Metropole Paris-was macht(e) sie so besonders?

5 Antworten

Die großen europäischen Metropolen haben immer schon diejenigen angezogen, die sich der Norm entziehen wollten. Für Paris gilt das besonders, da, wie schon sehr richtig bemerkt, diese Entwicklung sehr früh einsetzte, also gut möglich, dass das mit Louis Quatorze der Fall war. Auf jeden Fall entwickelte sich Paris im Laufe des 18. Jahrhunderts neben Wien zu DER Bühne auf der ein Künstler sich beweisen musste und konnte. Wenn jemand Geld mit seiner Kunst verdienen wollte, musste er nach Wien oder Paris. Zurecht wurde hier auch bemerkt, dass Paris ein Moloch war. Sehr schön beschrieben wird das in Patrick Süßkinds Das Parfüm. Aber dieser Moloch bot eben Freiheiten, die das dörfliche Leben, nicht nur in Frankreich, nicht bereit hielt. Dieses Klima der (auch sexuellen) Freiheit führte zu der bis heute weltberühmten Kultur der Bohème. Dieser Begriff könnte Dir mit Sicherheit auch noch weiterhelfen.

Man mag über Frankreich schimpfen wie man will, vor allem über Napoleon, aber auch gerne über den Merkantilismus, aber es bleibt eine nicht zu bestreitende Tatsache, dass die deutsche Einigung, die Entwicklung eine deutschen Nationalgefühls und letztlich die Entstehung des Deutschen Reiches auf den "Erbfeind" im Westen zurückzuführen ist. Um es sehr plakativ zu formulieren (und mich damit natürlich angreifbar zu machen): Ohne Napoleon hätte es kein Deutschland gegeben!

Ich möchte Dir zudem die Lektüre eines großen Philosophen und Sozialkritikers des beginnenden 19. Jahrhunderts empfehlen: Donatien Alphonse Francois Marqius de Sade. Besser bekannt ist de Sade durch seine Erzählungen zu sexuellen Ausschweifungen. Es dabei aber zu belassen würde diesem Manne unrecht tun. Er hat zum Beispiel in "Justine oder die Leiden der Tugend" sehr eindrücklich die Zustände der Zeit beschrieben und sie massiv kritisiert. Es gibt keinen zeitgenössischen französischen Historiker oder Gesellschaftswissenschaftler der das so hervorragend getan hätte. Ohne de Sade wüssten wir nur die Hälfte von den Zuständen vor, während und nach der französischen Revolution. Du brauchst aber für seine Lektüre, vor allem wenn Du "Die 120 Tage von Sodom oder die Schule der Ausschweifung" liest, mehr als gute Nerven!!!

LiloB  03.07.2010, 15:07

und ob der Lehrer dann diese "Geistesarbeit" so recht zu würdigen wüßte, sei einmal dahingestellt. Deshalb würde ich alternativ lieber den etwas weniger sagen wir mal - umstrittenen- Victor Hugo vorschlagen. Les Miserables (allerdings für Normalleser wohl nur auf Deutsch) - oder Germinal von Zola. Aber die Begeisterung für Paris könnte einem dabei ganz leicht abhanden kommen. Ansonsten stimme ich Dir absolut zu - sogar Deiner Meinung über Napoleon und die Deutschen.

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Nach meiner persönlichen Meinung, wurde der Charme von Paris durch Loouis IVX begründet. Der Sonnenkönig holte in seiner Regierungszeit die bedeutensten Künstler aus verschieden Bereichen dorthin, veranstaltete rauschende Feste in Versailles und den Stadtpalais Louvre und Tuilleries, eines wurde von der Königinmutter bewohnt. Paris war ein pulsierender Ort geworden, auch wenn die fröhliche Fassade trog und es hinter den Kulissen gewaltig brodelte, Auch das geschlechtliche Leben verlief nicht unbedingt in ehelichen Bahnen. Die Freiheit der oberen mit Mätressen und Co drang nicht bis in die Provinzen vor. Wäre dort auch eher eine Sache für die Justiz gewesen. Dieses Flair an Freiheit konnte die Stadt bewahren und ein Künstler braucht Freiheit. Aber auch Gleichgesinnte um sich herum er braucht Gönner und Geldgeber. Freundinnen und Huren. All dies war in Paris anzufinden. Ein Hexenkessel von Lebenslust förmlich.

