Sollten staatliche Universitäten Gender Studies, Soziologie und andere Geisteswissenschaften lehren?

Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen

Ja, ist nötig 56%
Ne, ist unnötig --> Sollten nur private Unis anbieten 44%

6 Antworten

Ja, ist nötig

Soziologie erforscht, wie Gesellschaften "funktionieren", wie soziale Phänomene entstehen und sich (weiter-)entwickeln, was sich also wie auf das Zusammenleben von Menschen auswirkt. Findest du das echt unwichtig? Glaubst du echt, dass das ein Bereich ist, bei dem es nicht nützlich ist, wenn dieser nach wissenschaftlichen Regeln erforscht wird?

Gender Studies ist ein interdisziplinäres Fachgebiet. Interdisziplinär bedeutet, dass hier Fachleute aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammenkommen und schauen, wo es eventuell Zusammenhänge zwischen ihren Erkenntnisse aus ihrem Fachbereich mit denen der anderen geben könnte. Dabei geht es auch um Fachgebiete wie zum Beispiel Biologie und Medizin.

Ein Ergebnis dieser interdisziplinären Forschung ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass in der Medizin der männliche Körper lange als der "Standardmensch" galt, an dem geforscht und entwickelt wurde. Mit dem Ergebnis, dass von Symptomen bis Medikamente viel zu viel zwar auf Männer zutrifft, auf Frauen - und somit die Hälfte der Weltbevölkerung! - aber gar nicht. Ein Klassiker dabei ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass Herzinfakte sich bei Frauen mit komplett anderen Symptomen als bei Männern äußern. Eine Erkenntnis, die leider immer noch viele Frauen das Leben kostet, weil Herzinfakte bei ihnen zu spät oder gar nicht erkannt werden und wo erst ganz allmählich ein Umdenken stattfindet - eben weil Gender Studies aufgedeckt haben, dass es hier diese Ungleichbehandlung und Diskriminierung von weiblichen Körpern gab und dass diese ein Problem darstellt.

Also, ist das wirklich unwichtig? Wenn du ein "Standardmensch", also ein Mann", bist, vielleicht. Ich als Frau finde es aber schon ganz gut, wenn mal genauer geschaut wird, wo ich ein größeres Risiko habe, aufgrund nicht erkannter oder falsch behandelter Krankheiten zu sterben...

Nudelauflauf28  24.02.2024, 22:01

Super geschrieben und absolut richtig.

Der Fragesteller wird es nur nicht verstehen.

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SchakKlusoh  25.02.2024, 11:03
@Nudelauflauf28

Was möchtest Du denn gerne gequellt haben?

Zum Beispiel Probanden in der klinischen Forschung?

Zudem wurden viele Medikamentenstudien überwiegend an Männern durchgeführt, hauptsächlich aus Furcht vor Schäden am Kind nach dem Contergan-Skandal in den 1960er Jahren. Selbst Studien zu Hormonpräparaten, wie beispielsweise die Gabe von Östrogen in einer kardiovaskulären Studie der 1970er Jahre, führte man erstaunlicherweise nur an Männern durch.

https://www.usz.ch/der-medizinische-prototyp-war-lange-zeit-der-mann/

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Nudelauflauf28  25.02.2024, 12:24
@SchakKlusoh

Inwiefern widerspricht das dem, was in der Antwort von HappyMe1984 steht?

Ein Ergebnis dieser interdisziplinären Forschung ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass in der Medizin der männliche Körper lange als der "Standardmensch" galt, an dem geforscht und entwickelt wurde. Mit dem Ergebnis, dass von Symptomen bis Medikamente viel zu viel zwar auf Männer zutrifft, auf Frauen - und somit die Hälfte der Weltbevölkerung! - aber gar nicht.
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SchakKlusoh  25.02.2024, 20:23
@Nudelauflauf28
  1. Du wechselst das Thema.
  2. Der Mann war nicht der Standardmensch. Es wurde nicht an den Männer geforscht, weil er der Standard war, sondern zum Beispiel "hauptsächlich aus Furcht vor Schäden am Kind nach dem Contergan-Skandal in den 1960er Jahren"
  3. Den Forschern war (spätestens im 20. Jahrhundert) klar, daß Frauen "keine kleine Männer sind".
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Demokratus 
Fragesteller
 24.02.2024, 22:05
Wenn du ein "Standardmensch", also ein Mann", bist, vielleicht.

