Südtirol gehört eigentlich dem Österreich oder?

3 Antworten

Tirol hat ursprünglich zum Stammesherzogtum Bayern gehört und sich im Jahr 1282 selbstständig gemacht. Da die letzte Landesfürstin keine männlichen Nachkommen hatte, beschloss der Landtag im Jahr 1363, das Land den Habsburgern zu übergeben. Mit der kurzen Unterbrechung während der napoleonischen Kriege gehörte Tirol von 1363 bis 1920 zu Österreich. 1920 annektierte Italien den Großteil Tirols als Kriegsbeute. Bei Österreich blieben nur zwei kleinere Teile des Landes, Nordtirol und Osttirol, die nicht miteinander verbunden sind, aber heute das österreichische Bundesland Tirol bilden. Natürlich wäre es schön, wenn auch Südtirol wieder zu Österreich käme und das Land Tirol vereinigt würde. Es ist allerdings eine Illusion zu glauben, dass Italien das Land freiwillig hergeben würde, um so mehr als derzeit die Rechtsextremisten in Italien an der Macht sind. Man bemüht sich daher, aus der Situation, die man nicht ändern kann, das Beste zu machen.


kilintamfed 
Fragesteller
 20.05.2024, 20:42

Italien hat eh genug Land, sie sollten zurückgeben!

0
Ruenbezahl  20.05.2024, 21:06
@kilintamfed

Die italienische Ministerpräsidentin Meloni hat den Südtirolern empfohlen, auszuwandern, wenn es ihnen in Italien nicht gefällt. Da wird nicht zurückgegeben, auch weil Italien die Steuergelder aus Südtirol dringend braucht.

0
kilintamfed 
Fragesteller
 20.05.2024, 21:16
@Ruenbezahl

Meloni ist eine Faschistin oder? Dann sollen alle Leute in Bozen und Südtirol gemeinsam alle laut BELLA CIAO Lied singen :))))

0

Es ist eine der ökonomisch prosperierenderen Regionen Italien. Für Italien wäre eine Übergabe Südtirols an Österreich ein herber Verlust.

Da die Südtiroler selbst auch ökonomischer Profiteur Italiens waren und sie heute Autonomie genießen, sehe ich keinen Grund, wieso Südtirol zu Österreich zurückkehren sollte. Genau so wenig wie ich eine schottische oder katalanische Unabhängigkeit für notwendig erachte.


Nonkonformia  22.05.2024, 11:52

Nicht notwendig, aber vielleicht gerecht. Am merkwürdigsten finde ich, dass Nordostirland (Ulster) bis heute von den Briten besetzt und Teil des Vereinigten Königreichs ist.

0
IanGaepit  22.05.2024, 11:54
@Nonkonformia

Nun, ökonomische hat Südtirol, nicht nur nach dem WK I. sondern auch mindestens in den letzten 40 Jahren wie angeschnitten von seiner Zugehörigkeit zu Italien profitiert.

So wie Schottland und Katalonien auch von ihrer jeweiligen Zugehörigkeit. So gesehen, wäre es gerecht von Schiff abzuspringen wenn es grade nicht gut läuft?

Bei Nordirland stimme ich dir zu, weswegen ich es nicht erwähnt habe.

0
Nonkonformia  22.05.2024, 12:51
@IanGaepit

Ökonomisch und gerecht sind eben zwei verschiedene Dinge. Der Kapitalismus ist auch ökonomischer als sozialistischere Gesellschaftsformen, aber ist er deshalb gerechter?

0
IanGaepit  22.05.2024, 13:06
@Nonkonformia

Fangen wir mal so an. Auf welcher Ebene, für wen und aus welchen Gründen betrachtest du den bspw. eine Rückkehr Südtirols zu Österreich als "gerechter" als den Status Quo?

