Stimmt es wirklich, dass man früher in der Schule verhauen wurde?

22 Antworten

Nun, zu meiner Schulzeit, in den 60ern war die eigentliche Prügelstrafe offiziell abgeschafft. Doch auch ohne diese Prügel an sich war es auch schon schlimm genug. Es war z.b. normal, den Schülern sogenannte Kopfnüsse zu geben (mit den Knöcheln der Hand auf den Kopf zu hauen, oder eben mit einem Schlüsselbund), die Ohren wurden einem auch das eine oder andere mal buchstäblich langgezogen, und auch eine Ohrfeige war schon mal drin.

Aber das ist alles nichts gehen die voll erlaubte Prügelstrafe von früher. Da hat man dann wirklich mit dem Stock Schläge auf die Hände bekommen, auf den Hintern usw. Meine Eltern und auch die Großeltern haben mir davon erzählt. Und wenn man heute mal Filme sieht, die in dieser Zeit spielen, dann kann man das hautnah erleben. Und das ist keine Fiktion sondern Realität gewesen.

Da kann man aktuell natürlich immer mal schmunzeln, wenn hier Sachen gefragt werden...wie 'Darf der Lehrer mir das Handy wegnehmen' und so was. Früher hätte dir der Lehrer das Handy um die Ohren gehauen und dann aus dem Fenster geschmissen. Anschließend wärst du zum Direktor gegangen und hast dir deine Tracht Prügel abgeholt. So sieht es aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sogar bei uns (Jahrgang 1990/91; Einschulung 1997) gab es auf der Realschule noch Anfang der 2000er ein paar ältere Lehrer kurz vor der Rente, die Kinder auf die Bank drückten, Mädchen an den Haaren zogen und den Jungs die Ohren lang gezogen haben. In meiner Klasse gab es reihenweise solcher Vorfälle und aufgebrachte Eltern sowie einen Konrektor, der alles weggelogen hat, weil er selbst sehr betagt war und seit Generationen einen Spitznamen hatte, der mit "Watsche" zu tun hatte (warum wohl?) - und das waren laut meines Onkels diejenigen, die 20-30 Jahre eher noch Schüler verschlagen und auch so was gemacht hatten wie in deiner Frage.

Einmal nahm der Konrektor auch mich mit in sein Zimmer, das war im Sommer 2002, um mir eine Ohrfeige zu geben und mich dann zu verhöhnen. Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich sagen sollte, als er erst mal dumm grinste, mir dann einen Vortrag hielt, dann ausholte und mir so richtig eine scheuerte. Der Grund war, dass ich angeblich eine Lehrerin geärgert habe, mit der er dick befreundet war; es war aber ein abgekartetes Spiel - die Wahrheit war, dass er sich 30 Jahre eher über meinen Großonkel und meine Oma geärgert hat und meinte, man habe ihn benachteiligt. Er trug teils noch 30-40 Jahre später Streitigkeiten, die er mit Leuten hatte, auf dem Rücken von deren Kindern oder Enkeln aus; nach außen hin gab er den freundlichen CDU'ler, Kommunionhelfer, Lektor, Pfarrgemeinderat und sonstiges. Er hat auch einige meiner Mitschüler wiederholt in sein Zimmer "gebeten", um ihnen dort eine Ohrfeiger oder mehrere zu verpassen und die Kinder dann auszulachen, in der Regel Fünft- oder Sechstklässler aus Familien "die er nicht so gemocht hat" oder mit denen er mal Probleme gehabt hatte. Das war Usus und sicher nicht nur an meiner Realschule so gebräuchlich - diese alten "Dorflehrer" habe ich bis auf einen als schlimm, bigott und unglaublich verlogen in Erinnerung.

Mein Onkel hat gesagt, mancher der häufiger "rangenommen" wurde trug öfters mal eine bayrische Lederhose, damit sie die Schläge nicht so spürten. Teilweise riefen die Lehrer dann auch noch bei den Eltern daheim an, dass das Kind "nicht brav war" und bewirkten, dass es für den "nicht braven" Zögling daheim eine noch umfangreichere Abreibung gab kaum dass er von der Schule nach Hause kam und dort das Blut so richtig spritzte, "weil der Herr Lehrer bestimmt Recht hat" - und wenn der Pfarrer anrief und sich beklagte wenn der kleine Otto, der kleine Burkhard oder der kleine Manfred im Gottesdienst nicht minutiös aufpassten und "den lieben Gott geärgert haben", war das noch schlimmer, weil man in meiner Heimat unglaublich bigotte Tendenzen hat. Mein Opa habe aber nie geschlagen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
SaMaHe2912  03.09.2023, 12:21

Echt? Ich bin auch Jahrgang 90 und das gab es bei uns nicht mehr als ich 1997 in die Schule kam, obwohl auch wir viele ältere Lehrer/innen hatten.