LiloB  03.07.2010, 11:32

Zauberhaft, Deine persönliche Meinung. Die von vielen sicherlich geteilt wird,- u.a. von mir! Darum natürlich DH für Dich - und Paris!!

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Gabi40  03.07.2010, 12:36

Du meinst Ludwig den XIV. (14.) Dieser selbstherrliche Tyrann mit seiner Aussage "der Staat bin ich", hat sein Land zweifellos weiterentwickelt und dessen Grenzen erweitert, aber alles auf Kosten anderer Länder und im Besonderen des geschwächten Deutschlands, daß durch den 30jährigen Krieg unsagbar gelitten- und einen Aderlass von ca. 2/3 seiner ursprünglichen Bevölkerung zu beklagen hatte. Für mich unbegreiflich, warum historische Personen zumeist nur sehr isoliert und deshalb falsch beurteilt werden?

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Merzherian  03.07.2010, 12:49
@Gabi40

@ Gaby: Danke, ja da hat der Tasteneingabeteufel zugeschlage, schon beim Namen wahr er ungnädig.....Die Folgen des 30jährigenkrieges und dessen Auswirkungen auf das damal als solches nur sehr rudimentär bestehende Deutschland jetzt Louis XIV anzulasten, na, ist ein büsschen, ähm, ausserhalb des Fragethemas. Kritik kann in meiner Antwort durchaus bei genauerem Hinschauen erkannt werden. Aber die frz. Lebensartwurde in seiner Regierungszeit nachhaltig geprägt und hat DEN Einfluß auf Kultur und Kunst in ganz Europa gehabt. Bin ich froh, daß wir die Franzosen mit all ihren liebenswerten Absonderlichkeiten hatten und haben. Eine Entwicklung ohne sie ist einfach unvorstellbar.

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Mein Eindruck, der sich auf viele Bücher und Lebensberichte aus der Vergangenheit gebildet hat; Paris war für alle, die ein bißchen von der Norm abwichen, der Fortschritt. Das gilt sicherlich vor allen Dingen in Bezug auf Kunst (Malerei´- z.B. die Impressionisten, Bildhauerei ; z.B Rodin; Literatur; Ernest Hemmingway - aber früher schon; Rilke ; sehr offen - Henry Miller etc. - Musik; Chansons mit Text, nicht nur tralala -aber erst später - und vor allen Dingen; làrmour. Jeder von uns träumte davon, Teil eines der Liebespaare auf der Isle de France zu sein,- ohne das Naserümpfen und Kopfschütteln wie in Deutschland hervorzurufen. Natürlich haben sich die Pariser auch mokiert - aber nicht so moralinsauer wie die Deutschen. Chopin und George Sand waren zwar im Gespräch - Liszt mit seinen diversen Frauengeschichten wurde nicht nur als Künstler bewundert - etc.etc. Mit anderen Worten; Künstler gingen nach Paris in der berechtigten Hoffnung, dort Anerkennung von anderen Gleichgesinnten zu finden (z.B. PaulaModerson-Becker)- Menschen, die sich eingeängt fühlten in den Normen der anderen Länder suchten dort ihre Lebensform. Nicht zuletzt glaubte man, der "freien" Liebe dort besser frönen zu können. (Das gilt wohl überwiegend für Männer, für Frauen aber möglicherweise auch).Das beweisen Bücher von Lou Andreas Salomé - aber auch von Französinnen, wie Anais Nin. etc.Danach dann; die Mode, einschl. Parfum, welches in Deutschland einer der Begriffe für französischen Luxus war. Die Mode war einfallsreicher und luxuriöser als in Deutschland z.B., und das schon seit LouisXIV - mehr noch später unter Louis XV, Marie Antoinette bzw. die entsprechenden Maitressen. (Madame de Pompadur, La Dubarry etc.) Ob das auch heute noch gilt, bezweifle ich.Paris hat für die jetzige Generation wohl kaum noch den gleichen Ruf wie für die vorhergehenden Generationen.