Ich sehe es so, dass ein Verbleib bei Italien unter den Umständen, dass Italien ansonsten eine seiner reicheren Regionen verlieren würde, die Südtiroler, wenn sie auch zeitweise Oppression ausgesetzt waren, nie, weder kulturell noch ethnisch durch Italiener ersetzt wurden und heute die selbe Autonomie genießen, die sie als Bundesland in Österreich erhalten würden, die gerechteste Lösung darstellt.

0
Nonkonformia  23.05.2024, 11:54
@IanGaepit

Auf der ethnischen. Dasselbe wie mit Ulster und Irland halt.

Sicher macht der Italostaat derzeit wenig Stress. Das hängt aber auch mit der EU zusammen, die eine allzu restriktive Politik verbieten würde. Wenn die EU aber zusammenbrechen sollte, wissen wir nicht, wie ein Land wie Italien dann reagieren könnte.

0
IanGaepit  23.05.2024, 13:59
@Nonkonformia

Nun, Nordirland wurde von den Briten ja auch effektiv kolonisiert. Sowohl kulturelle als auch durch ethnische Siedlung. Weder in Südtirol noch Katalonien, noch Schottland ist dies so passiert.

In Südtirol wurde dies zwar mit unter versucht, die Italiener sind damit aber gescheitert. Im Unterschied zu den Briten, die Nordirland erst eine Autonomie, übrigens mit einem politischen System das pro Irische Parteien deutlich benachteiligt (es ist kein Zufall das Sinn Féin, erstmals in der Nordirischen Geschichte stärkste Kraft wurde) zugestanden haben, nach dem die Kolonisation abgeschlossen war, suchten die Italiener irgendwann den Ausgleich mit den Südtirolern.

Wo es also in beiden Fällen historische Ungerechtigkeit gibt, würde ich sagen, dass die Italiener ihre bezüglich der Südtiroler "gelöst" haben. Die Briten haben nie das selbe getan. In diesem Rahmen sehe ich es als gerecht an, dass Südtirol bei Italien verbleibt, Nordirland hingegen mit Irland wiedervereinigt wird.

Sicher macht der Italostaat derzeit wenig Stress. Das hängt aber auch mit der EU zusammen, die eine allzu restriktive Politik verbieten würde. Wenn die EU aber zusammenbrechen sollte, wissen wir nicht, wie ein Land wie Italien dann reagieren könnte.

Das ist dann aber keine Frage der Gerechtigkeit mehr, sondern leitest du halt aus einem potentiellen zukünftigen Szenario ab. Du "Versetzt den Torpfosten," wie es im Englischen heißt. ^^

Aber um das kurz zu adressieren. Befürwortest du dann auch die Übertragung einiger Teile Kärntns mit Slowenischer Mehrheit an Slowenien? Im Bezug auf Österreich könnte man ja das selbe Argument anwenden, wie auf Italien.

0

In der Politik wird nichts verschenkt. Italien hat Südtirol im Vertrag von Saint-Germain zugesprochen bekommen als Lohn für seinen Treuebruch gegenüber Österreich und Deutschland 1915. Die Faschisten, die in Italien ab 1922 regierten, haben dann dort auch Süditaliener angesiedelt, um daraus eine italienische Provinz zu machen.

Bis heute hat Südtirol einen gewissen besonderen Status, da jeder weiß, dass die meisten Leute, die dort leben, keine ethnischen Italiener sind. Aber sie haben sich halt abgefunden mit der Lage und nutzen auch die möglichen Vorteile, die es hat, zu einem gänzlich anderem Volk wie den Italienern formal zugehörig zu sein: Immerhin hat Italien international ein besseres Image und besseres Marketing als Deutschland bzw. Österreich dies haben. Und die Südtiroler sind sicher stolz darauf, bei olympischen Winterspielen etwa jede dritte Medaille für Italien zu gewinnen, obgleich sie nur 1% der italienischen Bevölkerung ausmachen. Und eine sportliche Elite auszumachen, dürfte für die Herren Germanen doch wohl auch nicht das Schlechteste sein. -