Sind Buddhisten Atheisten?

6 Antworten

Ich bin Soto-Zen-Buddhist, gehöre also zu einer Strömung innerhalb des Mahayana-Buddhismus, und möchte dir diese Frage gerne beantworten.

Der Buddha

Der Buddha selbst lehrte nicht die Existenz eines allmächtigen Gottes. Tatsächlich schwieg er zu vielen philosophischen Fragen, etwa über die Ewigkeit.

Seine Begründung war, dass diese intellektuellen Gedankenspiele den Menschen in der Entwicklung nicht voranbringen, ihn sogar verrückt machen könnten.

Der Buddha sah seine Lehre als praktischen Lebensweg und hielt offenbar nicht viel von spirituellen Spekulationen, oder gar irgendwelchen Wunderkräften.

Der Buddhismus

Der Buddhismus verbot bei seiner Verbreitung die bereits vorhandenen Vorstellungen der Völker nicht, sondern nahm sie in den Buddhismus auf.

So wurde den einfachen Leuten nicht ihr Volksglaube genommen, sondern ihre lokalen Gottheiten einfach zu Schützern der Lehre umgedeutet.

Daher gibt es, gerade in Asien, häufig noch Formen von buddhistischem Volksglauben, in denen man sie zB um eine gute Ernte bittet.

Die Textkritik

Analysen lassen häufig einen Schluss darauf zu, in welcher Kultur und in welchem Zeitraum Schriften entstanden und teilweise auch verändert wurden.

So sind in Indien traditionell Wundergeschichten über heilige Männer üblich - es verwundert also nicht, dass es entsprechende Legenden über den Buddha gibt.

Diese Erzählungen über Himmelswesen usw. sind aber nicht von Bedeutung für seine Lehre, sondern können als "asiatisches Lokalkolorit" angesehen werden.

Mahayana-Buddhismus

Im Mahayana-Buddhismus finden sich neben dem historischen Buddha Siddharta Gautama auch zahlreiche andere, so genannte transzendente Buddhas.

Auch ist das Ideal der Bodhisattva - ein Wesen, dass trotz des nahenden Erwachens aus Mitgefühl darauf verzichtet, den Wiedergeburtskreislauf zu verlassen.

Auch diese Wesen mögen gottartig anmuten, einige davon, wie etwa der Buddha Amitabha, sind sogar Erlösergestalten - einen allmächtigen Gott gibt es aber nicht.

Vajrayana-Buddhismus

Im so genannten "esoterischen Buddhismus" werden viele Lehren nur vertraulich vom Meister zum Schüler vermittelt - darunter Meditationsmethoden.

Dabei visualisiert man bestimmte "Gottheiten" die jedoch positive Eigenschaften verkörpern. So sollen sie Hindernisse auf dem Weg beseitigen.

Es handelt sich also vereinfacht gesagt, um eine Art von Mentaltraining, bei der diese Gestalten gezielt genutzt werden, um sich positiv zu entwickeln.

Der Westen

Sowohl christliche Lehrer, als auch buddhistische Lehrer, haben sich teilweise um eine Annäherung von Christentum und Buddhismus bemüht.

Es gibt sogar einige christliche Geistliche, die gleichzeitig buddhistische Meditation üben, oder sogar authorisierte buddhistische Lehrer sind.

Bekannte Figuren sind die katholischen Pater Enomiya Lasalle (SJ), Arul Maria Arokiasamy (SJ) und Willigis Jäger (OSB).

Dennoch gibt es im Buddhismus kein dem Christentum vergleichbares Gottesbild, man kann sich hier lediglich auf der Ebene von Mystik oder Praxis annähern.

Fazit

Der Buddhismus hat keinen personifizierten Gott und daher sind die meisten modernen Buddhisten entweder atheistisch, oder agnostisch.

Der Gottesglaube hat in der buddhistischen Lehre und Praxis keine Bedeutung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Manche vielleicht. Der Buddhismus ist ja keine Religion, auch wenn viele es so sehen. Ihm fehlen die wichtigsten Attribute einer Religion, wie z.B. ein Gottesbild.

Es gibt aber auch Buddhisten die an Götter glauben oder Agnostiker sind.

Im Prinzip ja, denn der Buddhismus kennt keinen personalen Gott.

Atheisten sind Menschen die davon überzeugt sind, dass es keinen Gott gibt. Die meisten Buddhisten halten die Frage, ob es einen Gott gibt, für irrelevant. Insofern sind das ehr Agnostiker. Es gibt aber auch Buddhisten die an einen Gott glauben. Das lässt sich also nicht pauschal beantworten.

soupeater70 
Fragesteller
 15.08.2018, 10:16

"Die meisten Buddhisten halten die Frage, ob es einen Gott gibt, für irrelevant."

