Tut ihr euch schwer damit, Augenkontakt zu halten?

6 Antworten

Ich krieg das überhaupt nicht hin & schaue dann noch eher irgendwo anders hin.

Ich werde dadurch nur unglaublich nervös & lasse es deshalb.

Klingt unfreundlich, aber aus Höflichkeit mache ich es auch nicht bzw. versuchzwinge mich nicht dazu. Man kann die Sache ja auch umdrehen und sagen „Es wäre höflich, wenn man merkt, dass jemand damit Probleme hat, nicht darauf zu bestehen & es zu akzeptieren“.

Weiß gar nicht, wie das als Kind bei mir war, aber als es mir mental immer schlechter ging wurde das glaube ich auch immer schwieriger. Oder alles davor ist einfach zu lange her & zu ungenau.

Ja, bei mir ist das auch so, wenn ich zb gegenüber von jemandem beim Mittagessen am Tisch sitze, kann ich dem nicht in die Augen schauen. Ich hab dann Angst dass der jenige mich beim beobachten beobachtet. Ich strarre dann meistens auf dem Boden oder einfach in die Luft. Damit dass andere nicht bemerken, überspiele ich es, in dem ich extra so tue als, würde ich gerade über irgend etwas wichtiges angestrengt nachdenken. Eigentlich denke ich mir dann nur die ganze Zeit was ich zu der Person sagen könnte und versuche dann immer wieder einen flüchtigen Blick über sie zu werfen. Deshalb setze ich mich im Bus auch gerne nach hinten, damit ich jeden anschauen kann, ohne das es bemerkt wird.

Danke, dass ich das mal wo niederschreiben durfte!

LunaCarolina 
Fragesteller
 10.11.2023, 23:21

Kommt mir so ähnlich ein bisschen bekannt von mir selbst vor.

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Ja, sehr schwer. Das liegt zum einen an meinem Autismus und zum anderen an meiner Sozialphobie.

Ich hatte bereits seit ich denken kann Probleme damit, aber im Normalfall würde ich Leuten in die Augen schauen, wenn ich mich bei ihnen wohl fühlte, sie mir sympathisch waren. Es dauerte trotzdem eine Weile (meist mehrere Treffen) bis das passierte. Aber na ja. Vielleicht schaute ich selbst dann weniger als die meisten anderen, vielleicht schaute ich manchmal zu intensiv - Keine Ahnung. Aber immerhin schaute ich.

Ich hab das auch nie gemacht, um unhöflich zu sein. So war (bzw. bin) ich eben. Das ist meine Grenze, die muss respektiert werden. Es war ähnlich wie das Händeschütteln. Einmal, da war eine Frau vom Jugendamt bei uns und zum Abschied fragte sie mich, ob ich ihr die Hand geben würde. Ich sagte direkt "Nein!" und meine Mutter reagierte da auch nicht drauf. Die Frau schaute wohl etwas komisch - Kann mich daran selbst nicht mehr erinnern. Die vom Jugendamt waren mir alle nicht sympathisch. Ich ließ sowas die Leute ziemlich deutlich spüren. Heute würde ich aus Höflichkeit "ja" sagen, aber nicht, weil ich es will.

Seit sich meine Sozialphobie angebahnt hatte (12 Jahre ist die Diagnose her, aber sie entwickelte sich bereits vor rund 17 Jahren, langsam aber sicher), schaue ich fast niemandem in die Augen. Es tut weh, ist unangenehm und überfordert mich.

Ich hab halt keinen Nutzen von Augenkontakt. Was bringt mir das? Ja, ich kann die Augenfarbe einer Person erkennen und sehen, ob sie weint oder nicht, aber das war's auch schon. Wer mir etwas mitteilen will, muss Wörter benutzen.

Meine Sozialphobie sorgt halt dafür, dass ich Angst habe, jemandem in die Augen zu schauen. Es ist beschämend, ich befürchte, die andere Person würde mich bemerken und dann schlecht über mich denken. Wie ich aussehe, rede, mich bewege. Denken, ich würde etwas von ihr wollen.

Und mein Autismus sorgt dafür, dass mir Augenkontakt gar nichts bringen würde, selbst, wenn ich damit keine Probleme hätte. Augenkontakt ist verwirrend und kräftezehrend. Es überstimuliert mein Gehirn. Das kann auch viel besser zuhören, wenn es niemandem in die Augen schauen muss.