Gabi40  03.07.2010, 12:22

Ich möchte noch ergänzend hinzufügen, daß Paris wie die meisten anderen Großstädte inzwischen zu einem abstoßenden Moloch geworden ist. Einzige Ausnahme vielleicht nur noch die historischen Gebäude und großartigen Museen, Beispiel Louvre.

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LiloB  03.07.2010, 12:33
@Gabi40

Es kommt immer darauf an, was man sehen will. Jede Stadt ist schrecklich oder attraktiv. Man selbst muß schon die Schwerpunkte setzen. Ich mag Paris immer noch gern - und finde das, was mich reizt, immer wieder. Allerdings nicht so, wie die Reiseführer einem das anbieten. Also ein bißchen abseits der großen Touristenattraktionen. Wie in allen großen Städten.

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Merzherian  03.07.2010, 12:38
@Gabi40

So hart möchte ich mit paris nicht ins Gericht gehen. Es kommt doch auch drauf an, in welcher Form ich die Chance habe, eine Stadt, oder hier das "alte" Paris zu entdecken. Während einer 1 tägigen Bussonderreise ist dies schwer möglich, besonders ohne historisch/kulturelles Wissen im Hinterkopf. MIt Freunden vor Ort und einer Aufgeschlossenheit für Orte abseits der vermarkteten "Touristenatraktionen" hat sich paris auch heute noch ein Flair behalten, dem sich 30 Jahre nach mir auch meine söhne nicht entziehen konnten. Manches muß man für sich wieder entdecken oder auch ganz individuel neu erleben.

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LiloB  03.07.2010, 14:51
@Merzherian

Können wir uns den "guten Kommentator" teilen? - So sehe ich es auch, Paris ist nach wie vor eine wunderbare Stadt mit vielen, vielen sehr reizvollen Möglichkeiten.Und wenn es nur die ist, die Stadt "allein" zu entdecken, d.h. mit öffentlichen Verkehrsmitteln und seinem Wissen im Kopf.

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>> Nach Paris der Liebe wegen <<, das sagt doch schon alles. Ist das lange her, daß ich zuletzt da war, ohjeeohjee.

Sacre Couer von Eifelturm aus. Ca 1974 - (Geschichte, Kultur, Paris) Im Bois de Bolounge. 1974 - (Geschichte, Kultur, Paris)
Nietzsche81  03.07.2010, 14:32

Da ist es im Moment auch deutlich zu warm für Eisbären...;-)

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erweh  03.07.2010, 14:35
@Nietzsche81

Nicht nur da! Ich schmelze hier dahin, wie dieses Eis das es mal gab, obwohl das glaube ich "Brauner Bär" hieß.

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Merzherian  03.07.2010, 14:46
@erweh

Ecklig süß und klebrig. Aber wie sieht den ein Eisbär mit Sonnenbrand an den Öhrchen oder so aus? Wußtesst du eigentlich, daß es im Sommer auch einen Sandstrad in Paris an der Seine gibt.

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Nietzsche81  03.07.2010, 14:53
@Merzherian

Eckig oder Eklig? Oder beides? Ich finde allein der Name ist ein wenig abscheulich...

Eisbären sind, glaube ich, eigentlich schwarz. Also von der Hautfarbe her... Die können also keine sichtbaren Sonnenbrand bekommen. ;-)

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erweh  03.07.2010, 17:16
@Nietzsche81

Naja, hab mir grad das Fell scheren lassen und jetzt eben leichten Sonnenbrand auf den Ohrwatscheln.

Das Merzhi aber auch immer so indiskret sein muß brumm

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Und jetzt bringst du hoffentlich noch die Energie auf, das alles auszudrucken und der Lehrkraft aufs Pult zu legen. Schule kann so sinnlos sein! Macht doch lieber als Klassenfahrt einen Paris Trip - davon hat man was! Sorry - dachte, es sei aktuell. Siehste - hab auch nicht nachgedacht.