Das wage ich doch jetzt mal schwer zu bezweifeln

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Christlich  15.08.2018, 21:38
@soupeater70

Bezweifele was du willst. Buddha selber hat kurz vor seinem Tod gesagt, dass er die Frage, ob es einen Gott gibt, für völlig uninteressant hält.

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wildcarts2  15.08.2018, 15:19
Atheisten sind Menschen die davon überzeugt sind, dass es keinen Gott gibt

Falsch. Atheisten sind Menschen, die keinen Gottglauben haben. Das ist keine Überzeugung

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wildcarts2  16.08.2018, 10:01
@Christlich

Nein, ich verwechsle da nichts.

Atheist = A theos = OHNE Gott = Passiver Zustand des Nichtvorhandenseins von Gottglauben

Antitheist = anti theos = GEGEN Gott = Aktive Entscheidung, Gottglauben abzulehnen

Agnostiker = "nicht wissen" = Aussage, man könne nicht belegen ob es Gott gibt oder nicht. Daher leben sie ohne Gottglauben.

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Nein. Atheist bedeutet, dass man an gar nix glaubt.

Hamburger02  15.08.2018, 09:31

Das ist schlichtweg falsch und da hast du den Begriff Atheist nicht verstanden. A-theist bedeutet nur, dass man an keinen personalen Gott glaubt. Daher sind auch viele Christen, die sich z.B. unter Gott keine Person mehr sondern eine Art Energie vorstellen, ebenfalls Atheisten, was auch schon mehrfach von katholischen Bischöfen bedauernd festgestelt wurde.

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noskill187  15.08.2018, 11:40

Schon das Wort "Atheist" sagt was es bedeutet: "Ohne Gott". Auch Atheismus ist ein Glaube: Der Glaube an keinen Gott/Götter.

Genauso wie im Prinzip sogar Wissenschaft eine Glaubensform ist: der Glaube an das wissenschaftliche Prinzip.

Man kann nicht an Nichts glauben, genausowenig wie man irgendetwas mit absoluter Sicherheit wissen kann. (Ich weiss, dass ich nicht weiss. - realisierte schon Plato)
Absolutes Wissen existiert nicht, somit bleibt nur Glaube. Nicht unbedingt Glaube im religiösen/theistischen Sinne, aber eben Glaube im Sinne von "nicht Wissen".

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noskill187  15.08.2018, 11:53
@Surja27

Hab ich doch geschrieben:

Schon das Wort "Atheist" sagt was es bedeutet: "Ohne Gott".

Erster Satz...

Theist -> theos = Gott, Atheist -> atheos = Ohne Gott - Der Vollständigkeit halber.

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wildcarts2  15.08.2018, 12:58
@noskill187

Das ist komplett Falsch und unlogisch.

Atheismus kann kein Glaube sein, es ist das Nichtvorhandensein von Gottglauben.

Als Christ kann man kein Atheist sein!

JEDER Mensch ist von Geburt an Atheist! Er ist OHNE Gottglauben. Punkt.

Um Glauben zu erlangen, muss man davon hören. Dann kann man sich bewusst entscheiden dagegen zu sein (Antitheist), das es einem egal ist (Agnostiker) oder gläubig werden will.

Es gibt auch keinen Glauben an Wissenschaft, das ist Unsinn.

Religiöser Glaube = Starres Konzept aus Regeln, Lehre, Moral, Weltbild

Persönlicher Glaube = Für wahr halten von Dingen, sie sich nicht beweisen lassen.

Wissenschaft besteht aus Theorien (=Darstellung der Realität) und kann daher anerkannt oder abgelehnt, nicht aber geglaubt werden.

Und natürlich kann man keinen Glauben haben. Ich habe keinen Glauben! Entweder ich weiß etwas, oder nicht. Etwas für wahr halten, was ich nicht belegen kann, halte ich für Zeitverschwendung. Ich gebe dann lieber zu, dass ich mir nicht sicher bin und etwas vermute, annehme oder schlußfolgere. Glaube ist aber etwas stures, mit dem man sagt, etwas verhalte sich defintiv so, auch wenn man es nicht belegen kann.

Ihr verdreht die Worte, weil ihr sie aufgrund eures Glaubens so haben wollt. Das ändert aber nichts an den korrekten Definitionen.

