Sollten wir Russland dankbarer sein, da sie uns während des 2. Weltkrieges von den Nazis befreit haben?

Das Ergebnis basiert auf 31 Abstimmungen

Ja wir sollten den Russen dankbarer sein 84%
Nein ich wünsche mir die alten Zeiten zurück 16%

19 Antworten

Weder noch. Die Sowjetunion (nicht nur die Russen, auch Ukrainer und viele anderen Völker) hat für ihre eigene Befreiung gekämpft und nicht, um andere Völker zu befreien. Die Sowjetunion hat ja damals selber andere Völker (vor dem Angriff der Nazis auf die Sowjetunion) überfallen, Menschen ermordet, vergewaltigt und verschleppt (beim letzteren vor allem bei den baltischen Völker). Frag mal Polen, Finnen, Rumänen und Menschen aus dem Baltikum. Außerdem haben sie auch während des Krieges und nach dem Krieg viele Menschen in diesen "befreiten" Gebieten getötet, vergewaltigt und deren Zivilisten verschleppt und diese Länder entweder gegen ihren Willen in die Sowjetunion eingegliedert (baltische Staaten, Moldawien) oder in ein anderes diktatorisches Gewaltsystem und Zwangskorsett gezwängt. Da ist nichts von wegen Befreiung. Auch vor und nach der Sowjetunion hat der russische Staat oft für sein eigenes Sicherheitsgefühl das Sicherheitsgefühl anderer Völker menschenverachtend mit Füßen getreten. Kein Wunder, dass alle ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten und sogar mehrere ehemaligen Sowjet-Republiken jetzt in der NATO sind. Aber von nationalistischen Russen wird irgendwas davon gelabert, wie undankbar andere Völker sind. Mit so einer unreflektierten Einstellung wird Russland nie aus der Geschichte lernen.

Übrigens: nicht nur in der sowjetischen (und NICHT russischen Zone!) Zone wurde entnazifiziert. Und auch in der Sowjetzone waren viele Nazi-Beamte noch im Amt. Auch die Anzahl der ehemaliger Funktionäre und Parteimitglieder der NSDAP in der SED war sehr hoch (mehrere Artikel im unten stehenden Link).

https://www.google.de/search?q=NSDAP-MItglieder+in+der+SED&sca_esv=2cc662e0e4cfc101&source=hp&ei=2LEGZrjCC6OJ7NYPtamUiAI&iflsig=ANes7DEAAAAAZga_6BFe5X3dP4V1HnxTdZM5uDiz5_7Q&ved=0ahUKEwi4jsS5upmFAxWjBNsEHbUUBSEQ4dUDCBA&uact=5&oq=NSDAP-MItglieder+in+der+SED&gs_lp=Egdnd3Mtd2l6IhtOU0RBUC1NSXRnbGllZGVyIGluIGRlciBTRURIuzBQAFihLXAAeACQAQCYAWSgAfkOqgEEMjUuMrgBA8gBAPgBAZgCFqAC-A3CAhEQLhiABBixAxiDARjHARjRA8ICCxAAGIAEGLEDGIMBwgIOEAAYgAQYigUYsQMYgwHCAgsQLhiABBixAxiDAcICCxAuGIAEGMcBGNEDwgIIEAAYgAQYsQPCAggQLhiABBixA8ICDhAuGIAEGLEDGMcBGNEDwgIFEAAYgATCAgQQABgewgIGEAAYFhgemAMAkgcEMjAuMqAHxWs&sclient=gws-wiz

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Gutefragenuz504  26.04.2024, 12:03

Das diese Themen immer wieder aktuell sind, zeigt doch, das sich etwas bestimmtes nicht geändert hat. Vermutlich gibt es nicht mehr Energie dadurch, das Tiere massenweise verspeist werden, sondern ein Gezerre, also geht es um erschöpfende Vorgänge?

