwortung auch der Respekt vor der Meinung anderer gehört. Meine persönliche Verantwortung innerhalb der institutionellen ist zweifach: a) die Meinungsbildung in der Institution im Rahmen meiner Möglichkeiten mitzubilden und b) meine Möglichkeiten der Einflussnahme (z.B. Wahl) wahrzunehmen, um meine persönliche Verantwortung umzusetzen. Im Zweifel, soweit möglich, muss ich eine Institution verlassen und von außen Widerspruch leisten, wenn sie Ziele verfolgt, die ich nicht verantworten kann. Grenzen gibt es immer durch die Meinungs- und Handlungsfreiheit der anderen und durch die Tatsache, dass auch meine Verantwortung Theorien über komplexe Zusammenhänge entspringt, für deren Gültigkeit ich zwar gute Gründe, aber nie die letzte Gewissheit haben kann. Ich kann mich für Umweltschutz gegen die Klimaerwärmung einsetzten, muss aber eingestehen, dass auch jemand im Recht sein könnte, der davon ausgeht, dass das Verhalten des Menschen nur eine untergeordnete Rolle dabei spielt (beim Rückgang der Eiszeit und einer allgemeinen Erwärmung ist noch kein Neandertaler Moped gefahren, und es ist dennoch geschehen).

Aennchen1 
Fragesteller
 15.06.2012, 17:12

Die individuelle Verantwortung kann ich also mit Jonas' Iperativ (Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden) erklären?! In diesem Fall ist das Individuum also Verantwortungssubjekt während die Instanz das eigene Gewissen bzw. die eigenen Werte sind.

Bei der institutionellen Verantwortung sind alle Mitglieder der Institution Verantwortungssubjekt, die Instanz ist jedoch die Institution. Wenn meine Werte mit denen der Institution nicht übereinstimmen muss ich also zunächst versuchen ihnen meinen Standpunkt nahe zu bringen und wenn das nicht funktioniert die Institution verlassen und mich einer anderen anschließen. Institution kann in diesenm Fall sein..? Eine Firma, Partei, oder auch ein ganzer Staat? Haben alle Mitglieder das gleiche Mitspracherecht, oder ist das in diesem Bezug irrelevant?

Tut mir leid, wenn ich dumm frage oder nur "nachplappere", aber ich will sicher gehen, dass ich es verstanden habe! :) Und vielen Dank, für die gute Antwort!

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berkersheim  15.06.2012, 20:22
@Aennchen1

Warum nicht, obwohl mir Kants kategorischer Imperativ besser gefällt als Jonas verschwommene Definition. Das Individuum ist Verantwortungssubjekt und das an der Vernunft ausgerichtete Gewissen mit Werten, die dem kategorischen Imperativ gerecht werden, als Instanz. Sonst hat Du ja keine Trennung zwischen Subjekt und Instanz, keinen äußeren Richtwert.

Zweiter Teil ist o.K.

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Aennchen1 
Fragesteller
 15.06.2012, 21:34
@berkersheim

Ja, aber da ich Jonas als Philosphen angegeben habe werde ich wahrscheinlich schon seinen nehmen. Außerdem finde ich seine Definition, auch wenn sich bei ihm ohne Frage einige Unklarheiten finden, realitätsnäher. Mit Kants Imperativ (so geht es mir zumindest) verbindet man immer dieses Gefühl des Unerreichbaren. Ich möchte aber gerne vermitteln, dass es sehr wohl möglich ist und niemand ein Übermensch sein muss für ein verantwortungsvolles Nebeneinander von Gesellschaft und Medien. Ich denke im Kontext ("in dubio pro malo") könnte das schon eine schlüssige Sache werden.

Danke Dir nochmals!

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Institutionelle Verantwortung ist meines Wissenns die Verantwortung einer Institution, unabhängig davon, wer ihr angehört.

Individuelle Verantortung ist die Verantwortung einer Person, unabhängig davon, welcher Institution sie angehört.

Beispiel: Ist die Institution Deutschland für den Holocaust verantwortlich, und / oder die individuellen Personen, die an ihm beteiligt waren?

Eine Quelle hab ich nicht aber ich sag dir einfach mal wie ich das sehe: Eine institutionelle Verantwortung würde ich zb bei der Institution schule so definieren, dass sie dir bestimmte werte vermitteln muss, die vom gesetzgeber vorgeschrieben sind oder dass du dort bestimmte verhaltensregeln lernen musst. die individuelle verantwortung könnte zb bei einem lehrer sein wenn du ihm nach schulschluss was anvertraust, dann könnte er als individuum (und damit nur als privatperson) vielleicht eine andere verantwortung haben (zb dein vertrauen nicht zu misbrauchen) als in der institution schule. beispiel: angenommen du bist erst 13 und darfst noch nicht rauchen, der lehrer sieht dich in der pause rauchen. dann ist die institutionelle verantwortung in meinen augen, dass er als teil der schule konsequenzen ziehen muss und das dem direktor weitergibt etc, wenn er dich aber am wochenende zb sieht wie du rauchst dann hat er als privatmann nur die individuelle verantwortung, er kann es deinen eltern sagen oder eben nicht, aber darf dich in der schule zb nicht dafür bestrafen wenn er dich dort nicht auch noch dabei erwischt... ganz schön doof zu beschreiben aber ich hoffe es ist einigermaßen klar geworden... viel glück beim abi

Aennchen1 
Fragesteller
 14.06.2012, 21:58

danke für deine schnelle antwort :) also hab ich das richtig vestanden, dass es immer auf die gesellschaftliche possition/stellung ankommt, die die person gerade (oder auch im allgemeinen?) hat und wem gegenüber sie die verantwortung hat einzuschreiten? bei der individuellen muss sie also nur nach ihrem eigenen gewissen und bei der institutionellen nach festgelegten richtlinien bzw. gesetzen handeln?! bedeutet das dann auch, dass man bei der individuellen verantwortung bei "fehlverhalten" nicht mit sanktionen rechnen muss?

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EngelimBauch1  14.06.2012, 22:39
@Aennchen1

also wie gesagt das ist nur meine meinung wie ich das sehe bzw aus erfahrung kenne, aber ich würde schon sagen, dass du es richtig verstanden hast und dass es immer auf die situation ankommt in der sich die person gerade befindet, wenn der lehrer aus dem beispiel zb als lehrer dh als angestellter des staates (der schule) reagiert dann muss er auch das vertreten wofür die schule steht und was er womöglich auch verpflichtet ist zu tun, wenn er als privatperson reagiert dann ist er sozusagen nur an seine eigene ansicht der dinge gebunden und an keine gesetze oder paragraphen oder richtlinien etc. ich denke bei der individuellen verantwortung kommt es mit sanktionen auf die situation aus. wenn du zb als polizist in deiner arbeitszeit zu einem unfall gerufen wirst bist du verpflichtet hilfe zu leisten,etc. wenn der polizist als privatperson zu dem unfall kommt und NICHT hilft, kann er trotzdem dafür belangt werden (unterlassene hilfeleistung) auch wenn er aus seiner individuellen verantwortung heraus das helfen als nicht notwendig erachtet.

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institutionelle Verantwortung.: Vor der Gesellschaft

individuelle Verantwortung: Vor dem Gewissen

Vielleicht wäe es auch sinnvoll hinzu zu fügen, dass mein Thema "Verantwortung und Moral in den Medien" ist. Also mit den Unterpunkten Freiheit & Verantwortung, Informationspflicht, Medienethik, Voyeurismus, Doppelmoral und Hans Jonas (zu dem ich leider auch nicht so viele Informationen habe, wie ich es mir wünschen würde).