Über den Wolken, Interpretation zum Thema Freiheit?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein schönes Thema!

Nun, ich habe vor vielen Jahren mein eigenes Resüme aus dem Lied gezogen, die ich Dir hier skizzenhaft widergebe:

Der Mensch ist ein Erden-Wesen, und auf dem festen Boden der Erde lebt und erfüllt er sein Leben, sein Schicksal und seine individuelle Menschheitsaufgabe. In dem Maße als ihm das gelingt bzw. er dies freimütig unternimmt, wird er auf der Erde zur individuellen Freiheit gelangen und seine Ideale verwirklichen können...

Mithin kann der Mensch über der Erde nicht frei werden - zumal über den Wolken, wo er vielleicht vogel-frei sein mag, aber letztendlich sich in endloser eisiger Einsamkeit verliert...

Was erblickt jener mey-freie Mensch, wenn er auf die Erde herabschaut, dortin, wo ihn sein Karma in der Menschen-Gemeinschaft eigentlich wissen will, damit er selbstlos und freimütig für all jene da sei, die seiner Liebe bedürfen - und die nur durch ihn auch ihrer Freiheit entgegensehen können? Er sieht nichts, nichts als eine endlose weiße dichte, vielleicht lückenhaft zerrissene Wolkendecke unter sich, die seinem erd-enthobenen Blick die Sicht auf die Wirklichkeit der Welt und seines vorgesehenen Wirkensfeldes vernebelt...

Nicht selbstlose Nächsten- und Menschenliebe lässt einen Menschen vor seinem Schicksal fliehen und bis über die Wolken abheben, sondern selbstsüchtige Furchtsamkeit, Bequemlichkeit und egoistischer Hochmut...

Reinhard Mey besingt in seiner Selbstverliebtheit und Weltentfremdung das hehrste aller Menschheitsideale, dem man mit tiefster Demut und Wertschätzung begegnen sollte. Kennte er es wirklich, hätte er nicht im Traum seine völlige hilflose Abhängigkeit von der engen Flugzeugkapsel in schwindelerregender Höhe über den Wolken als ein echtes Freiheitserlebnis erahnt...

anonym12344553 
Fragesteller
 29.05.2023, 15:51

Danke das hilft mir für den Anfang sehr :)

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Geheymrath  29.05.2023, 16:33
@anonym12344553

Ich habe auch mal über sein Lied "Das Meer" resümiert - auch nicht mit sonderlich lobenswerten Schlussfolgerungen, weil er darin behauptet "Wir" - also die Menschen - "brauchen das Meer, doch das Meer braucht uns nicht." - Falsch: Mensch und Natur brauchen einander. Und wenn man das in seinem einseitig-materialistischen Kurzschlussdenken nicht erkennt und versteht, muss die Natur - und mit ihr auch das Meer - eine von geist- und leblosem Materialismus ausgehende üble Zukunft fürchten...

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