1
rotesand  03.09.2023, 12:50
@SaMaHe2912

Ja, das war furchtbar, ich litt ernsthaft unter Schulangst deswegen. Immerhin waren diese Lehrer so ab 2002/03 alle in Ruhestand, dann wurde es besser und dann war auch dieser Konrektor weg - bis dahin war es die Hölle auf Erden. Wobei ich sagen muss: An der Grundschule, die ich von 1997 bis 2001 besucht habe, waren die Lehrer durchweg sehr nett, fair und herzlich, gerade die Älteren, man hatte als Kind schnell Vertrauen zu ihnen gefasst und in die Grundschule ging ich gern - wir hatten sogar einen Vertretungslehrer, der stundenweise noch einsprang und Jahrgang 1929 (!) war, also schon um die 70, und es ging immer rücksichtsvoll und gerecht zu. Da flog der Unruhestifter auch mal aus dem Zimmer oder musste als Zusatzaufgabe ein Gedicht aus dem Lesebuch abschreiben, aber das war dann auch gerecht.

Die Realschule war damals allgemein ein Sauladen und sehr verrufen. Der Fisch stinkt immer vom Kopf und die alten Lehrer sowie der Konrektor waren schon schlimm - einen Rektor gab es bei uns gar nicht, weil der ein Jahr vorher mitten im Schuljahr unerwartet gestorben war. Es gab Mobbing, Feindseligkeit, Aggression; das Klima war schlecht und die Atmosphäre glich einer Kadettenanstalt. Ich kann mich sogar noch dran erinnern, dass der Vater einer Mitschülerin damals vom Konrektor einbestellt wurde, weil er so eine weitere Ohrfeigen-Aktion beim Schulamt gemeldet hatte; da gab es ernsthaft Ärger und die Aufforderung, das zurückzuziehen, weil man sowieso schon viel Ärger mit den Behörden wegen solcher und ähnlicher Vorfälle hätte.

Ich wohne da nicht mehr, aber die Realschule hatte noch vor wenigen Jahren einen erlesen schlechten Ruf, obwohl es längst keine alten Dorflehrer mehr gab, einen neuen motivierten Rektor, komplett sanierte Gebäude und viele Angebote für die Kinder. Wie es heute ist, weiß ich nicht.

0

Als ich in der Grundschule war, so in den 70ern, da hat mal der Matthias von der Mathelehrerin mit dem Lineal eins auf die Finger gekriegt. War damals noch ein Holzlineal. Hat danach keinen Quatsch mehr gemacht.

Aber wenn ich seinen Tatbeitrag mit dem vergleiche, was sich die Schüler heutzutage so rausnehmen, müssten an der Relation gemessen, tägliche Erschießungen stattfinden. Ist zum Glück nicht so.

Aber ich finde, dass heutzutage viel zu lasch mit renitenten Schülern umgegangen wird.

ohwehohach  04.09.2023, 10:47
Aber ich finde, dass heutzutage viel zu lasch mit renitenten Schülern umgegangen wird.

Weil man es a) nicht mehr darf, b) kaum noch Handhaben hat und c) direkt irgendwelche Eltern mit dem Anwalt vor der Tür stehen.

1
Tierglueck  05.09.2023, 19:54

„Aber ich finde, dass heutzutage viel zu lasch mit renitenten Schülern umgegangen wird.“

Ich habe selbst als Praktikantin eine echt schwierige Klasse, die selbst bei Fachlehrpersonen Probleme gemacht hat, in den Griff bekommen. Ohne Gewalt. Die Fachlehrpersonen haben Einträge verteilt und Elterngespräche geführt, ohne Erfolg.

Ich habe eine respektvolle, funktionierende Beziehung aufgebaut. Hat gut geklappt.

Es braucht keine Gewalt, es braucht Wissen. Gewalt beginnt da, wo Wissen aufhört.

0

Ich habe das Mitte der 1970er Jahre auch noch erlebt! Bei uns in Niedersachsen war es zu der Zeit schon lange nicht mehr üblich, aber auch noch nicht verboten.

Eine ältere Lehrerin verteilte regelmäßig Schläge mit eine Holzlineal aus die Hände und als mir einmal, wegen Vandalismus auf der Schultoilette ein Schulverweis drohte, wurde mir, nach Absprache mit meinen Eltern, der Po vom Rektor mit einem Rohrstock versohlt.

Binocular2022  17.03.2024, 18:15

Uiiiiiii und dann hatte er eine Beule in der Hose 🤔

0

Ganz Früher mal tatsächlich erlaubt gewesen. Ich bin 1987 eingeschult worden, da war das nicht mehr erlaubt.

Aber wir sind noch in die Ecke gestellt worden.