Reaktionszeit beim Monitor vs. Menschliche Reaktionszeit?
Einer meiner Freunde plant sich einen neuen Gamingmonitor zuzulegen und grübelte ob 4ms für ihn genug sind oder es doch eher 1-2ms sein sollten. Ich konnte dem nicht ganz folgen und stellte die Behauptung auf, dass es bei einer durchschnittlichen Reaktionszeit von 200ms doch ohnehin kaum eine Rolle spiele. Liege ich damit richtig oder muss man dafür noch beachten(abseits Internet, etc.).
2 Antworten
Diesen Monitor-Parametern wird zuviel Bedeutung beigemessen, zumal die Angaben des Herstellers nicht immer der Wahrheit entsprechen. Welcher User kann das schon nachmessen ?
Beispiel :
Reaktionszeit : beschreibt die Reaktionsgeschwindigkeit der LCD-Kristalle.
Bildwiederholrate : beschreibt die Zeit, die ein Bild unverändert lang am Monitor dargestellt wird.
Die meisten Monitore bieten nur 60Hz Bildwiederholrate an. Damit steht das Bild ca. 16ms lang unverändert an. Was nützt dann eine Reaktionszeit von unter 10ms oder unter 5ms ?
Um einen Effekt zu sehen, müsste man mit einer Bildwiederholrate von z.B. 144Hz arbeiten, aber selbst dann steht das Bild immer noch 7ms lang an.
Die Reaktionszeit ist die Zeit, die der Monitor benötigt, um von einem Bild zum anderen überzugehen.
Der Computer überträgt ein Bild nach dem anderen, in diskreten Zeitschritten gemäß der Bildwiederholrate, bei einer Bildwiederholrate von 60 Hz also beispielsweise 60 mal pro Sekunde. Der Monitor selbst arbeitet als physikalisches System aber natürlich zeitkontinuierlich, d. h. wenn der Monitorinhalt z. B. von komplett schwarz auf komplett weiß wechselt, dann sind für eine gewisse Zeitdauer Graustufen zu sehen, weil der Monitor nicht in Nullzeit von schwarz auf weiß "schalten" kann. (Das ist physikalisch unmöglich, denn "die Natur macht keine Sprünge".) Die Zeit, die der Monitor dafür benötigt, ist seine Reaktionszeit.
Sie sollte auf jeden Fall kleiner sein, als der Kehrwert der angestrebten Bildwiederholrate, also bei einem üblichen Monitor kleiner, als 16 + (2 / 3) ms, der Kehrwert von 60 Hz.
Die Reaktionszeit ist keine reine Verzögerung. Der Monitor beginnt durchaus sehr schnell, auf eine Eingabe von der Grafikkarte zu reagieren, allerdings benötigt er eine Weile, um wieder zu einem stabilen Bild zu gelangen. Kürzere Reaktionszeiten führen zu einem klareren, schärferen Bild.
Sehr kurze Reaktionszeiten erzielt man mit TN-Panels (TN = twisted nematics), der billigsten und schlechtesten Paneltechnologie, die es gibt. Sehr viel besser sind IPS-Panels (IPS = in-plane switching). Diese weisen Reaktionszeiten im Bereich 5 ms auf, verfügen aber über eine sehr viel bessere Farbwiedergabe und über sehr viel bessere Blickwinkelstabilität, als TN-Panels. Ich habe selbst zwei Monitore mit AH-IPS-Panels (der modernsten Variante des IPS-Panels) hier und auch einen mit TN-Panel und der Unterschied ist wirklich deutlich. Monitore mit IPS-Panel sind zwar durchaus ein ganzes Stück teurer, als solche mit TN-Panel, allerdings lohnt sich der Aufpreis in meinen Augen durchaus, vor allem, da man Monitore ja nicht so häufig ersetzt. Aus diesem Grund würde ich persönlich keinen zu "reaktionsschnellen" Monitor kaufen, weil ich dann immer "nur" ein TN-Panel bekommen würde.