Freiheitsbegriff von Kant vs. Freiheitsbegriff von Mill

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Nach Kant lebt der Mensch mit seinem Denken und Handeln größtenteil - zumindest bewusst - in der Welt der Erfahrung, und die ist durch und durch kausal. Da ist also kein Platz für Freiheit. Doch mit seiner Vernunft reicht der Mensch über diese begrenzte Welt der Erfahrung hinaus und kann - sozusagen als Durchreichung des Nicht-Kausalen der Welt an sich sich mit Entscheidungen über eine vordergründige Kausalität hinwegsetzen. Das ist die Freiheit, die aus der offenen Welt an sich via Vernunft "angezaptt" werden kann.

John Stuart Mill steht als Empiriker in der Reihe der englichen Aufklärer und Empiriker, die, bereits mit David Hume sich nicht der Kantchen Hypothese einer durch und durch kausal konstruierten Welt anschließen, weil für sie nicht nur die Vernunft, sondern auch die Emotionen eine handlungsleitende Funktion haben. Für sie ist die uns erfahrbare Welt, wie Hume hervorhebt, zwar mehrheitlich "aus Gewohnheit" kausal gestrickt, doch es gibt genügend Erfahrungen, die wir nicht erklären können, wo unsere kausalen Konstruktionen scheitern. In dem Begriff von "der unsichtbaren Hand" im Marktgeschehen, steckt bei Adam Smith, ein persönlicher Freund von Hume und Vorgänger Mills, ein gewisses Staunen über die nicht kausal herleitbaren Ergebnisse dieser komplexen Vermittlungs-"Agentur" Markt. Camus hat es dann drastisch mit dem Begriff des Absurden benannt und Kant und Co. vorgeworfen, philosophisch die Welt und ihre Brüche und Risse glattzubügeln.