Sind Vegetarier Heuchler?

14 Antworten

"Jeder der für die Umwelt ist und sich nicht sofort selbst umbringt ist ein Heuchler."

Ziemlich steile These, nicht wahr? Aber nur so kommen wir deiner Frage näher. Jeder Menschen braucht etwas zu Essen, und ein Dach über dem Kopf. Lebt er außerhalb der Tropen, benötigt er im Winter eine Heizung und dafür eine gewisse Menge Energie.

Für das Essen und das Dach über dem Kopf sind wir gezwungen der Natur Land zu entziehen. Wir verdrängen Arten für die Landwirtschaft, unsere Städte und unsere Infrastruktur. Dafür nehmen ihnen den Lebensraum, egal ob wir Fleisch essen oder nicht. Wer Fleisch isst, der benötigt deutlich mehr Fläche. Er verdrängt deutlich mehr Arten. Aber vollkommen unschuldig am Artensterben sind auch Vegetarier nicht. Denn auch Vegetarier essen drei mal am Tag, sie wohnen in einem schicken Zuhause und viele Vegetarier heizen mit fossilen Energieträgern. Du siehst selbst worauf das hinaus läuft. Das beste was wir für die Umwelt machen können, ist auf Kinder zu verzichten.

Wie siehst du jetzt selbst deine Frage?


5Leonarda  13.11.2020, 19:04
auch Vegetarier essen drei mal am Tag

Ich frage mich so langsam, wenn wir das mit der Nahrungsaufnahme genau richtig anstellen würden, wieviel müßten wir dann wirklich essen? Ist das meiste nicht einfach nur ein Magenfüller und wieviel stopfen wir in uns hinein, nur weil es gut schmeckt?

Diese Gedanken drängen sich mir förmlich auf, weil ich immer weniger zum essen brauche, drei Mahlzeiten am Tag schon ewig nicht mehr, jetzt zwei oder eine.

Heute war ich am Vormittag im Bioladen und hab mir auch ein Kartoffelbrötchen gekauft. Das habe ich dann genußvoll gegessen, während ich auf meine Mitfahrgelegenheit wartete. Dann war ich satt. Am frühen Nachmittag dann eine Kakifrucht aus der Restekiste im Bioladen und heut abend Süßkartoffel mit Schale.

Morgen und die folgenden Tage wird es öfter Tortillas mit Wildkräutern, Tomatenscheibchen, Scheiben von braunen Champignons und Tahini als Dressing geben. Zwei davon und ich bin pappsatt, aber viel ist das nicht.

Überhaupt, wenn ich viel Wildkräuter esse, strahlt mein Magen ein unglaubliches Wohgefühl aus. Na, ich werde das mal weiter verfolgen!

Lieben Gruß!

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Fuchssprung  13.11.2020, 19:08
@5Leonarda

Geht mir ganz ähnlich. Ich esse auch viel weniger als früher und ich hasse es wenn ich Nahrungsmittel weg werfen muss. Deshalb versuche ich nur das zu kaufen was ich unbedingt brauche.

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5Leonarda  13.11.2020, 19:10
@Fuchssprung

Hühner wären da eine prima Lösung. Die fressen auch gerne den Giersch, den ich ihnen pflücke und kleinschneide, Haushaltabfälle sowieso! 😊

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randomhuman  16.11.2020, 00:35
@5Leonarda

Kommt natürlich immer auf den Körper drauf an. Jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Bedarf an bspw. kcal und Proteien. Manche essen daher mehr und manche weniger. Vor allem Heranwachsende essen viel.

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5Leonarda  16.11.2020, 06:32
@randomhuman

Sicher, trotzdem denke ich, dass es einen Unterschied macht, ob man sich hauptsächlich von Junkfood und Fabriknahrung "ernährt" oder wirklich gesund von natürlicher unbelasteter Nahrung.

Ich meine das so, wenn man degenerierte Nahrung isst, dann muss man viel mehr essen, damit der Körper seine Nährstoffe bekommt, wenn überhaupt.