Wikipedia enthält viel Unsinn und ist eine sehr schlechte Quelle, gerade in Bezug auf Religion und Politik. Da haben Lobbyisten ihre Finger im Spiel

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noskill187  15.08.2018, 13:41
@wildcarts2
Wissenschaft besteht aus Theorien (=Darstellung der Realität) und kann daher anerkannt oder abgelehnt, nicht aber geglaubt werden.

Wissenschaft basiert im Grunde auf einem nicht beweisebaren Glaubensdogma, nämlich der Annahme dass die Naturgesetze die wir hier beobachten im ganzen Universum gelten.

Ohne den festen Glauben an dieses grundlegende Prinzip (eben das wissenschaftliche Prinzip) ist jegliche darunter erlangte wissenschaftliche Erkenntnis im Grunde bedeutungslos.

Ich habe keinen Glauben! Entweder ich weiß etwas, oder nicht.

Ich korrigiere: Du glaubst, keinen Glauben zu haben ;)

Wie gesagt, man kann nicht wissen (im Sinne von absolutem Wissen, "der einzig wahren Wahrheit") - Nein, auch nicht die Wissenschaft, das ist allein aufgrund des (natur)wissenschaftlichen Vorgehens schon nicht möglich, da dieses auf der Falsifikation und nicht der Verifikation beruht (Ausschlussverfahren)). Soll heissen die Wissenschaft schätzt Wahrscheinlichkeiten ab - sie "bestimmt" keine absoluten Wahrheiten, sie "irrt" sich dem Weg entlang.

Das sag ich als wissenschaftsbegeisterter Atheist... Ich war auch lange Zeit genau deiner Meinung - bis ich mich mit den Themen "Glauben/Wissen" wie auch der Philosophe dahinter detailliert auseinandersetzte und ich mir eingestehen musste, dass ich nicht weiss - und es das Einzige ist was ich je mit Sicherheit wissen werde.

Das Wichtigste dabei ist aber, dass man Glaube nicht mit Religion gleichsetzt, denn das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

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wildcarts2  15.08.2018, 14:26
@noskill187
Wissenschaft basiert im Grunde auf einem nicht beweisebaren Glaubensdogma, nämlich der Annahme dass die Naturgesetze die wir hier beobachten im ganzen Universum gelten.

Falsch. Das sehen Gläubige gern so, weil es nicht in ihr Konzept passt, dass Glauben nur etwas künstliches ist.

Wissenschaft hat absolut nichts mit glauben zu tun!

Wissenschaft ist ein PROZESS, der immer anhand der verfügbaren Mittel und Informationen Theorien erstellt. Eine Theorie ist die Darstellung der Realität, welche man durch Prüfmittel immer wieder belegen kann.

So wie du es darstellst, relativierst du ALLES und machst somit ALLES sinnfrei.

Selbstverständlich haben wir WIssen, welches absolut ist. Denn auf Basis dieses Wissen können wir z.B. Flugzeuge bauen, die auch funktionieren. Wäre das Wissen in Bezug auf die Physik, die damit in verbindung steht, falsch oder nicht gesichert, könnte man nichts planen

Das Wichtigste dabei ist aber, dass man Glaube nicht mit Religion gleichsetzt, denn das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Das ist nicht richtig. Glaube ist ein Produkt von Religion. Es ist ein starres Konzept, dass Lehre, Gesetz, Moral und Weltbild einer Religion enhält.

Etwas glauben, im Sinne von wahr haben, hat damit nichts zu tun.

Es gibt ansonsten nur noch den persönlichen Glauben, also das für wahr halten von Dingen die man nicht beweisen kann. Wenn ich sage, etwas verhalte sich so und so, ohne es zu belegen. Dann glaube ich, dass etwas so und so ist.

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noskill187  15.08.2018, 14:51
@wildcarts2
Wissenschaft ist ein PROZESS, der immer anhand der verfügbaren Mittel und Informationen Theorien erstellt.

Das stimmt ja - der komplette Prozess basiert aber trotzdem auf der Grundannahme des wissenschaflichen Prinzips: Die Naturgesetze die wir hier beobachten gelten im ganzen Kosmos. - Das ist eine naheliegende Annahme und damit scheinen wir bisher ganz gut zu fahren, aber keiner wird dir mit absoluter Sicherheit sagen können dass dem tatsächlich so ist.