"Mann". Ach ja, was ein Mann und eine Frau ist, beschäftigt dich vermutlich bis in den Schlaf, oder? 🤣🤣

Ich als Frau finde es aber schon ganz gut, wenn mal genauer geschaut wird, wo ich ein größeres Risiko habe, aufgrund nicht erkannter oder falsch behandelter Krankheiten zu sterben...

Nun ja, ich als "Standardmensch", also "Mann", würde ich auch gerne wissen, wie die Soziologie Männern dabei helfen will, die dreifach hohe und immer höher werdende Suizidrate für Männer zu stoppen.

Warum sterben eigentlich fast nur Männern in Kriegen? Liegts das eventuell auch an der institutionellen Wehrpflicht, die in den meisten Nationen nur für Männer greift? RIP an die armen ukrainischen und russischen Männer und Glückwunsch an die ukrainischen Frauen, die in Warschau und Berlin Party machen! 😂😂

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HappyMe1984  24.02.2024, 22:10
@Demokratus

Nun, Suizidraten und die Auswirkungen des Geschlechts darauf wären zum Beispiel ein Fall für interdisziplinäre Forschung im Bereich der Gender Studies mit Beteiligten aus Soziologie, Medizin und Psychologie, eventuell auch Wirtschaft und Politologie. Du hast also gerade mit deinem Wunsch nach einer Erforschung dieses Phänomens die Relevanz von Gender Studies bestätigt und somit eigentlich deine eigene Frage beantwortet, herzlichen Glückwunsch :).

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Demokratus 
Fragesteller
 24.02.2024, 22:12
@HappyMe1984

Deswegen habe ich auch zu den ersten Teilen nichts geschrieben, denn ich fand deine Argumentation gut. Danke für die Antwort.

Mir gehts eher darum, ob es überhaupt im Interesse der Beteiligten steht, dass Probleme der männlichen Seite genügend angeschaut werden... Vor allem bei all den unnötigen, sterbenden und männlichen bzw. wehrpflichtigen Soldaten bzw. all den Männern, die sich selber umgebracht haben...

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HappyMe1984  24.02.2024, 22:36
@Demokratus

Du unterliegst dem Irrglauben, dass die Gesellschaft irgendwie männerfeindlich ist und alles sich nur darum dreht, Männer zu unterjochen und Frauen zu pushen. Das stimmt einfach nicht! Und nein, das ist auch absolut nicht das erklärte Ziel von Feminismus oder der Forschung im Bereich der Geschlechterforschung.

Es geht in beiden Bereichen darum, zu schauen, warum wir stehen, wo wir stehen. Und darum, wie es von diesem Punkt aus besser werden könnte. Für ALLE Menschen!

Hast du zum Beispiel mal überlegt, dass manches, was dir als Mann so schwer auf der Seele liegt, auch ganz viel mit gesellschaftlichen Rollenklischées und Erwartungshaltungen zu tun haben könnte? Also "Ein echter Mann muss/ist...." und so? Dass dort Dinge von dir erwartet werden, die gar nicht dir und deiner Persönlichkeit entsprechen, die du gar nicht erfüllen kannst und willst, wofür du dich brutal verbiegen musst, um dort irgendwie rein zu passen?

Und als Erkenntnis daraus, wie viel leichter es auch für dich im Leben sein könnte, wenn du einfach so sein könntest, wie du bist und wie du sein willst, weil wir solche Rollenklischées und Erwartungshaltungen überwinden, als Gesellschaft, als Menschheit? Weil wir - auch durch Forschung - feststellen, dass diese Erwartungen einfach nicht stimmen, dass es nicht diese Aspekte sind, die definieren, was ein Mann oder eine Frau ist?

