staatsanwalt jura studieren?

7 Antworten

Hi.

Ist das Jura studieren so schlimm, denn es ist wirklich ein großer Wunsch von mir ?

Nun mit bzw. nach dem Jurastudium sollst du folgendes können:

§ 6 JAG: Die Inhalte des sich auf die Kernbereiche des Bürgerlichen Rechts, des Strafrechts, des Öffentlichen Rechts, des Verfahrensrechts und die Grundlagen des Rechts erstreckenden Studiums berücksichtigen die rechtsprechende, verwaltende und rechtsberatende Praxis einschließlich der hierfür erforderlichen Schlüsselqualifikationen, wie Verhandlungsmanagement, Gesprächsführung, Rhetorik, Streitschlichtung, Mediation, Vernehmungslehre und Kommunikationsfähigkeit.

In dem § 7 JAG findest du dann eine Auflistung aller Dinge die beherrscht werden müssen. Das ist ein ziemliche Bandbreite. Dafür hat man allerdings auch einiges an Zeit.

Zeit ist ein gutes Stichwort, denn das Jurastudium dauert lange, in der Regel neun Semester. Und die Examensvorbereitung (da bin ich gerade) ist absolut keine tolle Zeit. Denn genau Zeit hat man nicht.

Wichtig beim Jurastudium ist es, dass man lernt systematisch zu denken. Das Problem ist, das ist überhaupt nicht einfach zu lernen. Ich würde behaupten ich praktiziere bis heute lineares Denken. Bin nur relativ geübt, dass ich es trotzdem irgendwie schaffe. Ein brillante Juristin werde ich dadurch nicht, aber eine (wen es gut geht) passable.

Für das Strukturdenken hilft es wenn man gute mathematische Kenntnisse hat. Nicht weil man rechnen müsste (Judex non cal­culat), sondern weil sich die Fähigkeit der Denkmuster ähnlich sind. Wichtig ist weiterhin Argumentations- und sprachliche Stärke.

Das wirkliche Strukturdenken ist unglaublich Komplex. Es ist praktisch das von Systemanalytikern. Es meint auch nicht das Verständnis von Systematik, aber auch das ist unglaublich wichtig im Studium. Du merkst, es kommt auf besondere analytisch mathematisch und logische Fertigkeiten an.

Aber und das ist positiv, man kann es auch schaffen ohne das ganze. Denn genau das ist es was bestimmt 90% aller Juristen machen. Das geht dann aber wirklich nur durch extremes Lernen. Schemata, Definitionen, Problemfälle usw. -- kann man sich sparen wenn man eben vorhergesagtes drauf hat.

Ich hab es nicht drauf. Ich bin den Weg über das harte lernen gegangen. Würde ich es nochmal machen? Vermutlich nur als Zweitstudium. Dann hab ich vorher wenigstens was in der Tasche. Denn fällst du durch, hast du gar nichts akademisches.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Jurastudium
ekoelendne85737 
Fragesteller
 12.05.2020, 21:14

wirklich vielen Dank für die ausführliche Antwort. Aber ich möchte es wirklich unbedingt. wäre es dann schlimm, wenn ich es versuche? Und stimmt es dass man als Staatsanwalt wenig verdient? Ich weiß wichtiger ist der Wunsch als das verdiente Geld

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jurimausi  12.05.2020, 21:23
@ekoelendne85737

Also, das mit dem Staatsanwalt ist eine ganz nette Idee. Ich kann dir aber von mir und vielen meiner Kommilitonen sagen, das sich im laufe der Zeit deine Interessen und auch der Berufswunsch innerhalb von Jura ändert. Das sollte m.E. auch nicht das Ziel sein. Ziel sollte es sein das Jurastudium zu beenden und das hat mit der Praxis eines Staatsanwalts, eines Richters oder eines Rechtsanwalts gar nichts zu tun. Also Schritt-für-Schritt.

Natürlich ist es nicht schlimm wenn du das versuchst. Und wenn du das so sehr willst, dann hilft dir das über die Phasen hinweg, in denen (jedes) Studium ätzend ist. Jedes Studium kann durch eigene Iniative unglaublich Komplex werden. In Jura ist das wichtigst, dass man weiß wann man was macht und wann man einfach mal etwas vernachlässigt. Praktisch wie beim Abi.

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Du kannst ja erstmal mit dem Studium anfangen und schauen, ob es dir liegt. Ich bin noch nicht so weit fortgeschritten, dass ich sagen könnte, auf mir lastet ein ungeheurer Druck, wie er immer für die Examenszeit prophezeit wird. Man hört da unterschiedliches. Ich finde Jura bisher nicht besonders schwer im Sinne von, man muss sein Gehirn übermäßig anstrengen. Eintönig ist es ja auch nicht, weil es verschiedenste Rechtsgebiete sind, die manchmal mehr manchmal weniger nah am eigenen Leben sind. Und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass man ein Theoriefanatiker wird, der sich um die Praxis kaum schert.

