Merkmale der Epoche des expressionismus?

4 Antworten

Die Werke des Expressionismus sind geprägt von Gefühlen wie Isolation, Tod, Zerrissenheit und Überreizung. Entstanden sind sie in einer Zeit, in der sich die Lebenswirklichkeit der Menschen stark veränderte: Urbanisierung und Technologisierung schritten voran; gleichzeitig behielt das Bürgertum viele veraltete Wertvorstellungen bei. Sozialkritische Stimmen und der Ruf nach einem neuen Menschen wurden immer lauter.

hier mehr dazu:

https://www.pohlw.de/literatur/epochen/expressionismus/

Folgendes nicht aus irgendeinem Buch oder Link, sondern aus meiner Vorlesung:

  1. DIE GEISTIGEN VORAUSSETZUNGEN
  • Nietzsche (für Benn: „der weitreichende Gigant der nachgoetheschen Epoche“, „seit Luther das größte deutsche Sprachgenie“: „jeder Satz ist zweideutiger, faszinierender, beunruhigender, weniger gelassen als bei Goethe. Er ist [...] der Mensch ohne Inhalt, der die Grundlagen der Ausdruckswelt schuf“ (sämtliche Zitate: Nietzsche / nach 50 Jahren, 1950). Ausdruck, Ekstase, Rausch sind wichtiger als Sinnvermittlung)
  • Freud (Entdekcung des Unbewußten)
  • Mach („das Ich ist unrettbar“)
  • Bergson („élan vital“: Intuition [= Leben, Instinkt] wichtiger als Verstand
  • Kritik an den herrschenden Ideologien in Literatur und Wissenschaft: Naturalismus, Positivismus, Fortschrittsglauben, Historismus 

2.     NOTWENDIGE WELTERNEUERUNG

Der erste Weltkrieg führt zu der Überzeugung, dass die Welt morsch geworden ist

Hugo Ball 1916 : « Gott ist tot. Eine Welt brach zusammen. Ich bin Dynamit. » Benn geht damit konform: „Die Götter tot. Die Kreuz- und die Weingötter. Mehr als tot.: schlechtes Stilprinzip, wenn man religiös wird, erweicht der Ausdruck“(1918).

Balls Diagnose weiter : 1. Die von der kritischen Philosophie vollzogene Entgötterung der Welt ; 2. die Auflösung des Atoms in der Wissenschaft.

Also Identitätskrise, auch Geist nicht mehr gesichert in einer Welt der Geistlosigkeit. Ball sieht die Notwendigkeit und Chance eines Neuanfangs :

Dichter und Denker sind „Vorläufer, Propheten einer neuen Zeit“.

3.     DAS NEUE LITERARISCHE PROGRAMM

Kasimir Edschmid betont, dass „die nackte Tatsache“ wie im Naturalismus nicht mehr gefragt ist, „fühlen“ und „schauen“ sind die neuen Parolen, der Verstand hat versagt.

„Die Welt ist da. Es wäre sinnlos, sie zu wiederholen. Es geht vielmehr darum, sie „im letzten Zucken, im eigentlichsten Kern aufzusuchen und neu zu schaffen, das ist die größte Aufgabe der Kunst.“

"Ausdruck - Vision - Schrei“

Verlangt wird eine bewusst neue Rhetorik, neue Syntax. Sprachexperimente im Dienste und als Ausdruck des neuen Menschen.

Das bloße Nebeneinander (Parataxe) soll althergebrachte, festgefahrene Kausalzusammenhänge aufheben (auch räumlich und zeitlich).

Weiter: Verschiebung des Artikels (Der/ein) und Aussparung von Konjunktionen, Einsatz des Neutrums bei Trakl nicht mehr als leeres Pathos wie bei Werfel, sondern als Chiffre („Ein Fremdes“) für die Nicht-Beherrschbarkeit der Sinnzuweisung bzw. Sinngebung.

Dinge sind Lebewesen („Straßen wie Gewürgte“), und Menschen werden wie Dinge behandelt (typisch für Benn, van Hoddis).

Vereinsamung des Menschen in der Großstadt, der um sein Privates gebracht ist – erster Schritt in die Verdinglichung:

„ein Pferdchen stolpert über eine Dame“ (Lichtenstein, Die Dämmerung).

Auch Benn : der Körper des toten Bierkutschers als Vase, Boden und schließlich auch Sarg für die Kleine Aster.

Verschiebung, ja Verzerrung alter Formen (Sonett: Wolfenstein, Heym) und der Metaphorik (Heym, Trakl).

Groteske Verzerrung, auch im Theater.

Das Ganze im Dienste der Entillusionierung, d.h. gegen die Idee, der Mensch sei gut und das Leben ebenfalls, Entlarvung der Idealisierung, die das schlechte Böse verdeckt (Benn).

Einsicht in die Endphase einer (humanistisch verbrämten) Zivilisation.

 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
achwiegutdass  05.01.2019, 17:53

PS Tut mir Leid, wenn das nicht kurz genug ist, aber bei solchen Themen kommt Kürze immer zu kurz, folglich: In der Kürze liegt die Lüge. :))

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Expressio=Ausdruck

Es ging um den Ausdruck der subjektiven Gefühle und Empfindungen in Werken oder Kunstwerken, in der Literatur besann man sich auf alte Strukturen in Zeiten der Unruhe (Imperialismus, Kulturpessimismus, Gefahr des Kriegsausbruchs) wie die Sonnettform in Gedichten.

Es kam zur "Ästhetisierung des Hässlichen", Tabuthemen wurden angesprochen oder anders gehandhabt im literarischen Kontext.

In der Musik löste man sich von alten musikalischen Konventionen, Beispiel hierfür ist Schönbergs Zwölftonmusik.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe mir über die Jahre privat viel Wissen angelesen.