Religionskritik von Friedrich Nietzsche?

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6 Antworten

Interessant ist es doch erstmal festzustellen, dass sich die Nietzsche und auch andere Herren dieser Zeit grundsätzlich geirrt haben, denn der europäische Nihilismus, der ja bereits um 1802 von Hegel mit genau dieser Hypothese "Gott ist tot" begründet wurde, existiert in diesem Sinne nicht mehr. Die Gesellschaft hat sich - Gott sei dank - wesentlich verändert ohne Ihren christlichen Glauben und die damit verbundenen kulturellen Werte völlig aufzugeben. Die Wissenschaft hat nicht Gott entzaubert, sondern den Menschen eine Option gegeben, nämlich Fortschritt und Glaube zu verbinden.

Nietzsche formulierte in Also sprach Zarathustra den Übermenschen, der sich nach dem Tod Gottes über den Pöbel erheben würde. Daraus zogen viele unsägliche Vertreter des späten 19. und frühen 20. Jh. Ihre eigenen Lehren, denn was kommt dabei heraus wenn man sich an folgenden 'Tugenden' orientiert:

  • das Schaffen, die Tat. Der Übermensch ist ein schaffender Mensch. Zum Schaffen gehört jedoch immer auch das Vernichten.

  • Selbstliebe, die Knechtsein und Wehmut verhindert

  • Liebe zum Leben und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

  • der (männliche) Wille des Übermenschen, der sein einziger Handlungsmaßstab ist

  • Mut, Härte und Kompromisslosigkeit in der Durchsetzung seiner Ziele

(Aus Wikipedia - Also sprach Zarathustra)

Natürlich ist Nietzsches Werk nicht die Grundlage der Verhältnisse der nun folgenden 2 Weltkriege und der Kampf der Systeme. Es zeigt nur, wie stark die damalige industrielle Revolution und die Wissenschaft bestehende Verhältnisse ins Wanken brachte. Wenn man heute dieses Buch liest, dann ist das Verständnis ein anderes, damals müssen solche Gedanken wie geistiger Sprengstoff gewirkt haben...

Ist nun Nietzsches Menschenbild ein besseres als das christliche? Im Gegensatz zur Religion wird gerade in seinem Buch beschrieben, dass der Mensch nicht gleich ist vor Gott, sondern eine Mehrheit eben der Pöbel ist und bleibt, den man befehligen und beherrschen muss. Würde man diese Thesen auf die heutige Zeit anwenden, dann wären Demokratie und Rechtsstaatlichkeit irgendwie in Gefahr. Sicher hat es Vordenker wie Nietzsche gebraucht, um zu dem heutigen Bild unserer Gesellschaft zu kommen, der Sieg über Glauben und Religion war dafür jedenfalls nicht notwendig. Der Konflikt Nietzsches mit seinen eigenen Thesen wird auch in dem Buch Zur Genealogie der Moral deutlich, ein wie ich finde weitaus interessanteres Werk...

Die Idee einen Gott außerhalb des Menschen zu postulieren, macht ihn machtlos, hilflos, beraubt ihn seiner Lebendigkeit und macht ihn zum Spielball der Materie, seiner Gedanken, Gefühle und Emotionen.

Der vielzitierte Satz von Nietzsche: Gott ist tot!

... kann auf vielfältige Weise interpretiert werden. In Bezug auf "ein Gott außerhalb Variante" ist es ziemlich klar: Gibt es nicht!

In Bezug auf seine Sichtweise: Was ist der Tod? Das Ende der Illusion eines vereinzelten "ich", die Erkenntnis von ALLES WAS IST. Demnach ist Gott ALLES WAS IST. "ER" ist tot-al.

Wenn Gott ALLES WAS IST ist, ist ALLES Gott, demnach jeder, jedes.

In dieser Erkenntnis entsteht Freiheit, Lebendigkeit und Eigenermächtigung, eben all das, das die herkömmlichen Religionen dem Menschen nehmen und vorenthalten.

Genau genommen kritisierte Nietzsche weniger die Religion, sondern die Moral, also die zu seiner Zeit durchaus verbreitete Art moralinsauerer Religiosität, die ich heute kaum mehr als "christliche Religion" bezeichnen würde. Dass dieser Gott tot ist, kann man sich auch als Christ nur wünschen - insofern hat Nietzsche dem Christentum indirekt gute Dienste erwiesen (... was er selbst natürlich nicht so sah ...)

Tja, falsche Quelle würde ich mal sagen.

Lies dir mal das Buch Also sprach Zarathustra von ihm durch, dann klären sich sicher viele Fragen und du hättest 1-A Quellen sowie Zitate.

Edit: Oder lese dir dies hier durch http://homepage.univie.ac.at/hans.hoedl/Nietrelkrit.pdf wobei mir persönlich da zu viel Wert auf Kant gelegt wird, was sich bei Nietzsche aber nunmal nicht vermeiden lässt. Ansonsten ist der Link ganz gut.

Marx hat gesagt: Religion ist das Opium des Volkes. Nietzsche ging noch weiter. Er proklamierte: "Gott ist tot". D. h. Gott - sofern er denn existiert - hat jede Bedeutung für das Leben der Menschen verloren (lt. Nietzsche).