Referat Ehe?

2 Antworten

Naja, wenn du "fächerübergreifende Aspekte" mit einbringen willst, würde ich auf jedem Fall das Thema "Ehe für alle" aufgreifen, da es ja nun viele Gesellschaften gibt, in denen auch Homosexuelle eine Ehe eingehen dürfen, wogegen aber gerade kirchliche Vertreter argumentieren (Familie soll geschützt sein). Deshalb würde ich diese Thematik als "Ehe im Wandel der Zeit" oder ähnlich einbauen, wird bei einer Präso heutzutage wichtig sein.

Hier eine kleine Quelle dazu (Argumente). "Homoehe" ist aber eher abwertend, ich würde an deiner Stellele, wenn du das einbaust, den neutraleren Begriff "gleichgeschlechtliche Ehe" benutzen:

http://www.debatingeurope.eu/de/focus/argumente-fuer-und-gegen-homoehe/

Dxvxs 
Fragesteller
 14.03.2018, 21:26

Vielen Vielen Dank :).  Das hilft mir sehr weiter :)

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verreisterNutzer  14.03.2018, 22:08

Ich will nur mal sagen, dass sich viele kirchliche Vertreter (vor allem der deutschen evangelischen Kirchen) sehr stark für die Öffnung der Ehe ausgesprochen haben. In einigen deutschen Landeskirchen konnten gleichgeschlechtliche Paare schon heiraten, bevor der Staat die "Ehe für alle" eingeführt hat. Und das Argument aus dem Link "Christen, Juden und Muslime haben sich alle gegen eine gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen und deutlich gemacht, dass sie den heiligen Schriften widerspricht" will ich auch kritisieren. Guck mal in meinen Beitrag, wenn es dich interessiert :)

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kpf99  14.03.2018, 22:13
@verreisterNutzer

Ich meine ja auch, dass die meisten Contra-Stimmen aus kirchlichen Kreisen, bzw. etwas besser ausgedrückt, kirchlich-religiös argumentiert werden (s. Argumente CDU, AfD, tw. SPD)

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Hallo,

schönes Thema :) Ich würde vorschlagen:

  • Biblische Stellen zur Partnerschaft
  • Kirchliche Stellung zur Ehe zwischen Mann und Frau (Ehe als Sakrament in der röm.-katholischen Kirche, evangelische Stellungnahmen zur Ehe, Liebe, usw)
  • Kirchliche Stellungnahmen zu gleichgeschlechtlicher Partnerschaft / Ehe

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Ich will aber doch mal sagen, dass dieses "Die Kirche ist gegen Homosexualität" Quatsch ist und ich als evangelische Christin und angehende Pfarrerin mich da mal deutlich gegen positionieren will.

Zur Homosexualität steht einiges in der Bibel. Allerdings muss man alles, was in der Bibel steht, im historischen Kontext von damals sehen. Eine Ehe zwischen Homosexuellen wird nicht erwähnt, ebenso wenig wie eine liebevolle, gleichberechtigte Partnerschaft!! Bei den Stellen geht es ausschließlich um homosexuellen Geschlechtsverkehr:

  • Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel. (3. Mose 18,22)
  • Wenn jemand bei einem Manne schläft wie bei einer Frau, so haben sie beide getan, was ein Gräuel ist, und sollen des Todes sterben; ihre Blutschuld komme über sie. (3. Mose 20,13)
  • Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen. (Römer 1,26-27)

Beziehungen und sexueller Verkehr waren immer ein Machtgefüge: Die Frau ordnete sich ihrem Mann unter. Schliefen allerdings zwei Männer miteinander, übernahm einer der beiden Männer in deren Augen ja automatisch die „Frauenrolle“, ordnete sich unter, was ein Tabu war.

Zudem wurde Homosexualität damals auch immer mit Tempelprostition der „heidnischen“ Völker in Verbindung gebracht, gegen die man sich auch abgrenzen wollte.

Das hat also mit unserem heutigen Verständnis von Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nichts zu tun.

Außerdem werden im Alten Testament so einige Sachen mit dem Tode bestraft (z.B. Arbeit am Samstag) oder wurden als falsch bezeichnet (z.B. sich einer Frau nähern, während diese ihre Menstruation hat), die heute völlig normal sind, im Gegenzug waren andere Sachen normal und erlaubt, die heute allgemein als nicht in Ordnung gelten (z.B. Sklaverei (sogar seine eigene Tochter durfte man als Sklavin verkaufen)).

Die schlimme Geschichte in 1. Mose 19 ("Sodom und Gomorrha") muss bei dieser Frage außer Acht bleiben. Denn hier geht es um Vergewaltigung von Männern! Wäre das ein Argument gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften, so wären biblische Erzählungen von der Vergewaltigung einer Frau auch ein Argument gegen heterosexuelle Beziehungen.

