Spannende Romane, mit spirituellen Aspekten, ohne aufgesetzt zu wirken?
Hallo zusammen :)
Ich lese gerne und sehr viel, und zuletzt packt mich Stephen King ganz besonders. Ich finde die Erzählstruktur wirklich wunderbar, auch wenn die Geschichten meist sehr gruselig sind. Im krassen Kontrast dazu, habe ich Delia Owens Gesang der Flusskrebse ebenfalls regelrecht verschlungen, sowie Siddhartha von Hermann Hesse oder den Alchimisten von Paulo Choelo oder "Der kleine Prinz" - fand ich auch toll :)
Diese Geschichten packen mich in ihre Welt und lassen mich den Alltag auf eine schöne Weise vergessen, geben aber auch irgendwie noch was mit, dass ich in den Alltag mitnehmen kann. Was genau diese Magie ist, vermag ich nicht wirklich zu sagen - sie sind einfach schön geschrieben.
Könnt ihr mir vielleicht noch Bücher, bzw. schöne Romane empfehlen, die das Thema Spiritualität mit einweben, ohne dass dies jedoch zu aufgesetzt wirkt? Ich habe bspw. die Prophezeiungen von Celestine gelesen oder Traumfänger oder Die Hütte (was gar nicht sooo schlecht war) aber alles in einem liest sich das für mich teilweise wie ein esoterisches Sachbuch mit etwas Geschichte drumherum.
Hintergrund ist der, dass ich gerne mal richtig schöne Romane lesen würde, bei denen ich in die Welt tief eintauchen kann und mir am Ende ein Gefühl des "hach, das war jetzt schön" geben, wie es bspw. bei Gesang der Flusskrebse der Fall war.
Danke für eure Empfehlungen :)
2 Antworten
Hm, ich weiß nicht, ob das gerade deine Richtung ist.
Hannah Kent "Wo drei Flüsse kreuzen/ The good people" ist ein sehr trauriger Roman - Kent kann das sehr, sehr gut: so eine richtig düstere, traurige Stimmung verbreiten - in dem die Handlung stark von Aberglauben ungebildeter Menschen auf dem Land im 19. Jahrhundert in Irland getrieben ist. Das ganze Leben ist durchzogen von der Idee, dass Elfen unsichtbar unter uns leben und Unheil anrichten. Wenn jemandem etwas Schlechtes passiert, hat ein Elf das verursacht.
Die Handlung dreht sich dann um eine Witwe, die ein behindertes Kind hat, aber glaubt, ihr Kind sei nicht behindert - weil sie das Konzept nicht kennt - sondern ihr an sich normales, liebes Kind sei von einem Elf besessen. Das Kind ist stark entwicklungsverzögert, kann sich wenig selbst bewegen und nicht sprechen. Es gibt bspw. eine Szene, in der das Kind versucht, Kontakt aufzunehmen, dies aber quasi als Angriff interpretiert wird. Die Mutter wird immer verzweifelter, den Elf zu vertreiben und tut dem Kind damit - unwissentlich - immer mehr an.
Parallel gibt es einen Erzählstrang über eine ältere Mutter, die an Demenz erkrankt und ebenfalls von der Tochter als besessen verstanden wird. Die Tochter hätte gern ihre Mutter zurück, misshandelt diese aber, um den Elf zu vertreiben.
Nach dem vermeintlichen Schluss, als alles gesagt ist, kommt noch ein Kapitel und man fragt sich, was jetzt noch kommen soll, ob es nur noch darum geht, Seiten zu füllen. Und dann kommt eine Szene, in der man erst begreift, dass man als Leser dieses Buch mit dem Wissen des 21. Jahrhunderts gelesen hat und nicht vollständig das Denken der Hauptperson durchdrungen hatte, nicht das Ausmaß ihres Weltbildes verstanden hatte.
Die Chocolat-Reihe von Joanne Harris ist im Prinzip auch spirituell angehaucht, auch da geht es um einen abweichenden Glauben an Übersinnliches, Rituale, das Gute im Menschen und Engstirnigkeit auf der Gegenseite (Religion oder Tradition bzw. Fremdenfeindlichkeit). Das wären Chocolat/ Schokolade, The lollipop shoes/ Himmlische Wunder (nicht so toll, kann man sich in der Zusammenfassung durchlesen mMn), Peaches for Monsieur le Curé/ Himmlische Träume, The strawberry thief (offenbar noch nicht übersetzt). Da geht es vor allem in Buch 1, 3 und 4 immer wieder um kleine Alltagsrituale, die Magie ins Leben bringen, ohne, dass man direkt an übersinnliche Kräfte glaubt.
Ansonsten würde ich dir den Tipp geben, mal im Literaturschock-Forum zu stöbern und zu fragen, da hast du das geballte Wissen der Community.
Gilbert Sinuoué: Der blaue Stein. München: DroemerKnaur 11997
ISBN: 978-3-426-62952-9
Drei zutiefst gelehrte Menschen ‒ Jude, ein Christ und ein Muslim ‒ stellen fest, dass sie ihr Problem nur dann lösen können, wenn sie zusammenhalten und jeder von ihnen mit dem Wissen der jeweils eigenen Religion seinen Teil beiträgt. Sie müssen zusammenhalten und sich gegenseitig vertrauen. Es geht nicht anders. Am Ende denken sie neu und anders über ihre jeweilige Religion ‒ und über den unendlichen Wert der Freundschaft, die alle Grenzen überschreitet. ‒ Die Handlung spielt kurz vor dem Jahr 1500. Die Fragen des Glaubens stehen zwar immer wieder im Mittelpunkt, aber dennoch wirkt nicht eine Seite von den 527 Seiten »aufgesetzt«. Keine einzige. Ein absolut faszinierendes Buch!