Tochter auf Internat schicken?

6 Antworten

Zuerst einmal: Tut mir sehr Leid für Deine Tochter! Das sind wirklich schlimme Erfahrungen. Ich bin selber Mutter und weiss, dass Mütter in diesen Fällen manchmal mehr leiden, als die Kinder.

Zu Deiner Frage: theoretisch ist es jederzeit möglich, die Schule zu wechseln. Mein Jüngster ist direkt nach den Weihnachtsferien aufs Internat gekommen und hatte dann bis zum Halbjahreszeugnis Zeit, sich einzugewöhnen und Schonfrist in der Schule…

Die Frage ist nur, ob es klug wäre, so schnell zu wechseln. Wichtig ist doch, dass Deine Tochter die gleiche Erfahrung nicht gleich nochmal macht und da gilt es, das Internat sehr, sehr gut auszuwählen, damit es zu 100 % zu Deiner Tochter passt. Es gibt in Deutschland ungefähr 120 verschiedene Internate, alle unterschiedlich und auch mit unterschiedlichem Klientel. Ihr solltet Euch also trotz der Dringlichkeit Zeit nehmen und gut aussuchen. Auf gute Bewertungen von Euch völlig fremden Leuten würde ich nichts geben. Ihr wisst ja nicht, wie die ticken, und ob sie nicht völlig andere Kriterien haben…

Das Prozedere wäre meiner Ansicht nach folgendes:

  1. Ihr macht Euch zusammen Gedanken, was Ihr von einem Internat erwartet. Kriterien können sein: Stadt oder Land, Schulform, besonderes pädagogisches Konzept, Weltanschauliche Ausrichtung (Konfession), Außerschulisches Angebot, Bundesland, Wohngruppen, wie ist die Verbindung zwischen Internat und Schule (Es gibt Internate, die sind reine Wohngruppen und schicken die Kinder in staatliche Schulen, und Internate, die Schulen betreiben und umgekehrt) etc
  2. Wenn Ihr einigermassen klar seid, dann geht auf die Seite www.internate-portal.de. Das ist die einzige Seite im Netz, die ich kenne, die alle Internate in Deutschland zeigt, und nicht nur ein paar sehr teure… und die nicht interessengeleitet ist. Dort könnt Ihr Suchfilter eingeben.
  3. Sucht Euch drei Internate aus, die am ehesten Euren Kriterien entsprechen - nicht mehr! Und bleibt bei Euren Kriterien, überprüft die Websites danach - einige versprechen nämlich das blaue vom Himmel.
  4. Fahrt zusammen hin und sprecht mit den Leuten: Direktor, Internatsleiter, Erzieher, Schüler.
  5. Wenn Euch das Internat zusagt, dann vereinbart ein Probewohnen. Das machen eigentlich alle engagierten Internate - auch zu Coronazeiten. In dieser Zeit sollte Deine Tochter die Augen und das Hezr offenhalten. Meistens merkt man erst da, ob das Internat ihr zusagt.

Natürlich ist dieser Weg etwas länger und mühsamer. Aber ich bin fest überzeugt, dass das der bessere Weg ist und Deine Tochter vor neuem Schaden bewahrt.

Falls Du noch Fragen hast - eventuell auch wissen willst, auf welchem Internat meine Kinder sind / waren, gerne in der Kommentarfunktion oder per Freundschaftsanfrage.

Alles Gute.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung und viel Recherche im Netz
Kendall111 
Fragesteller
 09.01.2022, 03:34

Vielen lieben dank.

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Fangen wir mal ganz von Vorne an:

Wie ist es belegt, dass deine Tochter tatsächlich gemopt wird? Kinder dieser Altersklasse sind manchmal ziemlich herb zueinander. Das ist dann aber noch nicht Mobbing.

Eien Aussprache mit den Lehrern und der Schulleitung muss wohl sowieso erfolgen. Dabei gäbe es dann vielleicht auch noch die Möglichkeit in eine Parallelklasse zu wechseln.

Es gibt keine Garantie dafür, dass deine Tochter im Internat nicht die gleichen Probleme hat. Man bringt sich selbst immer überall hin mit. Für Mobbing gibt es immer eine Art von Grund. Das soll kein Schuldvorwurf in Bezug auf deine Tochter sein, aber es wäre sicher sinnvoll herauszubekommen, was der Grund oder Anlaß des Mobbings ist.

In dieser Altersklasse ist das Gehirn des Menschen eine Großbaustelle. Der Mensch verliert in der Pubertät etwa die Hälfte seiner Synapsen. Das Bewertungssystem wird chaotisch. Die Resilienz sinkt massiv. Es ist zu vermuten, dass nicht nur die sozialen Probleme mit den Klassenkameraden zu dem augenblicklichen Zustand geführt haben.

Vor einer grundsätzlichen Entscheidung sollten auf jeden Fall die Lehrer um Rat gefragt werden. Wenn die Tochter dies ablehnt, steckt wohl mehr dahinter als sie von sich aus vorgibt.

