Synthetische Evolutionstheorie - müssen alle Evolutionsfaktoren wirken?

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Die isolierende Lage der Kerguelen bewirkt, dass ein genetischer Austausch mit der Festlandspopulation unterbunden wird. Damit sorgt allein schon der bloße Zufall in Form der Gendrift für eine Veränderung der Allelfrequenzen im Genpool, in dem auch ein ursprünglich seltenes Allel (wie das für Flügellosigkeit) in der Population fixiert werden kann. Natürlich ist es auch möglich, dass spontan durch Mutation ein solches Allel auftreten kann. Sofern das in der Keimbahn geschieht, wird das Allel auch vererbbar sein.

Hinzu kommt, dass die Kerguelen zwischen dem 40. und 50. südlichen Breitengrad liegen. Die dort wehenden Westwinde sind extrem stark (Roaring Forties). Flügel bieten dem Wind eine Angeiffsfläche. Die Wahrscheinlichkeit vom Wind erfasst und aufs offene Meer verdriftet zu werden und dort umzukommen, ist daher sehr viel größer bei Fliegen mit als bei Fliegen ohne Flügel. Das Allel für Flügellosigkeit ist in der Kerguelen-Population also, anders als auf dem Festland, ein Selektionsvorteil. Fliegen ohne Flügel leben auf den Kerguelen länger und pflanzen sich darum auch mit größerem Erfolg fort. Das Allel für Flügellosigkeit geben sie an ihre Nachkommen weiter, wodurch es nach und nach im Genpool immer häufiger wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Im Prinzip wirken alle Evolutionsfaktoren zusammen.

Mutationen zur Flügellosigkeit wird es auch auf dem Festland geben, hier spielen sie aber keine Rolle, da sie nur Nachteile für das Individuum haben und das Merkmal in einem großen Genpool schnell verschwindet.

Auf der windigen Insel wirkt Wind als Selektionsfaktor, da geflügelte Individuen leicht aufs Meer abgetrieben werden. In einem kleinen Genpool kann sich das Merkmal zudem besser ausbreiten.