Bevor ich mit Jura angefangen habe, sagten viele zu mir auch, Jura sei zu schwer. Dabei wissen die ja gar nicht, ob ich (oder du) diese Herausforderung liebe oder es persönlich gar nicht so schwer finde. Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Nicht bevor man es sich selbst sagen kann, dass Jura zu schwer für einen ist.

Mein Sohn hat Jura studiert. Es ist kein einfaches Fach, viel lesen, viel lernen. Ja, man kann es eintönig finden; mein Sohn fand es eher spannend, sich mit juristischen Fragestellungen zu befassen.

Speziell ist die Benotung. Der Notendurchschnitt ist grundsätzlich eher schlecht; über ein "voll befriedigend" kann man sich schon sehr freuen. Das heißt, bei den Noten kann für den Studenten auch viel Frust dabei sein.

Die Studienabbrecherquote liegt wohl bei ca. einem Drittel.

Wenn man Staatsanwalt werden möchte, ist das zurzeit so, dass man im 2. Staatsexamen (Studium, dann 1. Staatsexamen, Referendariat, dann 2. Staatsexamen) schon recht gut abschneiden muss.

floppydisk  12.05.2020, 20:03

Nur ein Drittel? Das wäre ja geschenkt und weniger als andere Studiengänge. Ich habe im Ingenieurwesen 83% gehabt. Nur 17% haben es durchgezogen.

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jurimausi  12.05.2020, 20:58
@floppydisk

Was sollte das "Geschenkt" sein? Eine Universität wäre verdammt schlecht, wenn sie nicht in der Lage wäre ihren Studenten den Stoff beizubringen. Ich halte 1/3 auch für realistisch und finde das viel zu viel und spricht oft nicht für eine besonders gute Lehre. Die bekannteste Privatuni in Deutschland für Jura schafft es, das so ziemlich gar keiner abbricht.

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jurimausi  12.05.2020, 21:18
@Teifi

Ich vermute mal Floppydisk unterliegt hier einer falschen Vorstellung vom System. Er möchte mit der Abbrecherquote darstellen, wie schwer ein Studium ist. Was natürlich anfangs intuitiv aussieht, im Detail aber kompletter quatsch ist. Es wäre ohne weiteres möglich in JEDEM Studiengang eine Abbrecherquote von 90% zu generieren. Dadurch sagt man nichts über den Stoff und seinen Zugang aus noch über die Intelligenz der Teilnehmer.

Im Prinzip soll es ein: Schaut mich an, ich habs geschafft sein. Stolz kann man darauf sein, sollte das auch. Aber solche Schlüsse zu ziehen ist dann ziemlich dämlich. Gut aber das ist dann etwas das man tatsächlich in Jura lernt, Kausalitäten und systemische Analyse.

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Einfach ist es nicht und Du musst schon ehrgeizig und strebsam sein. Du kommst nur zum ZIel, wenn Du Dich wirklich mit der Materie befasst. Da es viele Rechtsanwälte gibt, sieht man, dass es zu schaffen ist.

Leicht ist es sicher nicht. 2 Klassenkameraden, die mit meiner Tochter das Abi gemacht haben, haben nach 2-3 Semestern aufgegeben.

jurimausi  12.05.2020, 21:14
Leicht ist es sicher nicht. 2 Klassenkameraden, die mit meiner Tochter das Abi gemacht haben, haben nach 2-3 Semestern aufgegeben.

Das liegt aber in der Regel nicht daran, dass es zu schwer ist. Meist ist es der Zugang zum Recht. Der ist kompliziert und stellt sich bei vielen auch erst in der Examensvorbereitung ein. Bekannte Professoren von mir haben oft gesagt, das "erst" nach vier Semestern bei ihnen der Groschen gefallen ist. Das ist in Jura das war sehr sehr frustrierend ist.

Ich bin in der Examensvorbereitung und ich würde sagen das bei mir wenigstens eine Seite des Groschens offen liegt. Kämpfen musste ich trotzdem. Also einiges zählt da eben auch das Durchhaltevermögen.

Schade das schöne an Jura nicht gefunden haben. An Intelligenz liegt das jedenfalls bei den wenigsten.

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Oma1705  12.05.2020, 21:19
@jurimausi

Ich denke, dass es bei den beiden an Verständnis und auch Durchhaltevermögen gefehlt hat.

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Dass das Thema Studium kein einfaches Pflaster ist, dass ich Ihnen bestimmt bewusst. In Ihrem speziellen Fall wollen Sie Jura studieren, da Sie lt. ihre eigenen Angaben Staatsanwalt werden wollen. Ich studiere zwar kein Jura, aber ich habe Freunde die Rechtsanwälte oder Staatsanwälte sind und die meinten, dass das Thema Jura studieren nicht einfach sei, jedoch mit dem nötigen Fleisschen, gute Chancen wären.

Woher ich das weiß:Recherche