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Ein wenig. Aber dann bin ich auch einer (obwohl Fleischfresser). Immerhin versuchen wir im wesentlichen Bereich auf das Wohl der Tiere zu achten und in der Summe macht es mit Sicherheit einen Unterschied.

P.S. Diese tollen teuren Milka-Gebäcke u.ä., verwenden auch nur Eier aus Bodenhaltung, ebenso wie fast alle Kiost- / Bäckereibesitzer, wenn mal ein belegtes Brötchen mit Ei gekauft wird.

Gruß, Starchy.


mosstinnocent  17.11.2020, 15:36

Wenn du dich um das Wohlbefinden von jemandem sorgst, bringst du ihn nicht um.

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Hi, meistens geht es den Kühen von den Bio Käse und Bio Joghurt stammt gut also besser als welchen von nicht Bio Höfen. Es gibt aber auch viele Marken die damit werben dass es ihren Tieren gut geht das muss auch nicht immer teuer sein.


NadjaJenny  31.08.2021, 18:26

Aber was meinst du mit bin ich ein Heuchler?

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Konsequenterweise müsste man tatsächlich vegan leben, wenn man sagt, dass man es ausschließlich aus moralischen Gründen macht. Andererseits: wenn jeder Mensch nur zu 80% vegan leben würde, hätten wir auch schon eine andere Welt...


Wonderwok  13.11.2020, 16:12

Die Frage ist ob 80 Prozent der Menschen vegan leben könnten. Ich weiß es nicht. Aber wenn nur 20 Prozent Fleisch essen und diese 20 ja auch sich großteilig von anderen Dingen ernähren, Stelle ich mir die Versorgungslage schon Recht schwierig vor.

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Bin ich demnach ein Heuchler?

Ok, diese Frage könnte man knallhart mit "ja" beantworten, weil du aus ethischen Gründen kein Fleisch isst.

Grund, schau dir diese beiden Dokus an:

Verheizt für billige Milch – Das Leiden der deutschen Turbokühe

https://www.youtube.com/watch?v=gB2V2J-DsME

Armes Kalb: Abfallprodukt der Milchindustrie NDR 45 Min

https://www.youtube.com/watch?v=OntVrNPTmq4

"Dominion (2018)" kennst du?

https://www.youtube.com/watch?v=V7DrljVAaYk

Ich hab mehrere Anläufe gebraucht, um den Film ganz zu sehen und bin am Ende zu dem Schluß gekommen, dass sogar den Ziegen so übel mitgespielt wird, dass ich den Ziegenjoghurt auch noch weglasse, und das seltene Stück Butter dann gleich mit.

Für Milch habe ich gleich am Anfang meiner Ernährungsumstellung eine Alternative gesucht und bin bei Hafermilch hängengeblieben.

Mich hätte man im Laufe der Jahre daher oft als Heuchler bezeichnen können, und kann es heute noch, weil ich Katzen habe und die bekommen ganz normal Katzenfutter. Aber was soll ich machen? Solange sie leben, brauchen sie das, egal ob bei mir oder woanders. Und meine Katzen töten kommt nicht in Frage.

Meiner Meinung nach ist der Wechsel zu einem umweltfreundlichen Verhalten ein Prozeß, der über Jahre geht. Mal verinnerlicht man viel und setzt es um, und dann passiert eine ganze Weile nichts Neues. Und danach macht man weiter Fortschritte.

Also ehrlich, ich würde dich nicht als Heuchler bezeichnen. Du bist auf einer bestimmten Stufe der Entwicklung und wenn es dir ernst ist, machst du auch weiter.