Selbstverständlich haben wir WIssen, welches absolut ist. Denn auf Basis dieses Wissen können wir z.B. Flugzeuge bauen, die auch funktionieren. Wäre das Wissen in Bezug auf die Physik, die damit in verbindung steht, falsch oder nicht gesichert, könnte man nichts planen

Jein - auch dieses Wissen ist nicht wirklich absolut. Ein Restzweifel bleibt immer vorhanden (wie gesagt, Naturwissenschaft basiert auf einem Ausschlussverfahren, man kann nichts wirklich bestätigen, nur ausschliessen, da man nie das Gesamtbild betrachten kann sondern immer nur einen kleinen Teil davon). Aber wir sind der "absoluten Wahrheit" zumindest soweit auf der Spur, dass wir dieses "Wissen" technologisch nutzbar machen können.
Es ist "gut genug" oder "nah genug an der absoluten Wahrheit" für die entsprechende Anwendung wenn man so will.

Glaube ist ein Produkt von Religion.

Nein, Religion (miss)braucht (Gottes-)Glauben zur Machtausübung über Andere.
Glaube und Religion müssen nicht zwingend zusammen auftreten. Egal ob theistisch oder atheistisch.

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wildcarts2  15.08.2018, 15:18
@noskill187
Nein, Religion (miss)braucht (Gottes-)Glauben zur Machtausübung über Andere.
Glaube und Religion müssen nicht zwingend zusammen auftreten. Egal ob theistisch oder atheistisch.

Das ist defintiv falsch!

Religion ist ein politisches Machtinstrument, dass mit Hilfe von Glaubenskonzepten aus einem Volk eine homogene, leicht zu regierende Masse formen soll. Da wird nichts missbraucht, sondern Zweckmäßig angewendet.

Glaube und Religion sind untrennbar. Religion erzeugt Glauben (Konzept aus Lehre, Moral, Weltbild, Gott etc.). Ohne Religion gäbe es keinen Glauben.

"Atheistisch" kann nichts sein, da Atheismus keine Inhalte hat. Es ist nur das Nichtvorhandensein von Gottglauben. Atheismus ist daher kein Glaube.

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noskill187  15.08.2018, 15:53
@wildcarts2
Religion ist ein politisches Machtinstrument, dass mit Hilfe von Glaubenskonzepten aus einem Volk eine homogene, leicht zu regierende Masse formen soll.

Soweit sind wir einer Meinung.

Glaube und Religion sind untrennbar.

Jein - Religion ohne Glauben ist nicht möglich, soweit stimme ich dir zu.
Aber Glaube ohne Religion ist möglich, ja sogar alltäglich und allgegenwärtig, sie sind also nicht untrennbar miteinander verbunden.

Ohne Religion gäbe es keinen Glauben.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ohne Glauben gäbe es keine Religion. - Warum dem so ist hab ich bereits lang und breit erläutert..Wie gesagt, ich war lange Zeit auch dieser Meinung, bis ich einsehen musste dass das schlicht und einfach nicht stimmt.

Es ist nur das Nichtvorhandensein von Gottglauben. Atheismus ist daher kein Glaube.

Doch - Eben ganz allgemein der Glaube an keinen Gott. - Der Glaube an keinen Gottesglauben. Ohne weitere (eigentliche) Inhalte/Dogmen (Gebote/Verbote/wasauchimmer) - da stimme ich dir zu.

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wildcarts2  16.08.2018, 09:11
@noskill187
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ohne Glauben gäbe es keine Religion. - Warum dem so ist hab ich bereits lang und breit erläutert..Wie gesagt, ich war lange Zeit auch dieser Meinung, bis ich einsehen musste dass das schlicht und einfach nicht stimmt.

Das stimmt nur dann nicht, wenn man verschiedene Definitionen von "Glauben" miteinander vermischt, was vor allem Gläubige sehr gerne tun.

Religiöser Glaube ist etwas ganz anderes, als der Persönliche, individuelle Glaube.

Religiöser Glaube = Starres Konzept, dass anhand erfundener Geschichten Gesetze, regeln, Moral und Weltbild vermittelt.

Persönlicher Glaube = Das für wahr halten von Dingen die nicht beweisbar sind. Fantasie, Wunschdenken, Autosuggestion

Doch - Eben ganz allgemein der Glaube an keinen Gott. - Der Glaube an keinen Gottesglauben. Ohne weitere (eigentliche) Inhalte/Dogmen (Gebote/Verbote/wasauchimmer) - da stimme ich dir zu.

Wenn Atheismus ein Glaube wäre, wäre "Nicht-Tennis-Spielen" auch eine Sportart.

Atheismus ist nichts weiter, als das Nichtvorhandensein von Gottglauben.

Antitheismus ist die Ablehnung von Gottglauben.

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