Genau das ist es, wo moderner Feminismus ansetzt. Und das ist es auch, wonach im Bereich der Gender Studies geforscht wird, also zum Beispiel die Frage, wo die Grenze zwischen "sex" und "gender" wirklich verläuft, was die Biologie zwingend vorgibt und was gesellschaftliche Konstrukte dabei sind, welche Auswirkungen das hat und wo wir uns als Gesellschaft in Sackgassen mit negativen Auswirkungen manövriert haben, aus denen es nun Wege heraus zu finden gilt.

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horribiledictu  25.02.2024, 09:36

Es gibt acht Lehrstühle für Kernforschung, aber 173 Lehrstühle für Genderforschung.

was wird wohl eher unsren Lebensstandard sichern: gender studies oder technologische Forschung?

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Mugua  25.02.2024, 09:58
@horribiledictu

Solltest du nicht eher Lehrstühle für Physik mit denen für Genderforschung vergleichen? Ist ja beides der jeweilige Fachbereich. Aber so kann man das natürlich auch schön verdrehen.

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SchakKlusoh  25.02.2024, 10:29
@horribiledictu

In D werden Universitäten pro Kopf der Studenten finanziert. Für Genderforschung braucht es nicht viel Geld, das heißt, da kann man das Geld wegnehmen, das man den MINT-Fächern geben muß, damit sie ihre teuren Geräte usw. bezahlen können.

Überspitzt formuliert: Je mehr "Laberfächer"-Studentinnende umso mehr MINT-Studenten.

Der ´billigste´ Studeingang ist übrigens Mathematik.

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greenpolitics  25.02.2024, 09:38

Da muss ich keinen Text schreiben.
Viel zu gut und einen Stern wert ⭐️

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SchakKlusoh  25.02.2024, 10:22
Gender Studies ist ein interdisziplinäres Fachgebiet

Gender-Studien (es geht auch auf deutsch) sind Ideologie-durchsetzt. Vieles davon ist schein-wissenschaftlich.

Ein Ergebnis dieser interdisziplinären Forschung ist zum Beispiel die Erkenntnis, dass in der Medizin der männliche Körper lange als der "Standardmensch" galt, an dem geforscht und entwickelt wurde.

Meiner Kenntnis nach ist das nicht so. Auch vor den Gender-Studien war bekannt, daß "Frauen keine kleinen Männer" sind.

  1. Frauen haben über lange Zeit nicht an medizinischen Versuchen und Medikamententest teilgenommen. Frauen waren nicht bereit "sich zu opfern" und waren zu "wertvoll". Sie hätten gedurft. Sie haben nicht gewollt. Es war ihnen zu zu gefährlich. Frauen machen ungern etwas, das gefährlich ist.
  2. Das "Verbrauchsmaterial Mann" war deshalb deutlich besser erforscht.
  3. Mediziner haben oft Selbstversuche gemacht oder Assistenten oder bezahlte Freiwillige benutzt. Selbst Alexander v. Humboldt hat Selbstversuche gemacht.
  4. Pharmaziefirmen haben in der ersten Hälfte des 20. Jh. Mitarbeiter für Medikamentenversuche genutzt. Das waren hauptsächlich Männer.
  5. Frauen wurden später abgelehnt, weil ALLE vorherigen Tests an Männern durchgeführt wurden und somit die Vergleichbarkeit nicht gegeben gewesen wäre. Das war ein dummer Fehler.
  6. Frauen wurden aber auch abgewiesen, weil sich zu wenige meldeten um repräsentative Daten zu ergeben.
  7. Männer waren deshalb der Maßstab für Medikamentierung usw. Frauen wurde dummerweise einfach eine herabgesetzte Dosis verabreicht.
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SchakKlusoh  25.02.2024, 20:33
@Stellwerk

Zum Beispiel:

Zudem wurden viele Medikamentenstudien überwiegend an Männern durchgeführt, hauptsächlich aus Furcht vor Schäden am Kind nach dem Contergan-Skandal in den 1960er Jahren. Selbst Studien zu Hormonpräparaten, wie beispielsweise die Gabe von Östrogen in einer kardiovaskulären Studie der 1970er Jahre, führte man erstaunlicherweise nur an Männern durch.

https://www.usz.ch/der-medizinische-prototyp-war-lange-zeit-der-mann/

Sie tranken Cholera-Erreger, spritzen sich Pfeilgift oder erhängten sich zu Versuchzwecken: Aus Wissensgier und Ruhmsucht machten Forscher den eigenen Körper zum Experimentierfeld.

https://www.spiegel.de/geschichte/verrueckte-selbstversuche-a-946798.html

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Zacija  25.02.2024, 12:29

Wer außer dem Staat oder Universitäten sollte eine Person mit so einem Abschluss einstellen?

