Muss ein großes Schiff genug Kapazität auf den Rettungsbooten haben, wie es Passagiere gibt?

4 Antworten

Von Experte ponter bestätigt
Muss ein großes Schiff genug Kapazität auf den Rettungsbooten haben, wie es Passagiere gibt?

Nicht nur für alle Passagiere, sondern für alle Menschen an Bord. Bei so einem Kreuzfahrtschiff sind ja hunderte Besatzungsmitglieder ebenfalls zu retten...

Dass auch das nicht unbedingt alle retten kann, haben wir am Fall der Costa Concordia gesehen. Man stelle sich mal vor, der Kahn wäre komplett versunken und nicht zur Hälfte über Wasser geblieben... Oh graus!

Beispiel Titanic, ich glaube da gabs nicht genug Rettungsboote

Man ging damals auch noch von vollkommen anderen Umständen aus. Außerdem waren die Menschen damals sehr technikgläubig und hatten das Gefühl, dass mit moderner Technik (nach damaligem Verständnis) so ziemlich alle Probleme ausgeräumt werden können.

Die Titanic war so gebaut, dass du an jeder beliebigen Stelle ein Loch in den Rumpf bohren konntest und die Schwimmfähigkeit nicht gefährdet war. Auch wenn zwei oder gar drei der wasserdicht abschottbaren Abteilungen voll laufen sollten, wäre das Schiff noch sicher. Und wie sollte man denn 3 Löcher gleichzeitig an unterschiedlichen Stellen bekommen? Und selbst falls das Schiff wirklich sinken sollte (dass das theoretisch denkbar ist, war den Leuten auch damals klar), ist es so groß dass das auf jeden Fall eine ganze Weile dauert. In der Zeit kann man ja sein Funkgerät benutzen, um ein anderes Schiff zur Hilfe zu holen.

Die Philosophie war, dass man im Fall der Fälle ein anderes Schiff per Funk herbeiruft und dann die Menschen nach und nach im Pendelverkehr vom sinkenden Schiff zum helfenden Schiff bringt. Und dafür müssen ja nicht alle Leute gleichzeitig in die Rettungsboote passen.

Den damaligen Standard erfüllte die Titanic allemal.

Die Katastrophe der TITANIC sorgte in der Folge dafür, dass u.a internationale Abkommen, bezüglich der Sicherheit auf Schiffen, auf den Weg gebracht wurden, (bspw. SOLAS usw.) die im Laufe der Jahrzehnte immer weiter definiert wurden.

So müssen Schiffe, neben diversen Einrichtungen, u.a. die Sicherheit betreffend, über ausreichend Rettungsmittel verfügen, die im Notfall theoretisch allen Personen an Bord die Flucht vom Schiff ermöglicht.

Weitere Erkenntnisse wurden aus anderen Unglücken gezogen, so etwa aus dem Untergang der ESTONIA 1994. Danach manifestierte sich bspw, dass Rettungsboote nicht in jeder Situation geeignete Rettungsmittel sind.

Der Theorie steht natürlich die Praxis gegenüber. Auch wenn allen Menschen an Bord ein Platz in einem Rettungsmittel zugedacht ist, bedeutet dies nicht automatisch die sichere Rettung aller an Bord, da es immer u.a. auf die Umstände und Gegebenheiten ankommt.

Seit des Unterganges und auch wegen des Unterganges der Titanic haben sich viele Sachen in der zivilen Schifffahrt geändert.

Ja, es sind mindestens soviele Plätze in den Rettungsbooten, wie es Passagiere + Besatzung gibt.

Na gerade nach dem Vorfall mit der Titanic mit Sicherheit. Im Prinzip sind bei dem Unglück auch nur so viele Menschen gestorben, weil man das Schiff für "unzerstörbar" gehalten hat. Somit dachte die Besatzung, dass Rettungsboote mehr oder weniger überbewertet sind.

flauski  11.12.2021, 21:34

Mal abgesehen davon, dass die Besatzung mit der Konstruktion eines Schiffes wenig am Hut hat und damit auch wenig Einfluss auf die Anzahl der Rettungsboote hat, war die Anzahl der Rettungsboote auch fast irrelevant, da ein Großteil eh nicht genutzt werden konnten. Die konnten bei der Kränkung nämlich gar nicht zu Wasser gelassen werden.

Und wie wäre die Opferzahl geringer gewesen, wenn das Schiff nicht als unsinkbar, also nicht unzerstörbar, gegolten hätte? Gesunken wäre es auch so. Der Fehler war die unangepasste Geschwindigkeit, weil man ignorant war.

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RedPanther  11.12.2021, 21:39

Es hat damals niemand wirklich von Unsinkbarkeit gesprochen. Das ist eine urban legend.

Die Titanic wurde als State of the Art in Sachen Sicherheit beworben, was auch durchaus der Fall war. Nein, eine Aussage wie "so unsinkbar, wie ein Schiff nur sein kann" behauptet keine absolute Unsinkbarkeit.

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