Schwierige Familie?

Krader303702  22.04.2022, 22:23

was ist schlimm daran es zu erzählen?

Krader303702  22.04.2022, 22:30

worauf wartest du dan?

verreisterNutzer 
Fragesteller
 22.04.2022, 22:31

Es geht nicht um mich.Ich hätte die Frage dann anders formuliert.

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als "Ausländerkind" hatte ich in der Tat nicht das beste Image und meine Familie zählte in meiner Heimatstadt trotz gewissen Ansehens bestimmt nicht zur Elite. Wir galten als seriöse und integrierte Ausländer, arbeitsam und nicht arm, aber wir waren eben Ausländer und mit zahlreichen Vorurteilen behaftet (bin Deutsch-Jugoslawe bzw. Janjever, aber in Deutschland geboren). Dazu spielte mit rein, dass ich ohne Mutter bzw. bei meinem Opa aufwuchs aus verschiedenen Gründen, auf die ich hier aber nicht näher eingehen werde.

Ich war jedes Mal ganz einfach ehrlich und habe gesagt, wie es ist, wenn die Sprache drauf gekommen ist. Ich habe mich auch nie dafür geschämt.

Bei meiner ersten Freundin mit 14 war das total egal, da war es "halt einfach so". Wir trafen uns oft und es wurde zwar mal gefragt, warum ich bei meinem Opa wohne, aber auch nur einmal, dann war es akzeptiert. Kinder bzw. Quasi-Kinder (mit 14 ist man noch ein halbes Kind^^) haben da andere Probleme und sind relativ vorurteilsfrei, wobei ich auch sagen muss, dass Katjas Eltern sympathische Leute waren, ganz bodenständig, und einen meiner Onkels aus der Nachbarschaft kannten. Sie hielten ihn für nett und waren total locker.

Bei meiner zweiten Freundin war es problematischer, weil die Familien absolut gegensätzlich waren: Caro stammte aus einem Dorf aus einer alteingesessenen Familie. Die Mutter war in Ordnung, der Vater war ein ziemlicher Patriarch und fand weder meine Familie noch die Beziehung angebracht. Ich war da ganz offen und habe Caro von Anfang an gesagt, wo ich herkomme, dass ich bei meinem Opa lebe und dass ich zu meiner Mutter keinen Kontakt habe, sie hat nach und nach alles erfahren und es war nicht schlimm - ich habe ihr auch gesagt, dass sie aufstehen und gehen kann und ich das verstehe, aber ehrlich zu ihr sein will. Caro ist geblieben. Für die Eltern war ich aber anfangs ein luschiger Osteuropäer und wir bekamen immer wieder gezeigt, dass ihre Eltern eigentlich einen schnuckeligen Studenten für ihre Caro haben wollten anstatt einem angehenden Industriekaufmann mit Migrationshintergrund. Das änderte sich erst, als Caro und ich relativ geschickt initiiert haben, dass mein Opa sonntags auftischt (er war alt, aber fit) und Caro mit Eltern zum Kennenlern-Essen bei uns zuhause einlädt. Da sahen die dann ... aha, das Essen ist gut, die Küche solide und das Geschirrservice ist von Hutschenreuther; da ist auch ein bisschen Geld da, da ist alles sauber und gepflegt und bezahlt, da gibt es schöne Möbel, Gemälde, ein hochwertiges Wohnzimmer, Bücher von Dostojewskij und Marcel Reich-Ranicki, die haben ja sogar einen (bezahlten) Mercedes E-Klasse und alle sind beruflich erfolgreich. Ab dem Zeitpunkt war ich gern gesehen bei der Familie, vorher "ein Jugoslawe aus der Platte" - und Caros Mutter hat sich gern mit meinem Opa unterhalten, ihr Vater war dann auf einmal auch sehr gut auf mich und uns zu sprechen. Caro und ich trennten uns, weil sie Kinder wollte und studieren und ich beides mit Anfang 20 noch nicht wollte, aber wir sind immer noch eng befreundet und haben wöchentlich Kontakt.

Bei meiner heutigen Frau war das alles ganz anders, weil wir ziemlich ähnliche Vorgeschichten haben. Wir mussten uns nicht so viel sagen, weil wir hinsichtlich "Eltern" die selben Erfahrungen gemacht haben. Ich glaube, dass uns das Schicksal - kennen gelernt haben wir uns 2012 über meinen besten Kumpel - zusammen geführt hat. Das mit meiner Situation rutschte mir irgendwann wenige Wochen nach den ersten Dates raus, als ich ihr voll vertraut habe und schon ein bisschen in sie verliebt war und wusste, sie meint es ehrlich. Dann hat sie mir auch von ihrer Herkunft erzählt. Es war ganz locker und wir haben uns nicht viel erklären müssen, weil wir sehr viele Parallelen haben. Meinen Opa hat sie noch kennen gelernt, zu ihrer Familie besteht aber kein Kontakt, den möchte sie selber auch nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Davon abgesehen, dass das für meinen Freund keine große Rolle spielt, genau so.

Er hat nach meiner Familie gefragt und ich habe ihm (zugegeben, nach einigem Zögern) ganz offen und ehrlich erzählt wer meine Familie ist und in welcher Beziehung ich zu ihr stehe.

Dann hat er von seiner Familie erzählt und gut war. Ab und zu fragt er mal wieder etwas nach, dann entscheide ich immer wieder neu, ob und was ich noch Preis geben möchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Recherche, Berufserfahrung, Lebenserfahrung, Sonstiges

Es ergab sich einfach in den Gesprächen....