P.S.: Ich habe erst im Nachhinein die vorhergehende Frage der Fragestellerin gelesen. In dieser stehen viele Details, die in der hier gestellten Frage fehlen. Dadurch sind manche meiner Teilantworten hinfällig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.
Kendall111 
Fragesteller
 08.01.2022, 21:52

Es wollte selbst Gewalt an ihr ausgeübt, zwar nicht extremst aber es hat für eine Blutige Nase gereicht. Das wurde zwar schon Polizeilich geklärt, ist aber für mich noch ein Grund mehr sie da rauszuholen. Außerdem, was wollte daran falsch sein sie auf ein Internat zu schicken? Dort ist die Chance geringer, dass diese Probleme passieren da das Internat für den guten Ruf was es hat bekannt ist. Dagegen hat die jetzige Schule von meiner Tochter einen eher schlechteren Ruf. Außerdem wäre sie mit anerkannten Therapeuten / Betreuer in Kontakt auf diesen Internat. Und ich bezweifle das es dort so viel Mobbing wie auf der jetzigen Schule gibt, da man dort einen hohen Betrag monatlich zahlt und es somit schonmal keine assi Kinder sein können die dort rumlaufen, sondern eher wahrscheinlich ein bisschen gebildetere.

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Littlethought  08.01.2022, 22:11
@Kendall111

Da ich diese Information erst im Nachhinein erhielt sind meine entsprechenden Antworten natürlich hinfällig. Dass ein Junge in dieser Altersklasse ein Mädchen prügelt gilt als sehr merkwürdig. Wenn dies in Anwesenheit von weiteren Schülern geschah, ist das Wertesystem der Schüler ein Problem. Der Grund des Mobbings ist aber immer noch nicht klar. Bei einer Auseinandersetzung zweier 16-jähriger mit schwerer körperlicher Verletzung (Notoperation) wurde auch bei meiner Schule ein Schulwechsel empfohlen. Die Verletzung war allerdings unbeabsichtigt erfolgt. Ein Schulwechsel des Täters wurde den Eltern auf quasi nicht ablehnbare Weise nahegebracht. Die Lehrerschaft hielt es für den Verletzten als nicht für zumutbar noch in einer Klassengemeinschaft mit dem Täter zusammenzubleiben.

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princesskenny  08.01.2022, 22:16
@Kendall111

Gebe dir an sich recht, aber ob jemand ein Mobber ist hat nichts damit zutun ob er Assi ist oder nicht. Auch Leute die nicht Assi sind und eher gebildet, können Mobber sein.

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In so einem Fall, ist ein Internat besser, als an der Schule gemobbt zu werden, aber tu alles dafür, damit ihr euch nicht entfremdet (Besuche, Heimreise, telefonieren, schreiben, ...).

Ich war auch in einem Internat, habe meine Eltern nur in den Schulferien besuchen können, besucht haben sie mich so gut, wie nie und gehört habe ich nie was von ihnen. Seitdem bin ich eine Fremde, meine Schwester zu Hause, wurde als Prinzessin behandelt und ich wie ein Stiefkind, das ist nicht schön.

Kendall111 
Fragesteller
 09.01.2022, 18:07

Der Kontakt ist mir extremst wichtig und zum Glück gibt es ja auch Facetime, da ich nicht weiß wie das mit dem besuchen wegen Corona sein wird.

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In diesem Schuljahr haben viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten in der Schule - Corona nervt, das soziale Umfeld fehlt und homeschooling ist auch nicht für jeden optimal. Dementsprechend sind die Internate gut belegt wie seit Jahren nicht und einige haben (je nach Jahrgangsstufe/Geschlecht) keine Plätze frei.

Dies gilt aber eben nur für einzelne Internate und einzelne Jahrgänge und Klasse 9 sieht fast überall noch recht gut aus (10 wird enger, 11 ist häufig wegen Abiturnähe dicht).

Wenn als aktuell ein Platz frei ist, dann kann es sehr schnell gehen. Die schnellste mir bekannte Aufnahme war ein Vorstellungsgespräch am Samstag mit Einzug zum Probewohnen am Sonntag und dann nach 1 Woche der Entscheidung zu bleiben... Sinnvoll ist sicher eine rasche Aufnahme, um das komplette 2. Halbjahr an der neuen Schule zu verbringen.

Dennoch ist der von ACBRE beschriebene Prozess mit 3 Internaten und sorgfältiger Auswahl natürlich der bessere - jedenfalls, wenn man diese Zeit investieren kann.

Hier eine Webseite, deren Suchergebnisse mehr anzeigt als die genannte, dafür allerdings auch nur eine eingeschränkte Auswahl anzeigt:

www.die-internate.de

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Eine Sicherheit, auf einem Internat nicht auch gemobbt zu werden, gibt es allerdings nicht.