(Neu-)Heidentum leicht erklärt?

5 Antworten

Ursprünglich ist "Heide" ein abwertender Begriff, so etwas wie "Hinterwäldler". Lange Zeit war damit gemeint, dass jemand "nichtchristlich" ist. Sagt also nur aus, woran jemand NICHT glaubt.

Inzwischen gibt es einige Menschen - mich eingeschlossen - die sich selbst als Neuheiden bezeichnen und sich damit die Fremdbezeichnung zu eigen machen und selbst neu definieren. Da man bei einem Treffen von 3 Neuheiden aber in der Regel mindestens 4 Meinungen finden kann definieren es alle irgendwie anders.

Oft wird Heidentum bei uns entweder mit Wicca oder mit Asatru gleichgesetzt. Beides sind neuheidnische Strömungen, aber es sind nur zwei von vielen.

Daher finde ich es extrem problematisch, irgendwelche pauschalen Aussagen über Neuheiden zu treffen. Z.B. sie seien alle naturverbunden, rechtsextrem oder tanzen nackt im Mondschein.

Aber ein paar Gemeinsamkeiten und Tendenzen gibt es schon :

Ein Großteil der Neuheiden beruft sich auf eine ältere, meist polytheistischen Religion. Bei uns in Deutschland sind das oft nordische oder keltische Traditionen, aber es gibt auch Leute, die sich auf Römer, Griechen oder (so wie ich) auf die Ägypter beziehen. Dabei ist die Bandbreite sehr groß: manche Leute verlassen sich auf ihre eigene Intuition oder irgendwelche zeitgenössischen Esoterikbücher, andere studieren jahrelang die Quellen, lernen isländisch oder mittelägyptisch und kennen die archäologischen Befunde genau.

Die meisten von uns sind jedoch nicht bestrebt, die alten Religionen und Gesellschaftsformen komplett und authentisch wieder aufleben zu lassen. Bei den meisten ist das auch gar nicht möglich, weil es nicht genug historische Quellen gibt. Wir sind moderne Menschen in einer modernen Gesellschaft, wir haben unsere eigene Auslegung der alten Religionen - daher ja "Neu"-Heiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Der Mensch ist mit vielem, was zur Zeit geschieht, überfordert. Der Arbeitsstress, Digitalisierung, Konsumhaltung vieler....

Auf der anderen Seite wird Religion oft als überholt, nicht wissenschaftlich, schwer erfassbar.... angesehen.

So sucht man sich die Ruhe und Kraft an anderen Orten. Meist in der Natur.

Was für mich eindeutig als wunderbare Schöpfung eines genialen Schöpfers (Gott) zu sehen ist, gilt für sie nicht.

Mayahuel  10.06.2022, 08:25
Was für mich eindeutig als wunderbare Schöpfung eines genialen Schöpfers (Gott) zu sehen ist, gilt für sie nicht.

Quark.

The Creator of this universe has been manifesting to us for all time, in the forms of gods and goddesses that we can relate to.

http://www.f.waseda.jp/buda/library/goddess.html

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Das Neuheidentum entdeckt die Natur wieder und meint die Natur nicht einfach bewundern zu wollen, sondern zu Vergöttern.
Leider gehen die Heiden den Weg nicht zu ende. Sie begreifen die Schöpfung als etwas wunderbares, jedoch scheint es ihnen unbegreiflich zu sein, dass eine Schöpfung einen Schöpfer braucht.
Das Heidentum versucht sich daran sich am eigenen Zopf selbst aus dem Sumpf zu ziehen.

ruhrgur  10.06.2022, 14:33
Sie begreifen die Schöpfung als etwas wunderbares, jedoch scheint es ihnen unbegreiflich zu sein, dass eine Schöpfung einen Schöpfer braucht.

Willst du hier gerade ernsthaft behaupten, dass ein alter Mann der im Himmel hockt mehr Sinn ergibt als der Urknall? :'D

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Psalmone  10.06.2022, 14:51
@ruhrgur

Willst du ernsthaft behaupten ALLES sei aus NICHTS explodiert?
Niemand sagt, dass Gott ein alter Mann ist. Das sagt nur jemand, der keine Ahnung hat was das Wort ‚Vater‘ im hebräischen bedeutet.
Wer an den Urknall GLAUBT, dem ist nicht zu helfen. Warte ein wenig, vielleicht explodiert aus dem nichts ein Ferrari vor deine Haustür, dann hast du einen schönen Flitzer.