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Die Antwortmöglichkeiten zeigen doch schon auf in welche Richtung das hier gehen soll. Die zweite Antwort ("wünsche mir die alten Zeiten zurück") kann kein vernünftiger Mensch wählen. Somit ist es keien Frage sondern ein politisches Statement.

Ich halte den Begriff "befreit" in dem Zusammenhang für falsch. Ja, die Westmächte haben Deutschland von Nazis "befreit", weil danach mehr Freiheit herrschte als zuvor, weil ein totalitäres, menschenverachtendes Regime durch eine freiheitlich-demokratische Ordnugn ersetzt wurde.

Die Sowjetunion unter Stalin war nicht besser als Deutschland unter Hilter. Das Regime rund um Stalin hat wohl sogar noch mehr Menschen ermordet als das Hitler-Regime. Somit wurde lediglich ein totalitäres und menschenverachtendes Regime (Nationalsozialismus) durch ein anderes totalitäres und menschenverachtendes Regime (Stalinismus) ersetzt. In dem Zusammenhang von "befreiung" zu sprechen halte ich für Unfug.

Nun ja. Das ist natürlich eine schwierige Frage. Zuerst ist es natürlich gut, dass die Nazizeit schon nach 12 Jahren ihr Ende fand und nicht noch später.

Allerdings sollte man bedenken, dass die Sowjetunion nicht antifaschistischer war als andere Länder zu der damaligen Zeit. Dazu müssen wir uns nur anschauen, wer einen Vertrag mit Hitler unterzeichnet hat, durch den Osteuropa aufgeteilt und der Überfall auf Polen vorbereitet wurde. Die Mär vom russischen Antifaschismus ist daher nicht mehr als eben das, weil man versuchen wollte, die eigene Mitschuld am Kriegsausbruch zu verschleiern.

Daher würde ich nicht sagen, dass man Russland heutzutage dankbarer sein sollte. Wenn man das tut, verschweigt man erstens die Mühen der Westalliierten und leistet zweitens einen Beitrag zu Putins Geschichtsrevisionismus, durch den er alle Untaten Stalins, der Sowjetunion und nicht zuletzt seiner eigenen Person rechtfertigen will. Das scheint allerdings genau deine Intention zu sein, wenn man bedenkt, dass die einzige Antwortmöglichkeit in der Umfrage, die gegen deine These spricht, nur von Rechtsextremisten ausgewählt werden kann und jede von deiner Meinung abweichende Ansicht damit delegitimiert und nicht repräsentiert werden kann.

Ja wir sollten den Russen dankbarer sein

Ja, wir sollten das viel mehr zu schätzen wissen als es getan wird. Und nicht nur das, sondern auch dass sie mit uns gemeinsam Deutschland danach wieder aufgebaut haben.

WilliamDeWorde  22.03.2024, 19:03

Was haben sie denn aufgebaut? Die Stasi? Die NVA? Ich weiß nur, dass sie Uran für Atombomben abbauen lassen haben, sowie Tausenden Kilometer Eisenbahngleise.

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Ontario  25.03.2024, 07:48

Russland hat mit uns gemeinsam Deutschland wieder aufgebaut ? Woher nimmst du diesen Treppenwitz ? Russland war in der ehem DDR präsent Wie es den Menschen dort ging, musst du die fragen, die das erlebten..

Mit massiven Geldtransfers durch Strauss und Kohl wurde die DDR am Leben erhalten Die Russen haben die DDR eher ausgebeutet, als aufgebaut Wie das Land bei der Wiedervereinigung aussah, davon konnte sich jeder Besucher ein Bild machen.

Im Westen war die UdSSR nicht präsent und trug demzufolge auch nicht zum wirtschaftlichen Aufschwung bei Wer Deutschland nach dem Krieg unterstützt hat, das waren die USA. Marshallplan für den Wohnungsbau und andere Hilfen.

Die Russen haben uns nicht von den NAZIS befreit .Die Entnazifizierung fand nicht durch die Russen statt. Nürnberger Prozess wäre da anzuerken..

