Ökogramm?

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Hi,

das Digramm zeigt eine zweidimensionale Darstellung der Standortnutzung in einem Ökosystem in Abhängigkeit von zwei Standorteigenschaften (Bodenfeuchte und pH-Wert) von 6 Baumarten.

Es zeigt sich, dass nicht alle Arten durcheinander wachsen, sondern jede Art ein voneinander abgegrenztes Areal nutzt, was man auch die ökologische Nische der Art nennen kann. Es handelt sich dabei um die unter Konkurrenzbedingungen zu anderen Arten realisierte ökologische Nische ("ökologische Potenz" einer Baumart) und nicht um die theoretisch ohne Konkurrenz möglichen Wuchsbedingungen ("physiolgische Potenz" einer Baumart).

Es zeigt sich, dass die ökologischen Nischen von zwei Arten nie ganz deckungsgleich sind, hier sind sie sogar von allen Arten klar und deutlich voneinander abgegrenzt.

Aus den realisierten ökologischen Nischen kann man schlecht ableiten, wer wen verdrängt. Dazu müsste man die physiologische Potenz der einzelnen Arten kennen. Also wissen, wo sie ohne Konkurrenten leben würden. Um dann zu verglichen, wer sich wohin zurückgezogen hat und wer nichts abgibt.

Schauen wir uns einige Arten mal in einem anderen Diagramm an:

Bild zum Beitrag

Bild: Schulbuch Biologie

Hier geht es auch nur um die Bodenfeuchte und nicht um zwei Umweltfaktoren. Dann sieht man wer der Platzhirsch ist. Die Rotbuche wächst genau dort, wo ihre physiologische Potenz ist. Auch unter Konkurrenzbedingungen (vergleiche A ganz oben und B ganz unten in der Abb.). Sie verteidigt diesen optimalen Wuchsbereich (bei dir: neutraler Boden-pH-Wert, frisch bis feucht) den sie theoretisch einnehmen würde (A) wenn es keine Konkurrenten gibt, gegen alle anderen Arten, auch wenn es Konkurrenten gibt (B). Das ist also eindeutig die Baumart, die hier das Sagen hat.

Die anderen würden dort auch gerne wachsen. Das sieht man in der Abb. in A denn ihre theoretischen Wuchsbereiche ohne Konkurrenz (physiologische Potenzen) erstrecken sich was den Feuchtegrad des Bodens betrifft, über den Bereich der Rotbuche hinweg. Unter Konkurrenzbedingungen tauchen sie dort aber nicht auf (B und bei dir).

D.h. bereits in Bezug auf eine Standorteigenschaft deiner Abb. (Bodenfeuchte) lässt sich sagen, dass die Rotbuche die besten Areale für sich beansprucht und gegen eventuelle Konkurrenten verteidigt. Während die Konkurrenten in andere Gebiete ausweichen. Wie z.B. die Waldkiefer (alkalisch-trockene) Böden, nicht etwa weil sie dort so gerne wächst. Sie würde auch da wachsen, wo die Rotbuche wächst. Sondern weil ihr die Rotbuche dahin nicht folgen kann und sie damit die Konkurrentin vom Hals hat. Auf den weniger attraktiven Böden, die für andere Arten eher zu trocken bzw. zu basisch sind, herrscht kaum Konkurrenzdruck und die Waldkiefer kann dort geruhsam und unbehelligt vor sich hinwachsen.

Das sich gegenseitig aus dem Weg gehen der Arten, was deine Abbildung offenbart, ist ein biologisches Prinzip, welches das Überleben einzelner Arten bei gleichzeitiger Koexistenz durch ökologische Nischendifferenzierung ermöglicht. LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.
 - (Biologie, Bio, Ökologie)
Spikeman197  20.01.2024, 13:38

Sehr interessant...

Ich hab mir etwas ähnliches gedacht, als mir klar wurde, das in den Randbereichen immer die gleiche Baumart wächst. Aber ohne Expertise hält man sich lieber zurück.

