Sind wir verpflichtet, nach den Regeln der Gesellschaft zu leben, in die wir hineingeboren werden?

Regeln - das kann sehr viel sein. Manche sind ziemlich eindeutig, manche erlauben eher einen gewissen Spielraum. Das Spektrum reicht von Zwang bis zur bloßen Empfehlung. Auch gehört es zum Erwachsenwerden zu lernen, wann man sich in welchem Ausmaß an die Regeln hält. Entsprechend lässt sich auch die Frage der Verpflichtung nicht eindeutig beantworten.

Im übrigen hast du die Möglichkeit, eine Umgebung, Gesellschaft oder Nische zu suchen, in der du besser klar kommst. Da sind die Pflichten deiner Geburtsumgebung dann hinfällig.

Nein, sind wir nicht. Denkt nicht jeder darüber nach, welche Regeln/Verhaltensweisen ihm wichtig sind und wählt sie dementsprechend? Regeln zu befolgen, nur weil es Regeln sind, macht für mich keinen Sinn. Ich muss auch dahinter stehen und davon überzeugt sein um sie zu akzeptieren. Generell gilt für mich selbst immer: andere Menschen so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte.

Gesetze, an die man sich natürlich zu halten hat, klammere ich jetzt mal aus und beziehe mich auf soziale Anforderungen, die andere an einen stellen - diese kann man durchaus umgehen. Wir können auch ruhig eigene Wege gehen und ich ermutige generell ausdrücklich dazu, allerdings im begrenzten Rahmen und in eigener Verantwortung. Letztendlich kommt es darauf an, wie viel man bereit ist zu riskieren - viele Möglichkeiten, die eigentlich jeder hat, gehen zugrunde, weil der soziale bzw. gesellschaftliche Rahmen zu eng gefasst ist. Viele Menschen würden gern aus den gängigen Schemata, in die sie durch ihre Erziehung, ihr Umfeld usw. reingepresst worden sind, entflüchten, trauen sich aber nicht, weil sie wissen, damit gesellschaftlich erledigt zu sein - vor allem auf dem Land oder in relativ engen Milieus ist das leider immer noch Standard. Ich habe so was in meiner Heimat auch zu spüren bekommen, weil ich nicht alles so gemacht habe wie man es von mir "gefordert" hätte - nicht im schlimmen Maß aber einfach so, dass ich eigene Wege ging und nicht den Altvorderen nach dem Mund redete.

Nein, aber

• man muss die Folgen seines Verstoßes tragen oder
• die Regeln zum Besseren für möglichst alle verändern helfen oder
• in eine andere Gesellschaft übertreten.

Die Gesellschaft des deutschen Staates hat immer weniger verpflichtende Regeln. Dafür dürfen die vielen Gemeinschaften in der Gesellschaft eigene Regeln aufstellen, auch wenn sie noch so dissozial oder selbstvernichtend sind.

Ich lebe gern nach den Regeln der Gesellschaft. Pflicht ist es nicht, kann aber zum Ausschluss der Gesellschaft führen, wenn du Regeln brichst.