Müsst ihr Deutsche manchmal überlegen welchen Artikel ein Wort hat?

Das Ergebnis basiert auf 64 Abstimmungen

Nein 89%
Ja 11%

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein

Nein, eigentlich nicht. Als Muttersprachler hört man das normal heraus, falsch klingt einfach falsch und richtig klingt richtig. Bei eingedeutschten Fremdwörtern oder bei Eigennamen (wer kennt die Frage nicht, der, die oder das Nutella?) kann es aber mal vorkommen, dass der Artikel nicht ganz klar ist. Und manchmal ist es auch von der Region abhängig, in der man lebt.

Aber interessanterweise gibt es ja auch Wörter, bei denen tatsächlich 2 oder sogar 3 Artikel passen. Z.B. das Virus (Krankheitserreger), aber der Virus (meistens in Bezug auf einen Computervirus, manchmal aber auch auf den Erreger so angewandt).

Oder das Band (wie Klebeband, Haarband), der Band (wie Geschichtsband, Bücherband, ein Lexikon besteht aus einzelnen Bänden) und die Band (wie Musikgruppe, okay, mit englischer Aussprache, aber dennoch gleich geschrieben).

Hallo,

eher weniger; "das wurde einem quasi mit der Muttermilch mitgegeben". Du hast aber recht, die korrekte Verwendung der Artikel im Deutschen ist schwer, zumal

  • es zum richtigen Artikel im Deutschen nur sehr wenige Regeln gibt. (*1) Außerdem gibt es zu jeder Regel wenigstens eine Ausnahme – Ausnahmen bestätigen die Regel!
  • die Artikel je nach Kasus dekliniert werden.
  • es nicht nur standardsprachliche Artikel für Substantive gibt, sondern diese auch landschaftlich unterschiedlich sind (auch wenn man Deutschland, Österreich und die Schweiz miteinander vergleicht) (*2)
  • es für Substantive standardsprachlich und fachsprachliche unterschiedliche Artikel gibt. (*3)
  • Substantive mit unterschiedlichen Bedeutungen auch unterschiedliche Bedeutungen haben können. (*4)
  • bei der Übernahme von (Fremd)Wörtern ins Deutsche häufig - aber nicht immer - Analogien gebildet u. ä. werden. Speziell bei der Übernahme englischer (Fremd)Wörter ins Deutsche wird meist der Artikel der deutschen Entsprechung - die es aber nicht immer gibt - übernommen. (*5) Manchmal erhält das Substantiv dann auch einen vom muttersprachlichen Artikel abweichenden deutschen Artikel. (*6)
  • Schließlich kann sich der Artikel auch mit der Tageszeit ändern. (*7)

(*1) Das Geschlecht richtet sich (teilweise) nach dem biologischen Geschlecht (*siehe unten):

die Frau – die Lehrerin, die Ärztin, die Fremde, aber: das Mädchen

der Mann – der Techniker, der Lehrer, der Kater, der Fremde

weiblich (= die) sind die Endungen

- heit (Freiheit, Menschheit)

- tion (Information, Kalkulation)

- keit (Heiterkeit, Einsamkeit)

- tung / ung (Zeitung, Vermutung, Meinung, Betonung)

- t (Fahrt, Naht) aber: der Bart

- e (Zunge, Reise, Freude) aber: der Junge etc.

- schaft (Mannschaft, Bekanntschaft)

- ei (Suffix) (Bäcker-ei, Schreiner-ei, Bücher-ei)    aber: das (Hühner)Ei, das Blei, der Schrei, der Brei – Hier ist ei kein Suffix.

männlich (= der) sind die Endungen

- er (Finger, Fehler) aber: das Fenster, die Leiter

- ling (Frühling, Sperling)

sächlich (= das) sind wiederum die Endungen

- chen / -lein wiederum sind Mädchen, Mäuschen, Tischlein, Entlein

chen und lein machen die Wörter klein! heißt es im Deutschen.

Das Geschlecht kann an der Bedeutung erkennbar sein:

weiblich:

- Motorradmarken (von: die Maschine) – die Harley-Davidson, die Yamaha

männlich:

- Tageszeiten – der Abend, der Vormittag, der Nachmittag aber: die Nacht

- Wochentage – der Montag, der Freitag, der Samstag

- Monate – der Mai, der Dezember

- Jahreszeiten – der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter

- Himmelsrichtungen – der Norden, der Osten, der Süden, der Westen

- Wetter – der Wind, der Schnee aber: die Wolke

- alkoholische Getränke – der Wein, der Cognac aber: das Bier

- Automarken – der Audi, der BMW

sächlich:

- Farbnamen: das Blau, das Violett

(Quelle u.a.: deutschalsfremdsprache.ch)

- die Nachsilbe tum leitet sächliche Nomen ab. Deshalb heißt es das Christentum. Ausnahmen: der Reichtum und der Irrtum. (http://www.canoo.net/services/WordformationRules/Derivation/To-N/Suffixe/tum.html)

*siehe oben: Das mit dem biologischen Geschlecht muss man noch differenzieren, sonst fällt man auf den Grundsatzfehler der Genderisten rein.

Zum einen gilt die vorstehende Behauptung natürlich nur für Wesen mit einem biologischen Geschlecht, nicht für Sachen, Abstraktes, den lieben Gott, usw.

Bei Personenbezeichnungen gibt das Femininum (die) im Singular eine Frau an. (Auch das mit Ausnahmen: die Person, die Wache, und einige andere)

Bei Personenbezeichnungen gibt das Maskulinum (der) im Singular einen Mann an oder eine Person unbekannten oder unbestimmten biologischen Geschlechts. (Mein Dank dafür geht an den gf-User RudolfFischer.)

(*2) Wo ich wech komm

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sagt man z.B. die Fanta (Cola, Sprite)

wo ich jetzt dahoam bin, im

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sagt man z. B. das Fanta (Cola, Sprite).

(*3)

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(*4) der Moment = der Augenblick (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Zeitpunkt_Zeitspanne)

das Moment = 1. Gesichtspunkt; 2. Produkt/Physik (https://www.duden.de/rechtschreibung/Moment_Umstand_Produkt)

(*5) die Python wg. die Schlange (die Viper, die Natter, ...)

(*6) der Python (griechisch) die Python (deutsch)

(*7)

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Eine nette Lektüre zum Thema findest du hier: https://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-der-butter-die-huhn-das-teller-a-432890.html

AstridDerPu

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Superturk 
Fragesteller
 30.09.2023, 16:30

😍

0
Ja

Ja. Wenn ich schon mal Schwedisch oder Spanisch spreche, muss ich da häufiger überlegen, weil ich mir nicht sicher bin.

Selbst im Deutschen kommt das vereinzelt vor, weil es da dialektbedingte Unterschiede gibt.

Nein

Welches Artikel eine Wort hat, das weiß man einfach. Ich sage das richtige Artikel schon bevor ich richtig darüber nachdenken kann.

Nein

Aber manchmal denke ich, es wäre besser ganz ohne Artikel.

Wenn es statt „der", „die" und „das“ nur noch „das“ gäbe, müsste man sich nicht mehr mit dem albernen Gendern auseinandersetzen.