Respekt oder Angst - was herrschte in eurer Erziehung vor?

Das Ergebnis basiert auf 20 Abstimmungen

Respekt 80%
Angst 20%

7 Antworten

Respekt

Meine Mutter und ich fahren diese Schiene schon seit einigen Jährchen und es war bislang die mit den wenigsten umgefallenen Bäumen auf den Gleisen.

Meine Eltern hatten schon immer zwei unterschiedliche Erziehungsstile. Meine Mutter war viel eher antiautoritär und mein Vater autoritär, mit Verboten, Grenzen usw. Jedoch merkte meine Mutter halt relativ schnell gemerkt, dass sie damit bei mir nicht weit kam. Sie merkte, dass, würde sie diese Gleise noch weiter befahren, wir immer wieder aneinandergeraten würden. In den allermeisten Fällen waren es nichts weiter als unnötige Machtkämpfe. Da sollte ich z.B. eine Jacke anziehen, weil es draußen kalt war, doch ich wollte nicht. Also akzeptierte sie das, packte die Jacke trotzdem ein und gab sie mir, als ich dann doch zugab, dass mir kalt war und ich die Jacke bräuchte.

Zum Glück war meine Mutter für 99% meiner Erziehung verantwortlich.

Unsere Beziehung zueinander bestand und besteht aus gegenseitigem Respekt. Aus dem einhalten der Grenzen des anderen. Wichtig: Des anderen. Viele Eltern setzen ihren Kindern Grenzen, merken jedoch nicht, dass Kinder selbst auch ihre eigenen Grenzen haben. Grenzen, die die Eltern einzuhalten und zu akzeptieren haben.

Meiner Meinung nach sollten Kinder früh lernen, dass sie ihre eigenen Grenzen setzen dürfen und müssen und wie sie das am besten machen können. Gleichzeitig müssen sie auch lernen, die Grenzen anderer zu erkennen und zu akzeptieren. Wenn Kindern ständig die "eigenen Grenzen" von anderen aufgesagt werden, wissen die doch irgendwann gar nicht mehr, wo ihre Grenzen denn wirklich, laut ihrem eigenen Empfinden, sind. Nein, Frau Schmidt, es ist nicht die Grenze Ihres Sohnes, nicht am Tisch mit Essen zu werfen. Das ist Ihre eigene Grenze. Und das ist absolut verständlich. Aber weshalb kann man nicht einfach sagen, dass man selber seine eigenen Grenzen setzt und muss stattdessen immer sagen, man müsse "den Kindern ihre Grenzen setzen"? (Lebensbedrohliche Situationen mal außenvor gelassen.) Wissen viele nicht, wo ihre Grenzen sind? Wurden ihnen auch die eigenen Grenzen von den Eltern vorgesagt? Das will halt nicht in meinen Kopf, aber na ja.

Genausowenig habe ich verstanden, weshalb manche Eltern so sehr auf ihre Konsequenzen beharren müssen. Reichen die natürlichen Konsequenzen nicht? Muss man wirklich noch auf Krampf welche heraufbeschwören? Wenn meine Mutter nun nicht die Jacke mitgenommen hätte, was wäre dann die natürliche Konsequenz gewesen für mich? Dass ich friere, schätze ich mal. Eventuell hätte ich mich auch erkältet. Doof, aber so ist das nun mal. Und das wären ganz natürliche Konsequenzen gewesen. Und wenn ich als Jugendliche, unter der Woche, bis 2 Uhr Morgens vorm Rechner gesessen hätte? Nun, dann sind die natürlichen Konsequenzen unter anderem starke Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, weniger Zeit um sich für die Schule fertig zu machen, Leistungsabfall etc. Keine Verbote o.Ä.

Meine Mutter war da ziemlich ... Na ja ... Sie dachte sich: Wenn ich es ihr verbiete, macht sie es trotzdem, also lasse ich sie mal machen. (Es ging hier eher darum, dass ich z.B. keine Lust hatte, mir die Haare schneiden zu lassen, ich in merkwürdigen Outfits rausging etc. An Tabak, Alkohol, Drogen, Partys etc. war ich nie interessiert.) Ich habs gemacht und heute bin ich schlauer. Manchmal wünschte ich mir wahrlich, sie hätte es mir verboten. Aber hätte es etwas gebracht? Höchstwahrscheinlich nicht. Es hätte nur zu Streit geführt.

