Schopenhauer Mitleidsethik Erklärung?

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Arthur Schopenhauer hält Mitleid für den zentralen Grundsatz und die Grundlage der Ethik.

Er vertritt eine Metaphysik mit pessimistischer Tendenz: Die Individuen sind alle Erscheinungen eines blinden Willens, der als Ding an sich ohne Ziel, Sinn und Grund (ohne Beweggrund) wirkt und jeder Vorstellung zugrundeliegt. Für den Willen ist jede Triebbefriedigung nur Übergang zu neuen Begierden. In der Welt herrscht aber Mangel und daher Leiden.

Nach Meinung Schopenhauers sind Verstand und Vernunft Produkte der Hirntätigkeit und es ist in ihnen nichts enthalten, was nicht dem Egoismus, der Befriedigung der eigenen Lebens- und Überlebensansprüche dient. Daher unterliegen Verstand und Vernunft der Macht der Triebe.

Weil Moral sich auf das empirische und wirkliche Handeln richte, müsse auch das Motiv bei moralischem Verhalten (die moralische Triebfeder) ein empirisches Motiv sein.

Die moralisch wertvolle Tat versteht Schopenhauer als Verneinung der Grundtriebfeder Egoismus und Widerspiegelung einer Einsicht, die Trennung zwischen Ich und Du als Täuschung zu erkennen.

Dies wird nach Schopenhauers Auffassung beim Mitleid durchschaut. Die unmittelbare Teilnahme am Leiden eines anderen Lebewesens erkennt und empfindet intuitiv im Leidenden sich selbst, sein eigenes Wesen. Die Identifikation mit dem anderen, dessen Wohl und Wehe, kann die Macht des Egoismus brechen.

Der oberste Grundsatz der Ethik ist: Neminem laede, imo omnes, quantum potes, juva - verletze niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst.

Daraus leitet Schopenhauer die Tugenden der Gerechtigkeit und der Menschenliebe ab.

Lies doch einfach die entsprechende Primärliteratur, also seine Preisschrift „Über die Grundlage der Moral“. Vergleichsweise dünn.

Bei jeder Zusammenfassung oder verkürzten Darstellung geht zu viel verloren.