Outen in der Schule?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich bin 16, non-binary und frage mich ob ich mich in der Schule outen sollte, weil ich mich so einfach nicht wohl fühle.

Wenn du dich nicht wohlfühlst, dann sollte auch etwas geändert werden.

Ich bin sehr schüchtern und will eigentlich nicht so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen.

Vielleicht outest du dich einfach nur bei den Personen, mit denen du Unterricht hast oder befreundet bist? Die anderen kennen ja so oder so deinen Namen und dein Geschlecht nicht. Dann hast du nicht mehr Aufmerksamkeit, als du ohnehin schon hast.

Könnt ihr mir vielleicht sagen, wie die Schule darauf wahrscheinlich reagieren würde und ob es eine gute Idee ist?

Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, wenn du dich dadurch wohler fühlst und es keine triftigen Gründe gibt, Mobbing oder Gewalt zu befürchten. Aber ob es das geben wird, kann ich dir nicht sagen.

Wir nennen uns zwar immer eine sehr tolerante Schule, haben einen Toleranztag

Wenn du doch gemobbt wirst und dich an eine Lehrkraft wendet, kannst du dich auf diesen Tag berufen, wenn die Lehrkraft etwas von "auf dem Ausweis heißt du doch xy, also beschwer dich nicht" sagt.

Oder an wen ich mich am besten melden sollte oder wie es ablaufen wird, sollte ich mich outen?

Gut wäre es, wenn du schon bei deinen Eltern geoutet bist. An deiner Stelle würde ich mich gemeinsam mit den Eltern an eine Person von der Schule wenden, der du vertraust (Schulpsycholog*in/-sozialarbeiter*in, Klassenlehrkraft, Lieblingslehrkraft, ...), und dich ihr anvertrauen, damit sie es den anderen Lehrkräften mitteilt (natürlich solltest du sie auch darum bitten, das zu tun).

Vor den Schüler*innen kannst du dich natürlich jeweils einzeln outen, wenn dir das lieber ist (genauso wie vor den Lehrkräften natürlich), aber ich würde eher dazu raten, dich z.B. zu Anfang der ersten Schulstunde (die jeweilige Lehrkraft sollte informiert sein) vor die Klasse zu stellen und ihr kurz deine Situation zu erklären (mit Bitte, dich anders anzusprechen etc). Es wäre auch möglich, dass du dich digital outest -vielleicht hast du von deinen Klassenkamerad*innen die Mailadressen oder Telefonnummern, vielleicht von deren Eltern oder vielleicht habt ihr auch eine gemeinsame Gruppe (WhatsApp, Telegram, ...). Wenn dir alles zu unangenehm ist, wird sich vielleicht die Lehrkraft, bei der du dich zuerst geoutet hast, bereiterklären, dich auch vor den Schüler*innen zu outen.

Natürlich funktioniert das Outing auch, wenn du nicht vor deinen Eltern geoutet bist, aber sie werden es dann höchstwahrscheinlich irgendwann (Elternabend, Elternbrief, Anrufe, Sommerfest, ...) erfahren.

loadingInfo  12.07.2020, 14:19

Aufgrund eines Fehlers, der bei mir immer ab einer bestimmten Textlänge auftritt, schreibe ich hier weiter:

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Glück bei deinem Outing, wenn du Fragen hast, kannst du sie mir hier oder auch privat stellen.

Wenn es Kritik an meinem Kommentar gibt, bin ich auch absolut offen für eine sachliche Diskussion.

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Ich bin kein Freund von Belehrungen oder Erklärungen ohne vorangegangene Frage.
Nicht bei Kindern und nicht bei Erwachsenen. Ich lebe mein Leben und betrachte es als normal. 

Wozu es erzählen? Wozu ein Outing? Leb doch einfach dein Leben, wie du es für richtig hältst. Die Menschen, die dir nahestehen, die, denen du wichtig bist, die werden es bemerken. Die anderen geht dein Leben und das was du wie mit wem machst schlichtweg nichts an. Mit diesen unsinnigen Outings macht ihr euch euer Leben doch nur unnötig schwerer, als es eh schon ist. Steh einfach zu dem, was du tust. Wenn es jemand merkt und dich darauf ansprichst, brauchst du ja keine Lügenkonstrukte aufzubauen. Entweder du antwortest ehrlich und mit Rückgrat, oder du sagst einfach, dass es denjenigen nichts angeht. So jedenfalls komme ich bestens durchs Leben. 
Ich brauche kein Schild, das ich um den Hals trage, auf dem steht, wie ich mein Leben führe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ist einfach so ...
loadingInfo  12.07.2020, 13:57

Trans*Personen erleben meist einen starken Leidensdruck dadurch, dass sie falsch angesprochen werden. Ein Outing ist da eine unheimliche Erleichterung, wenn sie dann richtig angesprochen werden.

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maxxix 
Fragesteller
 12.07.2020, 14:11

Danke für deine Antwort. Aber wie loadingInfo bereits gesagt hat, ich, sowie Trans*Personen leiden extrem daran, falsch angesprochen zu werden. Ich würde gerne meine Leben so leben wie ich möchte, und ich wünschte mir ich müsste mich nicht outen, aber mit dem deadname und falschen Pronomen angesprochen zu werden tut einfach schrecklich weh.

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Flausen  12.07.2020, 14:14
@maxxix

Und du meinst wirklich, in der Schule ändert sich was zum positiven?
Ich denke, dann wird für dich erst recht zum Spießrutenlauf.

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loadingInfo  12.07.2020, 14:24
@Flausen

Du gehst davon aus, dass jede*r einzelne Schüler*in und jede einzelne Lehrkraft den*die Fragesteller*in weiterhin entsprechend seines*ihres biologischen Geschlechts ansprechen wird, und dass viele Personen ihn*sie mobben werden?

Schon eine einzige Person, die ihn*sie richtig anspricht, wäre eine große Verbesserung und würde sicher viel zum Wohlergehen der Person beitragen.

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loadingInfo  12.07.2020, 14:26
@Flausen

Personen, die ihn*sie nicht kennen, wissen sowieso nichts über sein*ihr Geschlecht. Würde nicht eine kurze Erklärung vor der Klasse und den Lehrkräften reichen?

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Moin, ich bin auch non-binary und 15, auch fast 16. Ich verstehe voll gut, was du meinst. Eventuell kannst du erstmal mit einem Vertrauenslehrer oder so reden, der dich noch nicht so kennt. Aber am besten fängst du mit deinen Freunden an. Erkläre es ihnen und gebe ihnen Zeit. Und dann überlegt ihr gemeinsam, wie ihr weitergeht.