Die einzige Person, bei der ich damit keinerlei Schwierigkeiten habe, ist meine Mutter. ... Die mag ich allerdings auch und wir haben uns in den letzten 24 Jahren fast jeden Tag, für mehrere Stunden gesehen. Also denke ich mal, dass das kein Wunder ist.

Als ich mich als Kind mit jemandem unterhalten habe, habe ich nie Augenkontakt gehalten und immer in eine andere Richtung geschaut, was mir damals auch nicht richtig bewusst war, da ich es auch nicht für nötig gehalten habe, weil es hat meiner Meinung nach eigentlich auch nicht wirklich einen Sinn, anderen Leuten in die Augen zu schauen.

Da gebe ich dir Recht. Man hört schließlich mit den Ohren und nicht mit den Augen. Ansonsten können wir auch mit anfangen, uns Sonnenbrillen für unsere Ohren und Hörgeräte für unsere Augen zu besorgen.

Es mag Sinn ergeben, für Leute, die aus den Augen etwas Wichtiges, Sinnvolles herauslesen können, aber ich kann das nicht.

Weil es aber anscheinend auf manche Menschen desinteressiert oder sogar unfreundlich wirkt, haben meine Eltern mich immer wieder dazu aufgefordert, den Menschen in die Augen zu schauen.
Aber es fällt mir irgendwie extrem schwer und immer, wenn ich es versuche, bemerke ich, wie ich dann doch in eine andere Richtung schaue, weil ich einfach nicht länger als ca. 2 Sekunden Augenkontakt halten kann. Also es funktioniert quasi nicht.

Du, ich denke, du solltest dich nicht dazu zwingen. Also klar, du kannst es weiterhin versuchen, wenn du möchtest - Davon kann dich ja keiner abhalten. Ich meine nur, dass es in Ordnung ist. Du kannst ja den Leuten, bei denen es wichtig ist, einfach erklären, dass du damit eben Probleme hast und du es nicht machst, um unhöflich oder desinteressiert zu wirken.

Ich zeige mein Interesse z.B. damit, dass ich Nachfragen stelle.

Bisher hatte sich noch niemand beschwert über meinen mangelnden Augenkontakt. Ich versuche schon, in die Richtung der Person zu schauen, aber niemals in die Augen und superduperselten z.B auf die Stirn, zwischen die Augen usw.

Ist das normal? 

Na ja, normal ... Was heißt normal? Es ist nicht komplett unnormal, aber es ist so unnormal, dass in der westlichen Welt Augenkontakt von den meistens als superwichtig angesehen wird.

Natürlich nicht zu viel Augenkontakt - Das ist dann auch wieder nicht recht.

Schaut ihr Leuten intuitiv in die Augen

Ich schaue intuitiv weg. Wirklich jetzt. Das ist bei mir wie wenn man am Ertrinken ist und automatisch nach Luft schnappt. Oder einfach generell wie Atmen. Das ist komplett intuitiv.

oder müsst ihr euch auch oft dazu zwingen

Ich kann mich gar nicht dazu zwingen. Bei mir ist das so schlimm, dass ich mich nicht einmal dazu zwingen kann. Denn man kann sich ja auch nicht dazu zwingen, nicht nach Luft zu schnappen bzw. es zu versuchen, wenn man plötzlich am Ertrinken ist oder wenn einem die Kehle zugedrückt wird oder, oder, oder ...

um keinen unfreundlichen Eindruck zu hinterlassen?

Wenn ich deshalb einen unfreundluchen Eindruck hinterlasse, sind die Leute es nicht wert, dass ich mich weiterhin mit ihnen beschäftige. Und ich finde, bei dir ist das genau so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Keine Ahnung und davon jede Menge 🤓
LunaCarolina 
Fragesteller
 09.08.2023, 21:16

Vielen herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. Du konntest mir damit sehr weiterhelfen und ich kann mich mit einigem, was du erwähnt hast, sehr gut selbst identifizieren.

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Nein. Aber ich unterbeche ihn gern, falls ich jemanden damit helfen kann.

Ohja, ich schon! Mein ganzes Leben lang! Und jetzt bin ich über 50 und es ist, wie es ist!☺️