Sind Depressionen als Volkskrankheit eine "Luxuskranktheit"?

24 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Man sollte unbedingt den Fehler vermeiden, die krankhafte Depression mit Missmut und Unzufriedenheit und Neid gleichzusetzen.

Depressionen treffen auch Menschen, die eigentlich völlig zufrieden sein müssten. Es ist eine schwerwiegende Erkrankung mit gravierender Veränderung des Gehirnstoffwechsels. Die Leiden sind dabei oft extremer als bei vielen primär körperlichen Erkrankungen.

Das Krankheitsbild "Depression" ist unter heutigen Umständen viel leichter entwickelbar als unter ungünstigeren Lebensumständen:

  • Man wird nicht totgeschlagen oder in Stich gelassen, wenn man eine totale Antriebshemmung hat (Steinzeitmenschen hätten dafür eventuell weniger Verständnis)
  • Man ist viel häufiger an anderen Krankheiten gestorben
  • Man war sehr mit den direkten Überlebenskampf beschäftigt - wer da nicht funktioniert, stirbt ebenfalls.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist, dass es etwas leichter geworden ist, eine psychische Erkrankung zuzugeben. Es gibt immer mehr Menschen, die bei Depressionen nicht mit Platitüden kommen, wie "Geb Dir doch einfach etwas mehr Mühe, gut drauf sein." Dazu sind Depressionen mittlerweile oft heilbar und meist medikamentös beherrschbar.

Depression hat nichts mit Geld oder Luxus zu tun. Depression kann jeden Treffen. Es ist eine anerkannte Erkrankung und ich finde es steht Außenstehenden nicht zu darüber zu Urteilen, ob jemand wirklich Depression hat oder nicht. Wenn dann kann das nur ein Arzt feststellen

Hm...., dem Gedanken kann ich mich durchaus anschliessen. Depression ist ein Gegenpol zur Gemeinschaft, die sich gegenseitig stützt. Da in der Gesellschaft die gegenseitige Unterstützung stark zurückgeht, eigentlich inzwischen fast komplett fehlt, und andererseits der Leistungsdruck stark nach oben geht, ist Depression durchaus eine Art Luxuskrankheit.

Gesellschaftsschichten, welche mit geringerem Luxus auskommen müssen, haben deutlich geringere Erkrankungsraten an Depression. Die direkte Zufriedenheit mit dem Erreichten ist unmittelbarer erfahrbar.

Moltke66  20.02.2021, 21:01

In solchen Gesellschaftsschichten werden Depressionen als Krankheit oft nicht anerkannt und die Leute die daran leiden verschweigen es meistens und betäuben sich mit Drogen. Es gibt in ghettos nicht ohne Grund mehr drogenabhängige.

0

Leistungs- und Anspruchsdenken, Vergleiche, Bewertungen und Selbstabwertung spielen bei Depressionen natürlich schon eine Rolle vor allem in einem reichen Land wie Deutschland

aber das Thema ist zu komplex um es darauf runter zu brechen

z.B. spielen Überarbeitung, Überforderung, sozialer Stress z.B. durch Mobbing, schlechte Ernährung, zu viele Schadstoffe in der Umgebung, zu wenig Bewegung und die dadurch entstehenden ungünstigen Veränderungen im Hormon-/Neurotransmitterhaushalt auch eine Rolle

dazu kommt noch eine genetische Disposition für Depression bei einigen Menschen sowie Schicksalsschläge

Es ist eine psychische Krankheit wie jede andere auch können diese Menschen nichts dafür. Es wird nur inzwischen bei uns recht schnell erkannt. In anderen Ländern ist das nicht so einfach.
ich denke was eventuell begünstigt ist die ungesunde Lebensweise vieler Menschen heut zu Tage. Viel Zucker und weniger Bewegung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite mit Menschen