Ich kaufe Lebensmittel auch nur noch Bio und unverpackt, und selten mal etwas, was durch eine Fabrik gegangen ist. Teebeutel lasse ich schon lange links liegen, es gibt doch losen Tee. Ich hatte mir damals vor Augen geführt, welch ein Aufwand es ist, diese Teebeutel herzustellen, nur um sich ein paar Krümel Tee in die Tasse zu hängen. Und ich habe mir die Abermilliarden Teebeutel vorgestellt, und die Resourcen- und Energieverschwendung, die damit einhergeht. Ja, und dann habe ich mir losen Tee gekauft. Ein Teeei hatte ich noch. Selbst diese Kleinigkeit ist ein großer Schritt, weil man mit einer Gewohnheit brechen muss.

Meine letzte Erkenntnis hat mit Vitamin B12 zu tun.

Angeblich müssen Veganer B12 supplementieren, weil sie sonst Mangelerscheinungen bekommen.

Ob das wirklich so ist, hängt davon ab, welche Herkunft das Gemüse hat und wie man es zubereitet.

Diesen Artikel hier fand ich sehr aufschußreich.

Pflanzliche Produkte
Pflanzen enthalten im Allgemeinen kein Vitamin B12. Bodenproben haben jedoch gezeigt, dass Böden, welche nicht zu stark mit Chemikalien belastet sind, sehr viele Bakterien enthalten, dieVitamin B12 produzieren. Dieses B12 kann auf Pflanzen haften bleiben, wenn man diese erntet. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass in ländlichen Gegenden Indiens ein B12-Mangel praktisch unbekannt ist, selbst bei jahrelanger rein veganer Ernährung. Da jedoch in den Industrienationenkaum noch Pflanzen direkt in der Natur gegessen werden, sondern zuvor immer gewaschen, geschält oder auf eine andere Art gesäubert werden, geht vom Ernteplatz bis zum Esstisch meist das wertvolle Vitamin an der Oberfläche verloren. Hinzu kommt, dass durch die Gifte, die in der heutigen konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, im Boden lebende Bakterien auch häufig mitvergiftet werden. Wir haben also hochreine Nahrungsmittel und immer «reiner» werdende Böden. Dadurch verschwinden auch immer mehr der nützlichen und überlebenswichtigen Bakterien. Obwohl also früher die Menschen durch eine pflanzliche Ernährung mit wildgewachsenen und höchstensleicht gewaschenen Pflanzenprodukten durchaus B12 bekamen, kann man davon heute nicht mehrausgehen.

Quelle: https://gesundheit-heute.ch/wp-content/uploads/2017/04/vitamin_b12_faktenblatt-2.pdf

Das heißt jetzt für mich, dass Wurzelgemüse aus dem Bioladen und meinem Garten nicht mehr geschält wird. Wenn da irgendwelche Stellen sind, schneid ich die weg und gut ist. Ja, und dann sind da noch die Wildkräuter, die sich bei mir im Garten wegen der guten Pflege auch fleissig vermehren. Ich lerne jedes Jahr neue kennen und kann sogar jetzt noch in den Garten gehen und sammeln. Winterportulak kommt auch schon wieder, aber ich muss mich gedulden und die Blätter größer werden lassen. - Man lernt immer weiter dazu.

Hühner habe ich auch, und ich esse deren Eier gerne! Zu futtern bekommen die Küchenreste, gemischtes Körnerfutter, Giersch kleingeschnitten, und alles, was im Garten anfällt, kommt auf den Hühnerhof. Entweder es wird gefressen oder es kompostiert. Da sind die den ganzen Tag am Scharren und Fressen, wenn sie nicht gerade ein Sandbad nehmen oder vor sich hindösen.

Über die Jahre hat sich auf dem Hühnerhof eine 30cm Humusschicht gebildet, die ich wiederum für meinen Garten nehme.

Auch bei meinem Garten greife ich sowenig wie möglich ein, damit sich die Natur in ihrer ganzen Vielfalt entwickeln kann. Das ist dann so schön, dass ich am liebsten nie wegmöchte. Ab und an mal einkaufen, und dann wieder nach Hause.

Du machst das schon! Kopf hoch!!! 😃