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WilliamDeWorde  25.03.2024, 11:37
@Ontario

Die Russen haben schon entnazifiziert, während im Westen viele Nazirichter im Amt blieben. Aber die Russen haben Straflager und KZs einfach weiterbetrieben und jeden reingesteckt, den sie für einen Nazi hielten. In Joachimstal im vogtländischen Erzgebirge sind Hunderte beim Uranbergbau umgekommen - in Friedenszeiten! Der Mashallplan hingegen folgte der überlieferten Aussage: "Man soll die Kuh nicht schlachten, die man zu melken gedenkt." Auch nicht so selbstlos.
Strauss und Kohl haben Kredite vergeben und keine Spenden. Aber sie haben immerhin politische Gefangene freigekauft.

Meine Stadt war erst von den Amis und dann von den Russen besetzt. Die Russen waren weitaus schlimmer, haben weder Schokolade noch Zigaretten verteilt, sondern geklaut wie die Raben. Wer sein Fahrrad festgehalten hat, hatte schnell eine Pistole am Kopf. Und Kulturgut haben sie gar nicht geachtet. Das nur mal zum Thema Raubkunst. Die Russen haben alles geraubt, aber historisches Gut zum Feuermachen und für die Sauna benutzt.

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Claud18  27.03.2024, 23:27
@WilliamDeWorde

Ich hatte eine ältere Kollegin, die ebenfalls nach Kriegsende in den Ural verschleppt wurde. Sie sollte dort Tee pflücken. Sie erzählte jedoch, sie sei die meiste Zeit krank gewesen, und nach einigen Wochen hätte man die deutschen Frauen wieder nach Hause geschickt.

Der Vater einer anderen Kollegin war nach Kriegsende nach Buchenwald verschleppt worden - weil er, um seine Gärtnerei behalten zu können, in die NSDAP eingetreten war. Als er zurückkam, war er ein kranker Mann und hat sich nie mehr davon erholt. Diese Kollegin hat sich deshalb auch ständig geweigert, in die DSF einzutreten, wo eigentlich alle im Betrieb eintreten mussten.

Und dann lies mal die Autobiographie von Ephraim Kishon. Er wurde auch von der Straße weggeholt, um nach Russland ins Gulag verschleppt zu werden. Als er feststellte, dass der Aufbruch jedes Mal sehr chaotisch erfolgte, blieb er eines Tages einfach in seiner Ecke sitzen. Man bemerkte ihn nicht, stellte aber später fest, dass die Anzahl nicht mehr stimmte. Da verschleppte man einfach einen harmlosen polnischen Bauer, der später im Gulag umkam, wie er später erfuhr.

Dass die Russen allen die Uhren und Fahrräder abnahmen, weiß ich auch von meinem Vater. Die Mutter einer Freundin hatte außerdem beobachtet, dass sie wahrscheinlich gar nicht Fahrrad fahren konnten, sondern die Fahrräder den Berg hinaufschoben und sich dann oben darauf setzten, um den Berg hinunterzurollen. Dann begann das Ganze von vorn.

Manche erzählten auch, sie hätten im WC Kartoffeln gewaschen.

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WilliamDeWorde  29.03.2024, 12:23
@Claud18

"Manche" war ich. Viele aus weniger entwickelten Regionen kennen bis heute kein Badezimmer, sondern nur Gemeinschaftsbanja auf dem Flur oder neben der Waschküche.

Das mit den Fahrrädern kann ich bestätigen. Die waren aber auch zu besoffen, um das Gleichgewicht zu halten.

Na. ja, immerhin haben sie Shukovs Antreiberei überlebt.

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peter2023239  29.03.2024, 17:10

Das ist lächerlich🤣🤣🤣 Was hat Russland mit uns aufgebaut Wenn dann waren es die USA.

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Ja wir sollten den Russen dankbarer sein

Ja, sicher. Aber leider war der Ostblock ja auch nicht nur ein heiteres Paradies, und ansonsten hat sich Russland seither auch eher noch weiter in eine schlechte Richtung entwickelt.