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ruhrgur  10.06.2022, 14:56
@Psalmone
Willst du ernsthaft behaupten ALLES sei aus NICHTS explodiert?

Nein, ich will nur behaupten, dass wir noch nicht wissen, was vor dem Nichts war.

Im Übrigens ist das hier auch ein Zirkelschluss: Dass einfach so zwei Teilchen existiert haben, die miteinander kollidierten soll unlogisch sein, aber dass ein "Gott" einfach so dar war, soll logisch sein? Wenn du das ernsthaft glaubst, dann ist wohl eher dir nicht mehr zu helfen.

Jahrhunderte der Forschung haben uns an den Punkt gebracht sagen zu können, dass das Universum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch den Urknall entstanden ist und im Gegensatz zur Existenz Gottes gibt es dafür auch viele Belege. Wenn du einen alten Röhrenfernseher hast, kannst du der Ausdehnung des Universums ja sogar zuschauen, wenn du einfach einen nicht belegten Sendeplatz einstellst.

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Schemset  12.06.2022, 01:20

Leider gehen die Heiden den Weg nicht zu ende? Irrtum, wir sind nur auf einem anderen Pfad unterwegs. Ob wir uns am Ende wiedertreffen wird sich zeigen....

Ja, ich verehre die Natur und die Schöpfung. Ich verehre auch Atum und Neit als Urschöpfer. Nur meine Theologie ist eine Andere. Ähnlich wie die islamische Mystik sehe ich die Gottheiten immanent in der Welt und der Materie, nicht transzendent. ( Bis auf Neit und Nun, aber das wird hier zu komplex) Dadurch ist "die Sonne verehren" und "den Sonnengott verehren" fast dasselbe ( nicht ganz das selbe: ich unterscheide schon zwischen der physischen Sonne, Iten, und dem Sonnengott Re-Harachti )

Um die Metapher aufzugreifen (ich nehme an, der Sumpf bezeichnet die angeblich verdorbene Welt?): ich ziehe mich nicht selber aus dem Sumpf, ich wohne da und sehe keinen Grund, da raus zu wollen.

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Neopaganismus ist eine Oberkategorie für eine Vielzahl von Religionen und spirituellen Bewegungen, die nach dem Mitelalter entstanden sind und meist auf bereits bestehenden Religionen basierten. Bezüglich des Glaubens und Weltbildes, führe ich hier einfach noch einmal ein Zitat ein, was es sehr gut zusammenfasst.:

[Der Neopaganismus ist] im Gegensatz zu [...] anderen Religionen [...] nicht wissenschaftsfeindlich, sondern sieht sich im Einklang mit den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaften, einschließlich der modernen Physik. Die Weltanschauung [...] akzeptiert völlig die kosmologischen Hypothesen zur Entstehung des Universums im Laufe von Jahrmilliarden und akzeptiert die Darwin’sche Evolutionstheorie als den Mechanismus für die Entstehung der Vielfalt des Lebens und dessen Wandel im Laufe von vielen Jahrmillionen der Erdgeschichte. [Es gibt] folglich keine Tendenzen zur Förderung eines kreationistischen Weltbildes.

(Dr. Günther Bechly, in Lunas, et al.: "Geschichte und Entwicklung des Wicca auf seinem Weg nach Deutschland", 2022.)

Die meisten Religionen des Neopaganismus beruhen also auf dem Paganismus und betrachten die Natur als heilig. In einigen neopaganen Religionen glaubt man zwar an einen Gott (z.B. Hellenismos), glaubt aber auch hier in den meisten nicht wirklich daran, dass Götter "wirklich" existieren, sondern sieht sie eher als Verkörperungen für bestimmte Aspekte des Seins (z.B. Wicca).

Für weitere Informationen und Links zu auf Qualität geprüften Inhalten, am besten einfach einmal hier vorbeischauen: https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Neopaganismus

LG

Ein "Heide" (Mt.18,17)

ist ein "Ungläubiger" im Sinne Gottes (Jes.45,22).

Woher ich das weiß:Recherche