Schreckliches Heimweh im Internat?
Hallo,
also ich bin jetzt seit einer Woche auf einem Internat in Baden-Württemberg und mir gehts unglaublich schlecht. Ich geh mindestens drei mal am Tag in ein verlassenes Klo, weil ich nicht vor den anderen weinen will, ich hab auch richtige Panikattacken und Heulkrämpfe.
Ich wach schon am Morgen mit einem Kloß im Hals und Bauchschmerzen auf und über den Tag wird’s nur noch schlimmer. Ich bin hier in der 11c, der Einstiegsklasse für Realschüler, aber ich komm mit dem Gymnasialstoff garnicht klar. Mit den anderen Internatsleuten hab ich nicht so viel zu tun, auch wenn ich Kontakt suche sagen sie nur ein paar Worte und lassen mich wieder allein.
Meine Mitbewohnerin ist da auch nicht besser, klar ist die freundlich, aber immer weg, wir sind einfach komplett verschieden. Ich will einfach nur heim, ich weiß jetzt ganz genau, dass das nichts für mich ist und ich einfach nur wieder zuhause wohnen will.
Das Problem ist halt, dass es eine riesen Blamage für mich wird, alle waren so stolz auf mich, meine alte Schule, Freunde, Familie, Bekannte und ich will auf keinen Fall undankbar erscheinen, aber ich pack das ganze hier überhaupt nicht. Eine Woche MUSS ich noch bleiben, aber dann...
Ich wollte dann auf eine FOS wechseln, aber ob das jetzt noch geht weiß ich nicht
Ich weiß auch nicht was ich tun soll, aber mir gehts so schlecht wie noch nie in meinem Leben
LG
1 Antwort
Ja, ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Heimweh weh tut, physisch weh, und man das Gefühl hat, dass es an den Eingeweiden nagt. Bei Dir kommt noch erschwerend hinzu, dass Du mitten im Jahr in eine feste Gemeinschaft gekommen bist, und es einige Zeit braucht, bis Du Deinen festen Platz dort gefunden hast. Und diese Zeit ist nicht einfach. Ich fühle mit Dir.
Und trotzdem: Wenn Du jetzt, nach ein paar Tagen aufgibst, dann wird das Dein ganzes Leben an Dir nagen, Du Dir immer denken, dass Du es hättest schaffen können, denn im Grunde ist Internat für die Meisten eine super Chance, und es hat ja bestimmt Gründe, warum Du aufs Internat gewechselt bist, oder?
Was Du konkret tun kannst:
- Hör auf, mit zuhause zu telefonieren. Jeder Kontakt facht im Moment Dein Heimweh an, statt es zu bekämpfen.
- Fahre an den Wochenenden nach Möglichkeit NICHT nach Hause. Diese Wochenenden stellen jedesmal eine Unterbrechung Deiner Eingewöhnungszeit dar. Die Sonntagabende werden immer schwieriger für Dich werden. Die meisten Internate haben an den Wochenenden sehr schöne Programme, die Dir sonst entgehen.
- Versuche Dich so viel wie möglich zu beschäftigen. Bestimmt bietet das Internat viele Aktivitäten an, schreibe Dich ein. (Außerdem hast Du die Möglichkeit, Dich gründlich um Schule zu kümmern: Hausaufgaben sind besser, als Heimweh).
- Bringe Dich in Deine Wohngruppe ein, z.B. wenn es um Vorschläge geht, was Ihr zusammen machen könnt. Stelle Deinen "Genossinnen" viele Fragen darüber, wie was läuft, wie sie welchen Erzieher finden, oder Lehrer.
- Gib Deiner Mitbewohnerin eine Chance. Dass Du jetzt bei ihr bist, ist auch für sie eine Verändrung. (Vielleicht hatte sie vorher ein Einzelzimmer, dass sie jetzt mit Dir teilen muss?) Sollte das aber immer noch nicht funktionieren, dann wende Dich an eine Erzieherin. Das ist kein Gepetze.
- Schau nicht so weit in die Zukunft! Denke nie daran, wie lange noch, sondern lebe Tag für Tag.
Alle diese Tips beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen, und auf den Erfahrungen meiner Kinder. Mein Sohn, der nach zwei Wochen ebenso verzweifelt war, wie Du jetzt, ist jetzt schon traurig, weil die Internatszeit in einem Jahr für ihn endet. (Und so ging es mir auch!)
Also, wie gesagt: halte durch, es lohnt sich!