Tipps zum Aufräumen?

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Mein Vater und ich sind beide Sehbehindert, ich habe die Krankheit von ihm geerbt. Er hat auch ständig die besten Ausreden parat, von wegen, er sehe ja eh nichts und außerdem sei er schon "alt" und hat keine Kraft mehr. Stattdessen liegt er fast den ganzen Tag auf dem Sofa und macht gar nichts.

Meine Mutter ist 54, damit drei Jahre jünger als mein Vater, ist Pflegekraft und arbeitet NUR Nachtschichten. Sie macht ALLES im Haus, wirklich ALLES. Ordnung, Putzen, Kochen, Backen, Gartenarbeit, Reparaturen am und im Haus, lange Autofahrten von A nach Y, um den Ansprüchen meines Vaters und denen meiner pflegebedürftigen Großmutter nachzukommen. Ich bin ein Kerl, 183 groß und würde Armdrücken gegen meine Mutter verlieren... Trotzdem: Sie leidet darunter, auch wenn sie immer sagt, sie sei eine Einzelgängerin und kommt allein am besten klar. Langsam gehen ihr auch die Kräfte aus, und das tut mir tag täglich immer mehr leid, zumal ich nicht mehr zu Hause wohne, sondern außerhalb studiere.

Ich für meinen Teil muss auch zugeben, dass ich das Aufräumen absolut verabscheue. Ich kann das nur dann machen, wenn ich einen ruhigen Tag habe und mich motiviert fühle. Wenn ich auf Krampf hingehe und anfange aufzuräumen, dann krieg ich nach 10 Minuten die Krise :D Somit ist das für mich auch ein Kampf, meine Wohnung ordentlich zu halten. Das Aufräumen klappt immer dann auch gut, wenn ich Besuch bekomme. Unter Druck geht das besser.

Zu Hause bei meinen Eltern verspüre ich den gleichen Widerwillen, aber meine Mutter tut mir einfach zu sehr leid, als dass ich sie im Stich lassen könnte. Ich mache alles, was sie mir sagt und fresse meinen Frust einfach in mich hinein und verhalte mich einfach ehrenwert, so wie das einfach Tugend ist.

Aber warum schreibe ich dir diesen Roman? Ich will darauf hinaus:

Kaum ist man einmal im Arbeitsflow, merkt man, wie gut einem das eigentlich tut und was diese Arbeit für einen an Wert birgt! Man braucht Bezug zu und Perspektive gegenüber dem, was man macht, um den Wert darin zu sehen. Ich will damit sagen, dass wenn du zu deiner Familie gehst und einen Putzplan mit ihnen ausarbeitest, dann stellst du ihnen nur systematisch vor, wie viel sie in der Woche "arbeiten", "schuften", "putzen", und im eigentlichen Sinne "leiden" müssen. Auch wenn deine Absichten gut sind, schaffst du es nicht, die Belohnungszentren der Gehirne deiner Familienmitglieder anzusprechen, sondern löst im Gegenteil eine Schutzreaktion aus, die sich in Widerwillen und Verdruss äußert.

Familienmitglieder zu etwas zu motivieren ist eine Mammutaufgabe. Zu verstehen wie das geht kann einem die gesamte Lebenszeit kosten, wenn man es nicht richtig anstellt. Ich kann dir keine Antwort darauf geben, wie du deine Familie motivierst, aber ich kann dir ein paar Tipps geben:

  1. Immer ganz, ganz kleine Schritte gehen. Du wirst es anfangs leider nicht ändern können, dass du den Großteil der Arbeit selbst machen musst. Aber du kannst versuchen, deine Familie immer mal wieder für kleine Tasks in deine Arbeit einzubinden. Frag nicht, ob sie "kurz" helfen können, sondern sag direkt, was du brauchst: "Hey, kannst du kurz das dreckige Geschirr in den Spüler räumen? Ich muss gleich weg und will die Küche davor noch fertig haben." Zum Beispiel... Damit gewöhnst du deine Familie ganz langsam daran, mit anzupacken und sie in den "Flow" zu integrieren. Denn wie gesagt, wenn man einmal im Flow ist, dann arbeitet es sich viel leichter (dir gelingt das ja von Natur aus schon sehr gut :D)
  2. Appelliere an das gute Herz deiner Familie! Immer, absolut IMMER, wenn irgendein Wort bezüglich der Tatsache fällt, dass es ständig unordentlich ist, kannst du geschickt mal fallen lassen, dass du dermaßen mit der Ordnung überfordert bist, dass du diese Unordnung nicht geschafft hast zu beseitigen und dass dir die Unverschämtheit der Nichtbeteiligung deiner Familie psychisch zu schaffen macht. Mein Gott, meinetwegen kannst du deine Familie auch psychisch manipulieren xD Wenn die zu faul sind zu helfen, dann haben die sich das selbst aufs Brot geschmiert.
  3. Gehe mit bestem Beispiel voran und prahle damit. Sag immer wieder, dass die Ordnung im Haus DIR zu verdanken ist und Ergebnis deiner Mühe ist, von der nicht nur du, sondern ALLE etwas haben. Wenn du das Handtuch wirfst und aufgibst, dann geht alles in einer Abwärtsspirale flöten, auch für dich... Leider :(
  4. Das ist der wichtigste Punkt: Lass dich nicht unterkriegen, wenn Punkte 1 bis 3 nicht hinhauen. Dafür gibt's nämlich keine Garantie... Das wichtigste ist, dass du Perspektive FÜR DICH hast, nicht für deine Familie! Familie sucht man sich nicht aus und ALLE Menschen müssen Verantwortung für sich selbst übernehmen. Wenn dir das irgendwann einfach zu Viel wird, dann tu dein bestes, dort auszuziehen, auch wenn das gerade nicht möglich ist. Heißt ja lange noch nicht, dass das in Zukunft nichts wird mit dem Ausziehen... Mach die Schule fertig oder die Ausbildung oder dein Studium, hab ja keine Ahnung, was du gerade machst. Sorge dafür, dass du in der Lage bist, für dich Verantwortung zu übernehmen und zielstrebig auf das zuzugehen, was dich WIRKLICH im Leben weiterbringt (Abschluss, Beziehung, Hobbies).

Also ja... ich hoffe ich konnte Helfen :D

Viel Glück und Gesundheit!

Leg die Sachen doch einfach in deren Zimmer ab.

Dann können die es selber weg räumen.

Kenn ich....es gibt aber 2...nee...3 Möglichkeiten: 1. du ziehst aus. 2. du akzeptierst die Unordnung. 3. Du räumst hinterher.

Aber definitiv, wenn Menschen eine zu unterschiedliche Ordnung haben, dann nervt es, ich weiß.

Einfach alles liegen lassen.