Theodor Fontane - Zeitepoche

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Zeitepochen sind nie ganz abgeschlossene Gebilde. Die Übergänge sind stets fließend.

Und genauso könnte man das auch in einem mündlichen Vortrag formulieren: "Obwohl Fontane als einer der bedeutendsten Vertreter des poetischen Realismus galt, schrieb er auch zahlreiche Naturgeschichte. Das macht ihn zwar nicht unbedingt zu einem Vertreter des Naturalismus. Doch es zeigt sehr schön, wie fließend der Übergang zwischen scheinbar völlig gegensätzlichen Literaturepochen sein kann."

Der Naturalismus ist ohnehin eine weitestgehend französische Erfindung und wird in Frankreich in erster Linie mit dem Émile Zola assoziiert. Auch in England gab es eigentlich keine nennenswerten Naturalisten (mit der prominenten Ausnahme von George Gissing).

Die beiden Begriffe N. und R. wurden lange Zeit synonym verwendet und bis heute gibt es große Auseinandersetzungen, was denn die exakten Unterschiede beider Stilrichtungen sind. Dass Zola, der "Erfinder" des N., den N. auch eher benutzt hat, um sich von dem (ab 1857 in Frankreich) in Verruf geratenen R. abzusetzen, macht die Sache nicht leichter.

Lange Rede kurzer Sinn: Fontane wird gemeinhin dem Realismus zugerechnet.

Mehr dazu auch hier: http://literaturen.net/theodor-fontane-unterm-birnbaum-1885-207

Ich stimme grundsätzlich mit mactechgeeks Anwort überein: Epochen sind nachträgliche Einteilungen, daher immer etwas willkürlich und mit fließenden Übergängen. Doch Achtung: Naturalismus hat mit Naturgedichten o.ä. nicht viel zu tun, sondern ist kurz gefasst eher die gesteigerte Form des Realismus.