Qualitativ hochwertige, preiswerte Reitstiefel?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt so viele Hersteller, davon fertigen viele auch wirklich hochwertige Stiefel. Wichtig ist, sich da mal durchzuprobieren, welcher Leisten einem passt, sprich in welchen Schuhteil man passt. Der Schaft dazu wird dann eh gemessen.

Ich beispielsweise brauche definitiv niemals einen Cavallo-Stiefel tragen. Nicht, weil die schlechte Stiefel fertigen (wobei ich da keinen kenne, der so viele Tragetage hinter sich hat, wie mein Sommerstiefel), sondern weil ich da nach spätestens 5 min unbedingt wieder raus willl. Die sind mir um den Fuß unbequem.

Normal kann man bei den guten Herstellern die Höhe des Bogens oder ob überhaupt und jeglischen Schnickschnack bei Bestellung hinzu wählen und wenn Du einen schlichten klassischen Stiefel möchtest, dann wählst Du einfach die ganzen Extras nicht. Da man die nicht nur bezahlen, sondern auch putzen muss, würde ich die auch alle weglassen.

Worüber Du vor Kauf nachdenken solltest, wäre die Option, einen Reißverschluss einnähen zu lassen. Ich würde keine Stiefel mehr ohne wollen, denn der Stiefel muss am Schaft einfach sitzen und dann sind An- und Ausziehen schon so, dass man den Stiefel strapaziert durch den Zug, den man ausübt, sei es mit Stiefelanziehhaken oder mit dem Stiefelknecht beim Ausziehen. Mit Reißverschluss steigt man ein, macht zu, macht hinterher wieder auf und steigt aus, völlig "verschleißfrei". Ja, der Reißverschluss selbst unterliegt auch einem gewissen Verschleiß, aber den kann der Sattler oder der Schuster auch mal austauschen, wenn's wäre.

Auch würde ich drauf achten, eine rahmengenähte Sohle zu bekommen. Die sollte bei Deinem Budget drin sein und die ist mit verantwortlich für die Langlebigkeit des Stiefels. Besohlen lassen kannst Du sie dann gemäß Deinem eigenen Wunsch vom Schuster, denn daher kommt der Stiefel nackig mit Glattledersohle. Die ist zwar wunderbar zum Reiten, weil man den Fuß leicht im Steigbügel versetzt bekommt, doch auch wenn man mit Glattleder gut reitet, sollte man eine Glattledersohle aufbesohlen lassen, denn sonst läuft man auf der wertvollen Rahmennaht und reibt diese ab. Nach jeder Saison kontrolliere ich, ob die Naht noch gut verdeckt ist und falls nicht, lasse ich nachbesohlen. Wer lieber eine Gummisohle als eine Ledersohle hat, kann auch eine solche drauf machen lassen, der Schuh ist da absolut flexibel.

Springreiter haben oft gerne sehr weiche Stiefel, doch würde ich an Deiner Stelle drüber nachdenken, denn auch beim Springreiter sind ja viele, viele von den Reitstunden dressurmäßige Gymnastizierung und je weniger Dein Bein selbst leisten muss beim Federn im Bügel, egal, ob im tiefen Sitz, Entlastungssitz oder leichten Sitz, je mehr von der dafür nötigen Kraft der  Stiefel Dir abnimmt, desto mehr Flexibilität hat Deine Muskulatur noch für die Hilfengebung. Ein guter Stiefel unterstützt Dich beim Reiten. Ganz egal, wieviele Pferde Du täglich reitest und wie weit Du fortgeschritten bist, wer mal "sein Modell" gefunden hat, das einwandfrei passt, zieht gerne seine Stiefel an, weil sie einem einfach "Arbeit" abnehmen - und wenn das gar nicht in Hilfengebung investiert werden muss, weil das Pferd eh gut geritten ist - dann zahlt es halt in die Losgelassenheit ein. Nur, wer das nicht ideale Modell erwischt hat, überlegt sich, ob er wirklich in Stiefeln reiten möchte. Blöd ist, dass man das mit dem Lieblingsschaft nicht so leicht ausprobieren kann, denn dazu braucht man einen Stiefel, der passt und man muss schon besonderes Glück haben, so ein Standardmaß zu haben, dass es im Laden genau den Stiefel gibt, der passt, dass man ihn dort wenigstens ausgiebig probieren kann.

Pass auf, wenn man Dir was von "setzen" erzählt. Nein, ein neuer Stiefel sollte nicht in der Kniekehle kneifen und mit Keilen eingetragen werden. Mein Sommerstiefel ist jetzt 23 Jahre alt, wurde, wenn ich es über die Zeit mittle (ich hatte Jahre, da habe ich ihn praktisch gar nicht getragen und in anderen Jahren hatte ich 4 mal die Woche zwei Pferde geritten) 2,5 Tragetage prob Woche und der hat keinen halben Zentimeter weit nachgegeben und ich musste nicht, wie viele andere, erst mit wunden Kniekehlen reiten. Ich habe ihn bekommen, angezogen und er war so angenehm, wie er heute noch ist. Ich habe mir vor ein paar Jahren das gleiche Modell nochmal gekauft: In komplett mit Lammfell gefüttert für den Winter - ich liebe auch diesen Stiefel. "Setzen" passiert bei Stiefeln, die kein hochwertiges Leder haben eher, denn das hat keine Standfestigkeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
ak19vert 
Fragesteller
 02.12.2017, 21:02

Danke für die super ausführliche Antwort und die vielen Tipps! :)

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Ich habe jetzt schon länger den New Porto Jump Fiore von Loesdau. der mittlerweile schon total runtergesetzt ist.  ist der angenehmste stiefel den ich bis jetzt hatte. er hat ein sehr sehr weiches leder, sporenbefestigungen, keinen zu hohen bogen, ein super schönes muster und ist mega bequem. er setzt sich auch nochmal recht gut, was ja nicht bei allen stiefeln der fall ist. pass also auf wenn dir irgendwelche verkäuferinnen stiefel andrehen die dir in der kniekehle sitzen. diesen solltest du aber tatsächlich in einer guten schaffthöhe kaufen.

Ego 7
Gibts bei reitsport fundis

ak19vert 
Fragesteller
 02.12.2017, 21:03

Von denen hab ich bis jetzt nie was gehört, aber sehen toll aus! Danke!

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Ich bin total begeistert von den Stiefeln von Cavallo. Ich hatte bis jetzt allerdings immer welche mit hohem Dressurbogen, weshalb ich dir kein konkretes Modell empfehlen kann. Du kannst dir die verschiedenen Modelle mal auf der Internetseite anschauen.

Ich finde die Stiefel von Parlanti und De Niro super. Mein Parlanti Stiefel hat meine ich 550 oder 600€ gekostet und der von De Niro 400€ bin mir aber nicht mehr ganz sicher.