Viele Eltern sagen ja auch sowas wie "Ich diskutiere mit dir nicht darüber". Nur zog das bei mir nicht. Das wurde meiner Mutter früh klar. Also diskutierten wir. Inwiefern das geholfen hatte, weiß ich nicht mehr, aber es war schön, dass mir erklärt wurde, weshalb das und das so gemacht werden muss bzw. weshalb meine Mutter wollte, dass ich das so und so mache, anstatt mir ständig anhören zu müssen "wEiL iCh DaS sO sAgE". Nein, nicht weil du das so sagst. Gib mir logische Argumente. Lass es mich verstehen. Lass uns diskutieren. (Und oft wurde mir das Diskutieren irgendwann eh zu langweilig und ich habs dann halt gemacht.)

Sie kam auch nicht in mein Zimmer rein und hatte es für mich aufgeräumt. Das war nicht ihre Aufgabe. Genausowenig hatte sie versucht, mich dazu zu animieren. Früher oder später räumte ich es immer auf - wenn ich mich nicht mehr wohl fühlte - und solange es noch betretbar war und keine Tierchen ankamen ...

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals reelle Angst meiner Mutter gegenüber verspürt zu haben. Wir waren eigentlich schon immer, so gut es ging, auf Gleichstand.

Meinem Vater gegenüber? Das weiß ich nicht mehr. Ich glaube nicht. Denn die allermeiste Zeit über kümmerte meine Mutter sich um mich. Mein Vater war eher so von der Sorte "Husch und weg".

Das heißt natürlich alles nicht, dass wir uns nie streiten, uns nie beleidigen, wir nie Dinge zueinander sagen, die zu weit gehen.

Ab einem gewissen Zeitpunkt würde ich es weniger als Erziehung, sondern einfach Umgang miteinander beschreiben. Wir hatten niemals eine Bindung zueinander, bei der wir uns die ganze Zeit sagten, wie lieb wir uns doch haben. Das war nie unser Stil. Es war oft mehr wie eine Freundschaft. Grenzen aufzeigen, Grenzen einhalten und Respekt.

Eigene Kinder habe ich keine und möchte ich auch nicht haben.

Sehr gut übrigens, dass hier ganz klar zwischen Angst und Respekt getrennt wird. Einige verwechseln leider Angst mit Respekt.

Respekt

In der "Erziehung" die ich erleben mußte war es Angst.

Mit meinen Kindern ist es ein Respektvoller Umgang und Respekt lehrt man in dem man Ihn als Vorschuß gibt und als gutes Beispiel respektvoll mit seinen Kindern umgeht.

Respekt

Mir wurde von klein auf Respekt beigebracht. Respekt gegenüber den Eltern und fremden Menschen...

Unsere beiden 14 und 15 Jahre alten Töchter sind Schülerinnen am Gymnasium. Wir müssen mit der Schule teils streng sein. Dadurch verdienen sie sich ihre Auszeiten und Freiheiten. Sie haben aber auch viel Freizeit und dürfen sich verabreden, ausgehen und ins Freibad. Die Noten sind uns als Eltern sehr wichtig. Wenn die beiden um 13.00 nach Hause kommen wird sofort Smartphone, Tablet, i-watch und der Taschenrechner einkassiert. Sie müssen ihre Teenager Kleidung ablegen und sich eine hochgeschlossene langärmlige Bluse und einen Rock oder Kleid anziehen das die Knie bedeckt sind ähnlich einer britischen Schuluniform. Über die Frisur wird eine Haube gebunden. Wir wollen nicht das sie sich immer durch die Haare streichen und sie wegen ihrer Kleidung abgelenkt sind und am T-Shirt herumzuppeln. Für das Lernklima ist das sehr wichtig. Dann wird Mittag gegessen. Danach müssen sie die Küche aufräumen und den Abwasch machen und eine zusätzliche Stelle im Haus putzen und einen Schrank ausräumen, auswaschen und ordentlich wieder einräumen. Zu zweit sind sie schnell. Nach 20 Minuten sind sie fertig. Dann ist Lernzeit und es wird am großen Küchentisch sich weit auseinander gesetzt und still leise emsig und fleißig die Hausaufgaben gemacht. In einer ordentlichen Sitzhaltung sind sie dann hochkonzentriert. Alle Arbeitsblätter, Hefte und Bücher werden durchgesehen, bearbeitet und durchgesprochen. Bis 16.30 ist nach der Schule Lernzeit. Es gibt vorher keine Termine und Verabredungen. Wenn ihre Aufgaben früher erledigt sind bekommen sie von uns weitere Übungsaufgaben. Auch wenn Ihnen das nicht passt und sie es nicht verstehen müssen sie sich freundlich dafür bedanken und es machen. Widerworte dulden wir nicht. Herumtrödeln und gelangweilt aus dem Fenster sehen akzeptieren wir nicht. Einer von sitzt immer dabei und kontrolliert und hält sie zur Ordnung an. Wo wir das vor 2 Jahren so eingeführt hatten gab es anfangs oft Murren und Theather. Auch haben Sie sich oft gegenseitig geärgert und Grimassen gezogen. Mittlerweile klappt es wie am Schnürchen. Sie haben daran gewöhnt und fügen sich. Während der Lernzeit, den Mahlzeiten und bei der Hausarbeit müssen beide still und leise sein. Wenn es Fragen gibt müssen sie sehr höflich und in einer freundlichen Tonlage sprechen. Ab 16.00 Uhr sind sie meistens fertig mit den Hausaufgaben. Danach bekommen sie noch bis 16.30 Schönschreibübungen die sie anfertigen müssen. Uns ist ein sauberes, klares und ordentliches Schriftbild sehr wichtig. Diese Aufgabe erledigen beide ohne uns in getrennten Zimmer in Einzelarbeit.

