Sprachpurismus heute?

5 Antworten

veränderungen einer landessprache passieren ständig und kontinuierlich, aber nie von heute auf morgen.

lies nur mal irgend einen text auf dem frühen 20. jahrhundert, teilweise lacht man über gedrechselte, hochtrabende formulierungen.

die nazis haben versucht, deutsch von fremdsprachigen wörtern zu befreien, übrig geblieben ist kaum etwas, aber z.b. das "kfz" (kraftfahrzeug) anstelle vom auto.

die französische besatzung anfang des 19. jahrhundert hat ebenfalls bis heute ihre spuren hinterlassen, auch wenn der frisör (friseur) und das café schon "eingedeutscht" ist.

und dann versuche doch mal, texte auf althochdeutsch aus dem mittelalter zu lesen, das schaffen nur linguistiker.

und trotzdem regen sich leute über "denglisch" auf, wenn durch die internationalisierungt der kommunikation und der einbindung der weltsprache nr. 1 vieles einfacher auszudrücken ist als auf deutsch.

hauptsache, man versteht sich. oder fragt ggf. nach, wenn es jemand übertreibt.

Von "Säuberungen" halte ich nichts, von einem bewussten und sorgfältigen Einsatz der deutschen Sprache sehr viel.

"Säuberungen" klingt nach Stalin.

Ich halte auch nichts davon, die deutsche Sprache von Wörtern wie "Zigeunerschnitzel" zu "säubern". Bitte keine Sprach- oder Gedankenpolizei.

Gruß, earnest

Eine Form von Sprachpurismus ist heute sehr aktuell. Man versucht, die Sprache von Wörtern zu "säubern", die als verletzend oder unangemessen angesehen werden.

Beispiele:

Man soll nicht mehr "Putzfrau" sagen, sondern "Reinigungskraft". Und nicht mehr "Asylant", sondern "Geflüchteter". Und statt "Eskimo" besser "Inuit".

Die Liste ließe sich fortsetzen. Manches an der Sprachsäuberung wirkt sehr nachvollziehbar, anderes doch etwas eigenartig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistik

Rugall  04.09.2021, 10:07

Ich habe übrigens bewusst "eine Form von Sprachpurismus" gesagt. Denn im engeren und eigentlichen Sinn versteht man unter Sprachpurismus natürlich die "Reinerhaltung" des Deutschen. Also: dass man das Deutsche von Fremd- und Lehnwörtern reinigt.

Es ist aber doch interessant, diesen eigentlichen Sprachpurismus mal mit "Sprachsäuberungen" in Bezug zu setzen, die wir sinnvoll und richtig finden. Das ist zunächst irritierend. Und plötzlich funktionieren viele Argumente, die man gegen die Reinerhaltung des Deutschen (vielleicht mit Recht) ins Feld geführt hat, nicht mehr. Und das finde ich spannend.

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Das wird immer wieder aktuell sein. Und immer wieder werden einige dafür und andere dagegen sein.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistik

Wie weit sollte diese " Säuberung "( allein bei dieser Wortwahl stellt's mir die Haare ) denn gehen ?

Zurück in die Zeit von " der ersten Hälfte des 20. Jh.?"

Noch weiter ? Mittelalter ? Steinzeit ?