Kritik an Schopenhauers Mitleidsethik?

3 Antworten

Schopenhauer reduziert viel auf die Gefühlsebene. Der Logos sowie der Thymos werden dabei vernachlässigt. Auch wenn Schopenhauer die beiden anderen Faktoren auch auf die Gefühlsebene reduzieren würde - doch das nicht zu unrecht. Ich glaube du kommst hier mit modernerer Psychoanalytik weiter.

Vielleicht hat unser Depri-Arthur auch einfach Recht.

Haldor  22.06.2022, 12:58

M. E. kann man das so nicht erklären. Beide, Kant und Schopenhauer, gehen von unzerschiedlichen "Herrschaftsprinzipien" aus. Für Schopenhauer ist der „Wille“ das oberste Prinzip, das sozusagen alle Dinge auf der Welt beherrscht und bewegt. Man könnte ihn auch den „Urwillen“ nennen, da von ihm alle Einzelwillen der Lebewesen abgeleitet sind. Dieser Urwille ist für Schopenhauer das Ding an sich, während für Kant das Ding an sich unerkennbar bleibt.

Nach Kant wird die Welt vom Dualismus Geist und Natur beherrscht. Der Mensch habe die Pflicht, sich für die Vernunft und gegen die Natur bzw. seinen egoistischen Willen insofern zu entscheiden, als er die Natur in sich vernünftig beherrscht.

Hiergegen wendet sich Schopenhauer. Nach ihm gibt es einen solchen Dualismus nicht. Der „Wille“ als Ding an sich sei das oberste Herrschaftsprinzip und sei zutiefst böse und verlogen, denn er gaukele dem Menschen vor, er könne, wenn er sich seinem individuellen Willen ganz ergebe, ihn also in sich entfessele, das Glück auf Erden erreichen. Das aber sei ein Betrugsmanöver des „Willens“. Da der Wille nichts als Leid und Unglück produziere, stelle sich einzig die Frage, wie man von dem Leiden bewahrt bzw. von ihm erlöst werden könne. Hier macht Schopenhauer den Vorschlag, es sei nur eine Selbsterlösung möglich, indem der Mensch den Willen in sich verneine. Tut er das, gewinnen die ethischen Kräfte im Menschen die Oberhand, u.a. das Mitleid.

Nach Schopenhauer ist ethisches Verhalten also keine Pflicht wie bei Kant, sondern eine freiwillige Entscheidung, die aber auch einem egoistischen Interesse entspringt, nämlich der Erlösung von dem Leiden.

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M. E. kann man das so nicht erklären. Beide, Kant und Schopenhauer, gehen von unterschiedlichen "Herrschaftsprinzipien" aus. Für Schopenhauer ist der „Wille“ das oberste Prinzip, das sozusagen alle Dinge auf der Welt beherrscht und bewegt. Man könnte ihn auch den „Urwillen“ nennen, da von ihm alle Einzelwillen der Lebewesen abgeleitet sind. Dieser Urwille ist für Schopenhauer das Ding an sich.

Nach Kant wird die Welt vom Dualismus Geist (Vernunft) und Natur beherrscht. Der Mensch habe sich insofern gegen die Natur und für die Vernunft zu entscheiden, als er die Kräfte der Natur in sich, z.B. den egoistischen Willen, vernünftig beherrschen soll.

Hiergegen wendet sich Schopenhauer: Nach ihm gibt es einen solchen Dualismus nicht. Der „Wille“ als Ding an sich sei das oberste Herrschaftsprinzip und sei zutiefst böse und verlogen, denn er gaukele dem Menschen vor, er könne, wenn er sich seinem individuellen Willen ganz ergebe, ihn also in sich entfessele, das Glück auf Erden erreichen. Das aber sei ein Betrugsmanöver des „Willens“. Da der Wille nichts als Leid und Unglück produziere, stelle sich einzig die Frage, wie man von dem Leiden bewahrt bzw. von ihm erlöst werden könne. Hier macht Schopenhauer den Vorschlag, es sei nur eine Selbsterlösung möglich, indem der Mensch den Willen in sich verneine. Tut er das, gewinnen die ethischen Kräfte im Menschen die Oberhand, u.a. das Mitleid.

Nach Schopenhauer ist ethisches Verhalten also keine Pflicht wie bei Kant, sondern eine freiwillige Entscheidung, die aber auch einem egoistischen Interesse entspringt, nämlich der Erlösung von dem Leiden. (Nur dieser Kommentar gilt, der andere Kommentar von mir ist fehlerhaft, durch falsche Hantierung am Computer entstanden!)

Woher ich das weiß:Recherche

Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstanden habe, aber ist das Handeln aus Mitleid nicht eigentlich verkehrt in dem Sinne, dass man beispielsweise seinem Freund nur nicht fremd geht, aus Mitleid? Sowas sollte man ja nicht aus Mitleid unterlassen.
Außerdem, ist das nicht auch ein bisschen egoistisch, weil man damit nur keine Schuldgefühle haben möchte und man dann irgendwie für sich selber handelt? Weil man das Gefühl von Mitleid stillen möchte?