Nach Vorlage der Schönschreibübungen um 16.30 Uhr dürfen sie wieder ihre Kleidung frei wählen und bekommen ihr Smartphone wieder. Dann haben Sie sich ihre Freizeit erarbeitet und können dann raus und sich verabreden. Um 19.00 müssen sie in der Regel wieder zu Hause sein. Abends nach dem Abendbrot wird sich im Wohnzimmer unterhalten. Dabei muss dasvSmartphone wieder weg. Wir schauen auch Fernseh. Unsere Töchter dürfen sich auch abwechselnd eine Sendung aussuchen. Da man dabei immer nur passiv vor der Flimmerkiste sitzt müssen sie dann nebenbei immer etwas nähen, häkeln, stricken, sticken oder etwas ausbessern. Das haben wir ihnen schon als sie kleiner waren beigebracht. Jeder Handgriff muss beherrscht werden. Wir wollen das sie viel selbstständig können. Auch Samstag und Sonntag ist von 8 Uhr bis 11.00 Lernzeit. Es wird übersetzt und viel gerechnet. Es wird am Wochenende immer etwas auswendig gelerntes aufgesagt und an der Tafel frei vorsprechen geübt. Kopfrechnen und Diktat üben finden wir als Eltern einfach wichtig. Auch das wird regelmäßig gemacht. Das große und kleine Einmaleins muss immer sitzen. Im Zahlenraum von 1 bis 1000 muss sich zurechtgefunden werden. Alles aus dem Kopf ohne Taschenrechner. Auch in den Ferien und sonstigen freien Tagen ist von 8.00 bis 11.00 Lernzeit. Sie müssen in den Ferien und am Wochenende auch helfen zu kochen, backen und Essen vorbereiten. In der Küche und beim Putzen müssen sie mit allen Tätigkeiten vertraut sein und es regelmäßig machen. Das darf ihnen nicht fremd sein. Danach ist dann in der Regel frei und sie dürfen tun und lassen was sie dann möchten. Wenn am Fahrrad was kaputt ist müssen beide mithelfen es zu reparieren. Alle 2 Wochen wird das Auto gewaschen und von innen gereinigt. Beim halbjährlichn Reifenwechsel müssen sie mithelfen und es teils auch selber machen. Auch eine Glühbirne am Scheinerfer müssen sie wechseln. Sie können auch im Keller die Zentralheizung bedienen und das Wasser abschiebern und aufschiebern. Wenn ein Abfluss im Bad und in der Küche mal zu ist müssen sie es auseinanderschrauben und reinigen und es zusammen montieren. Solche Arbeiten müssen sie machen und können.

Weder noch? Als mir wurde selten Angst gemacht aber auch selten wurde ich wirklich ernst genommen in meiner Kindheit. Als ich älter wurde wurde ich dann aber natürlich immer mehr ernst genommen.

Aber ich würde bei keinem der genannten Begriffe von einer Vorherrschaft sprechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Laie mit Interesse an Psychologie