Sokrates vertritt ja die Meinung, es sei besser „Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun", wisst ihr zufällig wo man dazu literaturbelege findet?

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Den Standpunkt, es sei besser Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun (griechisch: ἀδικεῖσθαι μᾶλλον ἢ ἀδικεῖν), vertritt Sokrates (SO.) als Dialogfigur gegenüber Polos (PO.) und Kallikes) bei Platon, Gorgias 469 a - 480 c; 508 e – 509 c; 527 b. Dem entspricht auch eine auf einen konkreten Fall bezogeneÄußerung bei Platon, Apologie des Sokrates 32 b.

Textstellen mit der These: Platon, Gorgias 469 c, 473 a, 474 b, 508 e, 527 b

Platon, Werke : Übersetzung und Kommentar. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz herausgegeben von Ernst Heitsch, Carl Werner Müller und Kurt Sier. Band 6, 3: Joachim Dalfen, Platon, Gorgias : Übersetzung und Kommentar. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2004, S. 37 (469 b – c):

„SO.: So, wie Unrecht tun das größte aller Übel ist.

PO.: Ist dies wirklich das größte? Ist nicht Unrecht zu leiden ein größeres Übel?

SO.: Keinesfalls.

PO.: Du wolltest also lieber Unrecht erleiden als Unrecht begehen?

SO.: Lieber wollte ich keines von beiden. Wenn es aber notwendig sein sollte entweder Unrecht zu tun oder zu erleiden, würde ich es vorziehen Unrecht zu erleiden stattt Unrecht zu tun.“

S. 41 (472 d – e):

„Um gleich das Erste zu nehmen, worüber unser Gespräch jetzt geht: du glaubt, ein Mensch könne glücklich sein, wenn er Unrecht tut und ungerecht ist, wenn du wirklich den Archelaos für ungerecht hältst und trotzdem für glücklich. Sollen wir davon ausgehen, dass du dieser Meinung bist?

PO.: Selbstverständlich.

SO.: Ich erkläre das für unmöglich. Dies ist ein Punkt, in dem wir verschiedener Meinung sind. Gut. Wird jemand, der Unrecht tut, etwa glücklich sein, wenn er verurteilt und bestraft wird?

PO.: Überhaupt nicht, denn so wäre er ja ganz unglücklich.

SO.: Nach meiner Ansicht, Polos, ist der, der Unrecht begeht und der Ungerechte auf jeden Fall unglüklich, jedoch noch unglücklicher, wenm er für sein ungerechtes Tun nicht Buße leistet und Strafe erhält, weniger unglücklich dagegen, wenn er büßt und bestraft wird von Göttern und Menschen.“

„Ich habe irgendwo im früheren Verlauf des Gesprächs gesagt, dass es schlechter sei Unrecht zu tun als Unrecht zu erleiden.

PO.: Allerdings.

SO.: Du: Unrecht zu erleiden.

PO.: Ja.

SO.: Und ich habe gesagt, dass diejenigen, die Unrecht begehen, unglücklich sind, und wurde von dir widerlegt.

PO.: Jawohl, bei Zeus.

SO.: Wie du dir einbildest, Polos.“

S. 43 (474 b):

„Denn ich glaube, dass ich und du und alle Menschen es für schlechter halten sei Unrecht zu tun als Unrecht zu erleiden, und nicht bestraft zu werden als bestraft zu werden.

PO.: Ich glaube, weder ich noch ein anderer Mensch. Denn du möchste wohl lieber Unrecht  erleiden als Unrecht tun?

SO.: Auch du und alle anderen.“

S. 83 (508 e):

„Ich bestreite, Kallikles, dass es das Schimpflichste ist ungerecht auf den Kopf geschlagen und beschnitten zu werden an meinem Körper und am Geldbeutel. Sondern mich und meine Sachen in ungerechter Weise zu schlagen und zu beschneiden, das ist schimpflicher und schlechter, und ebenso zu stehlen und zu versklaven und einzubrechen und mit einem Wort - mir und meinen Sachen irgendein irgendein Unrecht anzutun, das ist für den, der das Unrecht begeht, schlechter und schimpflicher als für mich, der dieses Unrecht erleidet.“

S. 101 (527 b):

„Sondern unter so vielen Sätzen bleibt, während die anderen widerlegt werden, allein dieser Satz ruhig stehen, dass man sich mehr davor hüten muss Unrecht zu tun als Unrecht zu erleiden, und dass der Mensch mehr als alles andere üben muss nicht gut zu scheinen, sondern zu sein, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben.“

Jurist521 
Fragesteller
 07.03.2023, 18:30

DANKE!!!

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