Pflegefachmann Ausbildung?

2 Antworten

Mach dich auf eine unglaublich stressige als auch eine sehr schöne Ausbildung gefasst. Du wirst in dieser Zeit an deine Grenzen kommen, Dinge sehen, die den meisten Menschen in ihrem Leben verwehrt bleiben werden und zeitgleich dich persönlich enorm weiterentwickeln. Du gewinnst so an sozialer und emotionaler Kompetenz. Du wirst selbstbewusster, dankbarer und lernst das Leben mehr zu schätzen. Die Ausbildung ist in Theorie -und Praxisbköcken aufgebaut. Beide wechseln sich etwa monatsseise ab - mal kürzer mal länger. In der Theorie schreibst du gelegentlich Tests und Klausuren. In einigen Bundesländern sind diese Tests wichtig, um später für die Prüfungen zugelassen zu werden. Nach der Hälfte deiner Ausbildung hast du eine Zwischenprüfung in der du wie in der richtigen mündlich, schriftlich und praktisch geprüft wirst. Es ist vermutlich von Schule zu Schule verschieden. Aber wir haben bei uns ein "Praxishaus" in dem wir Dinge wie i.m Injektionen etc an lebensechte Mannequins üben können.

Am Ende deiner Ausbildung finden die Prüfungen statt. Eine mündliche, in der du einen Fall vorstellen musst. 3 Schriftliche und eine praktische Prüfung. (Bei mehr Fragen gerne anschreiben)

Die Praxistoni werden wahrscheinlich für dich die härtesten sein. Sehr wohl, wenn du noch wenig Arbeitserfahrung hast. Hier wird viel von dir abverlangt. Du arbeitest im Schichtbetrieb. Die Frühdienste fangen i.d.R. um 6 Uhr an. Wenn du im Krankenhaus bist, welches für dich schnell zu erreichen ist, hast du Glück. Ich stehe bspw. immer um 4 Uhr auf, um pünktlich zur Arbeit zu kommen.

Pünktlichkeit ist wichtig, weil der Vordienst mit der Dienstübergabe wartet und auch nach Hause möchte. Deine Spätdienste gehen teilweise bis 22 Uhr. Mache dich darauf gefasst Wochenende und Feiertage zu arbeiten. Es ist nicht unüblich, dass du auch mal 7 Tage Arbeitswochen hast und sogar länger. (Mein Rekord liegt bei 9 Tagen am Stück) Aber es gibt Kollegen, die das deutlich überbieten können. Du musst wissen auch Weihnachten oder Silvester arbeiten zu müssen. Es klingt immer einfach mal zu verzichten. Aber wenn du im Spätdienst auf Station bist während der Rest deiner Familie zusammen Weihnachten feiert, ist das am Anfang auch schwer wegzustecken.

Die Rahmenbedingungen sind also (aber generell in der Pflege) katastrophal. Du wirst im Rahmen der Ausbildung einen Praxisordner haben, indem du bestimmte Lernaufgaben absolvieren musst. Du hast sogenannte Praxisanleiter auf Station, die eine Weiterbildung gemacht haben, um Schüler zu betreuen. Die werden mit dir sowas wie Erst- und Abschlussgespräche führen, dir alles zeigen und ebend praktisch Dinge mit dir üben. Der Ordner muss ordentlich und lückenlos geführt sein, um zur Prüfung zugelassen zu werden.

In deiner Praxiszeit durchläufst du verschiedene Fachbereiche. Durchaus musst du auch in anderen Krankenhäuser, wenn deins bestimmte nicht anbietet (Meist sowas wie Psychiatrie, Pädiatrie, Geronto)

Du wirst ebenso im Diagnostikzentrum deines Krankenhauses arbeiten, auf der Rettungsstelle, ITS, häusliche Krankenpflege, Endoskopie. Du wirst aufjedenfall ein wahnsinniges Spektrum an Einblicken gewinnen. Und genau diese ganzen Erfahrungen werden dich prägen. Sie können in dir Emotionen wie Trauer in dir auslösen, wenn dir bspw. ein nahliegender Patient auf Station verstirbt und du seine Leiche versorgen musst. Auf der anderen Seite wirst du auch Freunde für's Leben finden. Du bist immer mit Menschen im Kontakt. Ihr geht da gemeinsam durch. Du lernst das Leben zu wertschätzen und nimmst so viel für dich selbst mit. Du wirst dich in dieser Zeit sehr stark entwickeln.

Und schlussendlich ist auch das, was man dir sagen kann. Halte dir immer vor Augen, was es heißt in der Pflege zu arbeiten. Es wird keineswegs immer leicht sein. Aber ab einem bestimmten Punkt wirst du merken, dass das was dir die Ausbildung gibt, viel größer ist als das, was sie dir nimmt.

Viele gehen auch schnell daran kaputt oder merken, dass es nicht das richtige für sie ist.

Dir aufjedenfall viel Glück und hoffen wir mal, dass du in ein paar Jahren genauso positiv darüber berichten kannst ;)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
DerJudge 
Fragesteller
 16.03.2022, 17:06

Wow. Wirklich Wow. Habe keinerlei Berufserfahrung.

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Ist um einiges lechter als die alten Ausbildungen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
FODIG  15.03.2022, 18:21

Würde ich nicht so unterschreiben. Stehe kurz vor den Staatsexamen der alten Gesundheits- und Krankenpflege. Bin dadurch der letzte Jahrgang dieses Ausbildungsmodelles. Nach mir kam die generalistische Ausbildung, die Altenpflege, Kinderpflege und "große" Krankenpflege zusammenfasst.

Dementsprechend bin ich auch mit einigen darüber auf Station im Gespräch gekommen. Wie ich das aufgefasst habe, müssen sie in der Theorie das selbe können wie wir + die Besonderheiten der davor eigenständigen Ausbildungen (Kinder und - Altenpflege)

Die Praxis ist demzufolge auch ganz anders aufgebaut. Ich würde daher nicht behaupten, dass diese Ausbildung leichter wäre. Sie ist aufjedenfall anders. Sie ist noch frisch und neu und befindet sich in den Startlöchern. Daher ist es sicher auch erstmal in Jedermanns Interesse den Neuen den Start so angenehm wie möglich zu machen, um zu schauen wo Schwierigkeiten und Probleme zu beheben sind. ;)

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Nami2772  15.03.2022, 18:23
@FODIG

Das Ausbildungsniveu ist in dem letzten Jahren deutlich gesunken. Aber wen man das Arbeiten nicht gewöhnt ist ist es natürlich nicht so einfach

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