Und zu der Römerbrief-Stelle: Paulus verurteilt den Geschlechtsverkehr von Frauen und Frauen, Männern und Männern als "gegen die Natur". An anderer Stelle (1. Korinther 11,14) bietet Paulus das gleiche Argument gegen Männer auf, die das Haar lang wachsen lassen. Um "Natur" geht es da gewiss nicht. Haare wachsen bei Männern nicht weniger als bei Frauen und die Haartracht ist eine Frage von Kultur und Mode. Warum sollte der fragwürdige Naturbegriff des Paulus in der Homosexualitätsdebatte zum Urteilsgrund werden?

Was sagt nun die Kirche heute?

Von "der Kirche" gibt es keine einheitliche Meinung zu dem Thema.

Die römisch-katholischen Kirchen, die orthodoxen Kirchen, einige konservativere Kirchen der anglikanischen Gemeinschaft und die meisten evangelikalen und pfingstlerischen Freikirchen und Gemeinschaften sind der Meinung, gleichgeschlechtliche Sexualbeziehungen widersprächen dem Willen Gottes. Aber auch da gibt es inzwischen einiges an Diskussion - einige katholische Würdenträger verlangen z.B. Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare...

Eine Reihe protestantischer Kirchen, vorwiegend in westlichen Ländern, haben sich akzeptierend gegenüber Homosexualität positioniert.

In 16 von 20 deutschen evangelischen Landeskirchen werden homosexuelle Paare gesegnet. Das sind keine "normalen" Traugottesdienste, sondern eben Segnungen. Aber immerhin.

In drei der evangelischen Landeskirchen können auch Homosexuelle kirchlich heiraten (die Gottesdienste sind denen der Trauungen für Heteros gleichgestellt): Hessen-Nassau, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Rheinland. Wenn man auf dem Standesamt eine eingetragene Lebenspartnerschaft oder Ehe eingegangen und dort in der Kirche ist, dann kann man in einer evangelischen Kirche heiraten.

In der EKBO (Evangelische Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz) wurde im Juli 2016 die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren mit dem Traugottesdienst gleichgestellt und theologisch begründet.

Ein paar grundlegende Punkte sind:

  • Die Schöpfungserzählungen und entsprechende Verweise auf die Schöpfungserzählungen bieten den Spielraum, in ihnen nicht allein eine exklusive Begründung der Partnerschaft zwischen Mann und Frau zu lesen.
  • Die Intention der Schöpfungserzählungen und der mit ihnen verbundenen Passagen kann nicht allein darin gesehen werden, die Geschlechterdichotomie darzustellen
  • Die Bibel (insbes. Paulus) kannte keine gleichberechtigte homosexuelle Beziehung in Verbindlichkeit, Treue und Partnerschaftlichkeit, aber sie kannte im Umfeld eine zum Teil in der Kulturpraxis zum Teil im gesellschaftlichen Establishment verankerte sexuelle Freizügigkeit, gegen die sie sich abgrenzte
  • Die Bibel stellt die Liebe in den Mittelpunkt

Und: Wenn jetzt, wie das Verfassungsgericht gefordert hat, ein drittes Geschlecht eingeführt wird, wird das ganze ja noch mal komplizierter. Dann kann nämlich ein Mann mit einer Frau, einem Mann oder einer Intersexuellen Person ohne Geschlechtszuordnung zusammen sein. Und wer darf dann wen heiraten und woher will man wissen, dass die Person, die da vor einem sitzt und wie ein Mann aussieht, wirklich ein Mann ist und nicht eine intersexuelle Person. Inwieweit hat die Kirche dann die Kompetenz, zu entscheiden, ob und wen diese Person heiraten darf?

Mehr Infos findest du auch auf www.huk.org, das ist die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V., die haben sehr viele Texte und Veröffentlichungen zu dem Thema. Gut finde ich auch diesen Artiekl hier, aus dem ich auch ein paar meiner Argumente entnommen habe: http://www.evangelisch.de/inhalte/91368/02-02-2011/bibelauslegung-homosexualitaet-ein-graeuel

Liebe Grüße :)

Dxvxs 
Fragesteller
 14.03.2018, 22:47

Dankeschön :))

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omikron  15.03.2018, 09:37

Nun, die protestantischen Gemeinschaften positionieren sich gegenüber allem akzeptierend - wollen halt gut ankommen, da muss das Evangelium schon mal zurückstehen. Sola Scriptura ist erledigt, sola interpretatio ist das Entscheidende. Luther würde sich im Grabe umdrehen.

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verreisterNutzer  15.03.2018, 12:20
@omikron

Im Evangelium steht nichts zum Thema Homosexualität, nach der Überlieferung hat sich Jesus nicht dazu geäußert.

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Meatwad  15.03.2018, 17:15

Eine löblche Einstellung. Ich wünschte mir, ich hörte sie aus Richtung der Kirche lauter und häufiger. Der evangelischen wohlgemerkt. Bei der anderen kann man da wohl noch lange warten.

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