Schreibt man hier groß oder klein?

9 Antworten

Hallo,

Sie sind am (an dem) Laufen - auch wenn das nirgends wirklich festgelegt ist - aber und entdecken einen (wen/was? - 4. Fall: Akkusativ) Hund.

Bei "Sie sind am Laufen." handelt es sich um die Rheinische Verlaufsform, siehe:

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-wie-die-sprache-am-rhein-am-verlaufen-ist-a-350958.html

Unsere Deutschlehrerin hat immer gesagt, "Am Dran, am Sein, am Tun, ist man nicht". Von einer anderen Deutschlehrerin stammt: "Ich bin die Kuh am Schwanz, am Stall, am Haus am Ziehen und bin darauf am Rum am Trampeln." Hierfür gilt mein Dank meiner Freundin hier, der Deichgöttin.

AstridDerPu

earnest  27.12.2021, 06:35

Auch an dieser Stelle mein Hinweis, dass diese Deutschlehrerinnen offensichtlich nicht begriffen haben, dass diese Verlaufsform eine Bereicherung der deutschen Sprache ist, vergleichbar dem englischen Progressive.

Schade drum.

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AstridDerPu  27.12.2021, 07:00
@earnest

Ja, lang, lang ist's her. Ich glaube, einige der alten Deutschlehrerinnen und -lehrer wären heute froh um die Rheinische Verlaufsform bei dem Radebrechen, auf das man hier und heute trifft.

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shagdalbran  27.12.2021, 08:50
@AstridDerPu

Naja - das wäre das Prinzip des kleineren Übels. Nichts ist automatisch gut, nur weil etwas anderes noch besch...er ist :-) - äh, wird hier "anderes" eigentlich groß oder klein geschrieben?

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Wenn du es schon so schreiben musst, dann aber auf jeden Fall groß!

am = an dem

„dem“ ist ein Artikel und braucht i. d. R. ein Nomen.

Es muss also „am Laufen“ heißen – das Verb „laufen“ wurde hier substantiviert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – lege sehr viel Wert auf korrekte Interpunktion.
earnest  27.12.2021, 06:52

Wieso "musst"?

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HerrPringles  27.12.2021, 15:59
@earnest

Da es scheinbar nicht die feine englische Art ist, so zu schreiben – es gäbe bessere Wege. Ich selbst habe damit aber kein Problem.

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earnest  27.12.2021, 16:00
@HerrPringles

Scheinbar - da bin ich ganz deiner Meinung.

Bei den "besseren Wegen" allerdings nicht - siehe meine Antwort.

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Die Frage kommt interessanterweise letztens öfter auf. Aus Zeitgründen kopiere ich mal eine Antwort von mir aus den letzten Tagen hier rein:

"Am S/spielen sein" ist der sog. Rheinische Progressiv. Im Standarddeutschen ist diese Form noch nicht wirklich verankert, daher nehmen auch die amtlichen Rechtschreibregeln nicht ausdrücklich dazu Stellung. Die Schreibung ist also nicht zu 100 % geregelt.

Viele wählen, wenn sie so etwas schreiben, die Großschreibung, da "am" ursprünglich eine Verbindung aus Präposition und bestimmtem Artikel "an + dem"; und Artikel zeigen oft eine Substantivierung an.

Viele wählen allerdings auch die Kleinschreibung. Das sieht man, wenn man informelle, private Texte untersucht, bei denen die Schreibenden sich keine Gedanken über Regeln machen und auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Dann sieht man diesen Progressiv als normale Form im Verbparadigma; also als auch nichts anderes als z.B. einen Konjunktiv oder dergleichen. Nur die ungewöhnliche Konstruktion mit angesprochenem "am" spricht dagegen.

Meiner Meinung gibt es für beide Schreibungen gute Gründe, aber ehrlich gesagt: Die meisten werden sich nie Gedanken über das Verbparadigma gemacht haben und daher, wenn man sie nach Regeln fragt, eigentlich immer auf die Substantivierung verweisen. Mit der Großschreibung ist man dann wohl auf der "sicher (er)en Seite".

Richtig ist es großgeschrieben, aber der Duden lässt es auch kleingeschrieben gelten.

Der Grund warum hier großgeschrieben wird:

  • Er ist am Spielen
  • Sie sind am Laufen und entdecken ein Hund.

Also, der Grund ist folgender: Da das Wort "am" quasi als Artikel wie der/die/das fungiert, muss danach großgeschrieben werden. Denn wir wissen, auch nach einem Artikel muss immer großgeschrieben werden: Der Ball, Das Allein-sein, Die Wand, usw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Was für eine wundervolle Frage bin ich da am lesen :)

Klar, hier wurde schon häufig gesagt, dass es substantiviert werden muss. Nach meinem stark ausgeprägten rheinischen Gefühl würde ich das immer klein schreiben, weil ich gerade dabei bin, das zu tun - und Tu-Wörter schreibt man klein.

Da diese Form aber nur in Ausnahmefällen seinen Weg ins Schriftliche findet und nur gesprochen wird, darf ich meine (vielleicht falsche) Privatschreibung sicherlich beibehalten.

DerKalif  27.12.2021, 08:59

Mit der Kleinschreibung bist du nicht allein; und es gibt auch Gründe dafür, wie ich in meiner Antwort versucht habe anzureißen. Aber schön, das von einem "echten Menschen" bestätigt zu hören... :)

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earnest  27.12.2021, 09:00

Dass das nur in Ausnahmefällen so sei, ist reine Behauptung. Und dass es nur gesprochen würde, ist schlicht falsch.

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LindorNuss  27.12.2021, 09:01
@earnest

Ohhhh, sei nicht so böse. Ich schreibe und lese sehr viel - die rheinische Verlaufsform kommt mir da nur selten unter.

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earnest  27.12.2021, 09:04
@LindorNuss

Ich bin dir doch gar nicht böse.

Auch ich schreibe und lese mitunter - und mir ist, wenn ich, pardon, am Lesen war, "am Lesen", einschließlich der Brüderlein und Schwesterlein besagter Formulerung, immer wieder untergekommen.

;-)

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