Totenruhe, was heißt das?
Einerseits kann ich damit die akustisch stille Atmosphäre auf Friedhöfen verbinden. Es ist dann z.B. aus Rücksichtnahme auf Trauernde, die sich dort aufhalten.
Andererseits meinte ich immer, es bedeutet, dass man die Leiber der Toten dort lässt, wo sie sind. Aber faktisch werden die Toten meist nicht im Grab gelassen.
Es gibt zwar einige wenige sehr alte Friedhöfe, wo man noch heute die jahrhundertealten Grabsteine bewundern kann, aber die meisten Gräber werden nach wenigen Jahrzehnten wieder neu belegt.
Und dann gibt es diese Gebeinhäuser, wo die unverwesten Knochen aus Platzgründen hingebracht wurden, um Gräber neu zu belegen.
Was mir Wiki noch nicht beantworten konnte:
1 Wenn man die Toten nicht im Grab lässt, wozu dann erst eine Ostung des Grabes? Diese Ostung wurde ja speziell deswegen beabsichtigt, damit die Toten am Jüngsten Tag sich Richtung Auferstehung (Osten) aufrichten können?
2 Was war ausschlaggebend dafür, dass es teilweise inmitten von Städten immer noch uralte Friedhöfe gibt, wo man die Gräber nicht neu belegte, sondern sie wie eine Art musealen Park nutzt? Platzgründe könnte man dort ja ebenso aufführen wie bei allen anderen Friedhöfen.
3 Sind diese Gebeinhäuser gegen die Totenwürde, wenn man dort einfach alle Reste durcheinander aufstapelt?
4 Warum kamen diese Gebeinhäuser Anfang des 20. Jh. außer Gebrauch? Klar gibt es inzwischen Kremationen, aber die Gräber werden ja immer noch neu belegt. Was geschieht denn heute stattdessen mit den übrigen Knochen?
3 Antworten
Die Totenruhe hat nicht mit einem würdevollem Verhalten von Besuchern auf einem Friedhof zu tun, sondern tatsächlich damit die Toten in Ruhe zu lassen. (§ 168 Stafgesetzbuch)
Die Ostung des Grabes wurde nie einheitlich verwirklicht. Bei Hanglage hat man die Toten schon immer mit dem Kopf gen Hang begraben, also mit der "Aussicht" Bergab. Heute geht man nach praktischen Gründen, z.B. Ausrichtung der Wege, vorhandene Bäume etc.
Solange es nicht notwendig ist, beließ man Friedhöfe dort, wo sie schon immer waren. Wobei parkähnliche Friedhöfe eine neuzeitliche Erscheinung sind (kaum älter als 500 Jahre). Früher war um jeder (!) Kirche der dazugehörige Friedhof. Als Städte und Ortschaften wuchsen schuf man erst außerhalb der Siedlung neue Friedhöfe und als immer mehr verdichtet wurde, löste man jene Kirchenfriedhöfe auf und bettete die Reste um.
Je nach Bodenbeschaffenheit ist nach 20 bis 40 Jahren nichts mehr vom Körper übrig. Und die Reste (z.B. Knochenteile) werden behutsam unter Zeugen eingesammelt und mit kirchlichem Ritus neu bestattet.
Ein (Ge)Beinhaus hat ja nur Übergangscharakter. Dort wird gesammelt und dann wieder begraben. Später nutzte man es als Aussegnungshalle, Aufbahrung usw.
Die Reste kann man tatsächlich oft nicht mehr zuordnen, denn der Erdboden bewegt sich ja auch. Wenn man im Umfeld von Gräbern Reste es eines Knochen findet ist es unmöglich zu sagen, ob dieses Teil vom Grab rechts, links, vorn oder hinten stammen. Dennoch behandelt man diese Reste mit Würde - egal wer es mal war.
Übrige Knochen bleiben heute in der Erde.
Die alten Knochen bleiben drin wenn ein neues Grab ausgehoben wird.. Aus Versehen kann auch mal der eine oder andere Knochen auf dem Kompost landen, wenn ein neues Grab ausgehoben wird. Die alten Grabsteine sind meist von irgendwelchen Promis. Außerdem kann man ja auch Gräber auf lange Sicht kaufen, wenn der Vertrag ausläuft, immer wieder erneuern. Das ist bei Familiengräbern üblich. Uralte jüdische Friedhöfe sind im Prinzip auch ewige Grabstätten, die werden nicht neu belegt.
Die "letzte Ruhe" wie sie Menschen gelehrt wird stimmt so nicht. Natürlich ist es ein Zustand, in dem Tote nicht mehr leiden, was die Lebenden noch tun bis sie sterben. Da unser himmlischer Vater aber eine Auferstehung der Toten im Sinne hat, ist es auch nicht die letzte Ruhe. - In die Ruhe Gottes einzugehen kann man bereits zu Lebzeiten, indem man von ihm von den Sünden befreit wird und ins Buch des Lebens eingetragen wird. Man ruht von den Sünden, tut sie nicht mehr!