Napoleonische Flurbereinigung?

5 Antworten

Wenn Du mit "richtiges Deutschland" einen Deutschen Nationalstaat meinst, dann stimmt es. Den gab es damals nicht und alle die souveränen Fürstentümer und andere Kleinstaaten wollte ihre Souveränität nicht aufgeben zugunsten einer zentralen Instanz. Zudem existierte ja auch noch die Feindschaft zwischen Preußen und Habsburg(Österreich) die sich gegenseitig die Führungsrolle nicht zugestehen wollten.

Den Staat Deutschland gibt es seit 1871. Damals gewannen die vielen deutschen Staaten zusammen einen Krieg gegen Frankreich, und in dieser Hurra-Stimmung traten alle Staaten dem von Preußen dominierten "Norddeutschen Bund" unter dem Namen "Deutsches Reich" bei.

1848/49 gab es mal einen Versuch (Suchwort: Frankfurter Nationalkonferenz, Paulskirche), der aber im Sande verlaufen ist. Ergebnis des ewigen Palavers war eine Verfassung für einen deutschen Staat, der aber von den drei größten Staaten Preußen, Hannover und Bayern abgelehnt wurde.

Stimmt es dass es nach der napoleonischen Flurbereinigung immer noch kein richtiges Deutschland gab

Nein, das stimmt nicht. Denn es gab und gibt Deutschland - ein "unrichtiges" Deutschland war und ist nicht existent!

sondern nur einen deutschen Bund in welchem verschiedene Staaten bzw. Königreiche lagen wie z.B. Österreich oder Preußen?

Nach dem Wiener Kongress gab es Deutschland in Form des Deutschen Bundes, eines Staatenbundes. Die USA ist seit ihrer Entstehung bis heute ein Staatenbund, und niemand käme auf die Idee, die USA als "nicht richtige" USA zu bezeichnen.

Die bedeutendsten Länder im Deutschen (Staaten-)Bund waren in der Tat Österreich und Preußen. Sie waren in der Politik maßgeblich, Österreich führte im Bund den Vorsitz.

Und wenn ja, die Hälfte von Preußen liegt ja nicht im deutschen Bund, genau so wie Österreich, ist dann die Hälfte wo im deutschen Bund liegt Deutsch und der Rest nicht?

Die Monarchien Preußen und Österreich traten nur mit den Gebieten dem Deutschen Bund bei, die vormals Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewesen waren. Ungarn gehörte also nicht dazu, auch Ostpreußen nicht. Es gab keine Staatsbürgerschaft des Deutschen Bundes. Daher waren natürlich die Ungarn nicht, aber die Ostpreußen als preußische Bürger Deutsche, auch wenn ihr Land nicht zum Deutschen Bund gehörte.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
tvinnefossen  02.11.2019, 01:34

Na den Historiker kaufe ich Ihnen nicht ab. Den Deutschen Bund und die USA durch Ihre Art des Vergleiches gleichzusetzen, ist schon ein starkes Stück. Im Gegensatz zur USA ging vom Deutschen Bund keine Staatsgewalt aus. Der Deutsche Bund war vielmehr eine Art bessseres Verteidigungsbündnis.

Ein Deutschland nach unserem Verständnis gab es erst seit 1871. Davor mag "deutsch" ein kultureller Begriff gewesen sein aber kein Staat oder gar eine Nation, nicht mal ein Land. Auch "arabisch" ist ein kultureller Begriff und doch kein Land...

Wie sagt auch Christopher Clark (ein echter Historiker) zum Beispiel über Preußen(s Ende) sehr treffend?:

"Preußen war ein europäischer Staat lange bevor es ein deutscher wurde. Deurschland war nicht Preußens Erfüllung, sondern sein Verderben" Recht hat er, der Herr Clark.

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ArnoldBentheim  02.11.2019, 17:14
@tvinnefossen
Na den Historiker kaufe ich Ihnen nicht ab.

Du kannst dir deine Invektiven an den Hut stecken!

Den Deutschen Bund und die USA durch Ihre Art des Vergleiches gleichzusetzen, ist schon ein starkes Stück.

"Meine Art des Vergleichs" war: "Staatenbund". Wer keine Ahnung hat und dennoch zu dümmlichen Kommentaren neigt, könnte wenigstens mal bei Tante Wiki vorbeischauen. Aber Lesen und Begreifen, das hat heute nur noch geringen Wert, dagegen ist es sehr beliebt, die Klappe weit aufzureißen und zu pöbeln.

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tvinnefossen  09.11.2019, 16:23
@ArnoldBentheim

q.e.d. Herr Bentheim! Danke für die ohne Not selbst hervorgebrachte Bestätigung meiner Vermutung! Tante Wiki als Quelle vorzuschlagen, ist Auskunft genug....

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tvinnefossen  09.11.2019, 16:27
@ArnoldBentheim

.... ach und ich konnte nur begreifen, was Sie schrieben.... und das war (in meinen Augen) Quatsch. Wenn Sie doch was anderes meinten, hätten Sie das vielleicht schreiben sollen.... aber so... bleibt meine Einschätzung, wie sie war. Aber das sollte einem gestandenen Historiker eigentlich nichts bedeuten....

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LazyCatBonnie 
Fragesteller
 03.11.2019, 10:43

Okay, vielen Dank für die Antwort :)

Eine Frage hätte ich da aber noch, und zwar verstehe ich es nicht ganz mit den Staatsformen im Deutschen Bund. Hatte jeder/s Staat/Königreich/etc. eine andere Staatsform? Oder hatten alle eine Monarchie?

Liebe Grüße :)

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ArnoldBentheim  03.11.2019, 15:02
@LazyCatBonnie

Die meisten Mitglieder waren Monarchien. Aber es gab auch (eingeschränkte) Demokratien, nämlich die Stadtstaaten Bremen, Frankfurt/M, Hamburg und Lübeck.

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Das war der Wiener Kongreß, was du meinst. Staatsmänner aus aller Herren Länder trafen sich in Wien um Europa neu aufzuteilen. Die Gegend um Salzburg gehörte damals zu Bayern und kam dann nach Österreich. Ähnlich erging es anderen Ländern. Bayern war damals ein Königreich, wie viele andere Kleinstaaten auch. Ein einheitliches Deutschland gab es erst seit 1871. Als Bismarck das deutsche Reich gründete war ja auch das großdeutsche Reich incl. Österreich und das kleinddeutsche ohne Österreich im Gespräch.

Stimmt es dass es nach der napoleonischen Flurbereinigung immer noch kein richtiges Deutschland gab, sondern nur einen deutschen Bund

Ja.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bund

Einen deutschen Nationalstaat, nämlich das Deutsche Reich, gab es erst ab 1871.