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Nudelauflauf28  25.02.2024, 12:34
@Zacija

Man kann im HR-Bereich eines Unternehmens arbeiten, in Forschungsinstituten oder auch journalistisch tätig sein.

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Zacija  25.02.2024, 12:37
@Nudelauflauf28

Also nur staatliche Positionen, oder journalistisch aktivistische Arbeit kommt für solche Leute in Frage.

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Nudelauflauf28  25.02.2024, 12:40
@Zacija

Du scheinst nicht richtig lesen zu können. HR-Bereich in Unternehmen = freie Wirtschaft, nix Staat.

Journalismus/Forschung muss nicht staatlich sein, kann auch privat sein.

Du checken????

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Zacija  25.02.2024, 12:44
@Nudelauflauf28

Jede Firma muss ab einer bestimmten Mitarbeiteranzahl ein HR Abteilung haben. Es ist also nicht freiwillig

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Nudelauflauf28  25.02.2024, 12:45
@Zacija

Du scheinst echt nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein. Keine Abteilung - bis auf die Produktion - ist "freiwillig" da.

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HappyMe1984  25.02.2024, 14:29
@Zacija

Wie kommst du bitte darauf, dass eine HR-Abteilung in irgendeiner Form vorgeschrieben ist??

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Ja, ist nötig

Es sollte aber ohne Ideologie sein. "Gender Studies" sind das nicht. "Vergleichende Verhaltensforschung" ist es.

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Universitäten machen eine Misch-Kalkulation. Um möglichst viele Studienplätze anbieten zu können, muß man nützliche, aber teuere, Studiengänge durch weniger nützliche, aber unaufwendige, Studiengänge querfinanzieren.

MINT-Fächer benötigen teuere Ausstattung, neue Geräte, neueste Bücher und (online) Dokumente, teuere Fachkräfte usw. während Geisteswissenschaften und andere "Laber"-Fächer im Prinzip mit uralten Büchern, Tafel und Kreide auskommen.

Ne, ist unnötig --> Sollten nur private Unis anbieten

Weil diese Menschen mit so einem Abschluss zu 100% nur in staatlichen Einrichtungen eingestellt werden, und dort ihren realitätsfernen Schwachsinn weitergeben.

Die modernen Sozialstudien sind wie ein eigenes Ökosystem

Ne, ist unnötig --> Sollten nur private Unis anbieten

Soziologie und Co ist wichtig.

Gender studies ist Geldverschwendung und brotlose Kunst

SchakKlusoh  25.02.2024, 10:12

So brotlos ist es leider nicht.

Gender-Akademiker haben sich über Lobbyarbeit in der Politik und in der Wirtschaft eine Menge Bullshit-Jobs geschaffen. Da gibt es Diversity-Beraterinnende und Consulting-Büros für "richtiges" Gendern.

Man darf aber nicht vergessen, wie Universitäten in D finanziert werden. Sie bekommen pro Student Geld. Weil Laber-Fächer weniger kosten, als MINT, macht man eine Quer-Fianzierung.

Warum Elektrotechnik doppelt so teuer zu unterrichten ist wie Anglistik - und Mathematik am günstigsten
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Ja, ist nötig

Ich finde jedes wichtige Thema, was mit der Welt und den Menschen zu tun hat, soll unterstützt werden.
Soziologie hat was mit dem Menschen und der Gesellschaft zu tun, weshalb es wichtig.

Ich bin persönlich kein Experte darin und kenne mich wenig aus, aber ich finde es schon interessant was da alles gelehrt wird.