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CliffBaxter  20.01.2024, 13:40
@Spikeman197

ja man muss das etwas auf sich einwirken lassen, dann kommt man auch so eventuell langsam dahinter, was sich dahinter verbirgt. Das sollen die Schüler ja immer so schön leisten. Ist manchmal aber auch nicht so einfach zu erfassen.

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Spikeman197  20.01.2024, 13:49
@CliffBaxter

Wobei ich ich etwas frage, ob die einzelnen Diagramme nicht stark vereinfacht sind, ODER wie legitim es ist, nur vom 1. Diagram auf eine Stärke, ODER eine Schwäche eines Baumes zu schließen?

Haben die Arten wirklich ein gleichbleibendes Potential? Gibt es wirklich keine 'optimalen' Bedingungen?

Liegt die Ausbreitung der Stileiche im sauren Bereich wirklich daran, dass dies die Rotbuche gar nicht verträgt? Könnte es nicht auch sein, dass ihr Potential besonders hoch ist?

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CliffBaxter  20.01.2024, 15:46
@Spikeman197

na ja es lehnt sich an die Erhebungen von Geländedaten an. Jeder macht wohl das, was er am besten kann und geht sich damit gegenseitig aus dem Weg.

Das passt ja ineinander, der eine verträgt es nicht, der andere kann es vertragen (hat ein hohes Potential in diesem Bereich). Also das gilt wohl beides.

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Hmm, es sind doch zwei Skalen. Von trocken bis nass und von sauer bis alkalisch.

Da wird nicht 'verdrängt', sondern man kann ablesen, welche Pflanzen wo besonders gut wachsen, ODER anhand der Pflanzen abschätzen, welche Bedingungen vorliegen (und sie als Zeiger nutzen).

diddykong531 
Fragesteller
 20.01.2024, 12:58

Ja, wie genau kann man das dann beschreiben, einfach jede Baumart durchgehen und sagen der mag diese Bodenfeuchte mit diesem phWert? Und ich soll in der nächsten Aufgabe anhand dieses Diagramms etwas über die Konkurrenzstärke der Bäume sagen, wie kann ich das aus dem Diagramm erkennen?

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Welche Baumart welche an einem bestimmten Standort verdrängt, kannst du aus dem Ökogramm nicht ablesen. Das Ökogramm zeigt nämlich schon die realisierten Nischen (Realnischen), bei denen die Konkurrenz zu anderen Baumarten bereits berücksichtigt ist. Um zu sehen, wo eine Baumart von einer anderen verdrängt wird, müsstest du noch die Fundamentalnische (gleichbedeutend mit der physiologischen Potenz) der Baumart kennen, also die gesamten Standortbedingungen, bei denen die Baumart gedrihen könnte, wenn keine Konkurrenz auftritt.

Sieh dir z. B. einmal die physiologische Potenz der Waldkiefer für die Bodenfeuchtigkeit an:

Bild zum Beitrag

Die Waldkiefer gedeiht sowohl auf sehr trockenen als auch auf sehr nassen Böden und auf allen Böden dazwischen, hat also eine sehr breite physiologische Potenz.

Wenn du jetzt ins Ökogramm schaust, siehst du aber, dass sie nur auf extrem trockenen und extrem nassen Böden vorkommt. Auf den mäßig feuchten (frischen) Böden wird sie von der konkurrenzstärkeren Buche und der Eiche verdrängt. Sie kommt deshalb nur auf solchen Böden vor, auf denen diese Baumarten nicht wachsen können und für die Kiefer damit keine Konkurrenz darstellen können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
 - (Biologie, Bio, Ökologie)
diddykong531 
Fragesteller
 20.01.2024, 14:26

Super, vielen Dank! Um die Verdrängung der Baumarten ablesen zu können, bräuchte ich dann sowohl die physiologische Potenz der einzelnen Bäume einmal für die Bodenfeuchte und einmal für den pH-Wert des Bodens oder reicht eins von beiden?

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Darwinist  20.01.2024, 15:06
@diddykong531

Im Ökogramm sind beide angegeben, theoretisch brauchst du also auch die physiologischen Potenzen für beide.

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