Mein Vater ist heut früh gestorben und ich kann nicht weinen, normal?
Mein Vater ist heut früh im Alter von 80 Jahren verstorben. Er hatte in den letzten Jahren 2 Schlaganfälle und war schwer Demenzkrank. Seit gut einem Jahr lebte er im Pflegeheim.
Da ich eine halbe Tagesreise von meinen Eltern entfernt wohne, habe ich ihn auch seit längerem nicht mehr gesehen.
Heut früh nun rief meine Schwester an und teilte mir mit das Papa jetzt gestorben ist.
Ich kann nicht weinen, nicht mal richtig traurig sein.
Muss ich mich jetzt schämen ?
Ich bin eine erwachsene Frau und komme gerade mit mir selbst nicht klar. Nicht mal ein richtiges Gefühl der Trauer kommt bei mir hoch. Ich habe sogar normal weiter gearbeitet, als ob nichts wäre. Meine Kollegen haben mich schon ganz komisch angeschaut. Bin ich nun so gefühlsarm ? Ich habe richtig Angst vor mir selbst.
LG Gurkentopf
Muss ich mich jetzt schämen ?
23 Antworten
Hallo Gurkentopf,
erst einmal mein aufrichtiges Mitgefühl!
Du brauchst Dir keine Gedanken machen und Dich selber nicht als "gefühlskalt" bezeichnen! Dein Vater war lange krank und es war ganz sicher ein Sterben auf Raten! Du als Kind hattest bereits Zeit genug, um Abschied zu nehmen. Dur die Demenz, war Dein Vater ganz sicher auch nicht mehr der Vater, den Du als Kind kanntest und somit ist sein jetziger Tod, eine logische Konsequenz, nach langem Leiden!
Ich persönlich finde es ganz furchtbar, wenn andere Menschen sich Urteile anmaßen, wie jemand solch einen Verlust, zu betrauern oder zu verarbeiten hat!
Sicher wirst Du zur Beerdigung fahren und dann werden auch Deine Tränen rollen. In Deinem Inneren wirst Du aber ganz sicher auch, eine gewisse Erleichterung fühlen, dass Dein Vater nun von seinen Leiden erlöst ist und seinen Frieden gefunden hat!
Ich wünsche Dir alles Gute
Du musst dich dafür nicht schämen. Die Trauer kommt noch! Als ich vor einigen Jahren die Nachricht bekommen habe, dass meine Oma auf der Intensivstation im Sterben liegt und es keine Hoffnung mehr gibt, bin ich auch am nächsten Tag noch gut gelaunt zu einer Convention gefahren. Es kam mir da noch so unwirklich vor, und auch, als sie dann gestorben ist, war ich noch gefasst und hab lange nicht geweint. Erst später, als ihr Haushalt aufgelöst wurde und mir das alles klar wurde, vor allem, wie es zu ihrem Tod gekommen ist, hab ich trauern und weinen können.
Setz dich damit nicht unter Druck, ich denke mal, wenn es für dich zur Beerdigung oder Trauerfeier geht, kommt das ganz schnell. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und herzliches Beileid!
Ich danke dir. Habe mittlerweile ein paar mal mit meiner Schwester telefoniert. Ich konnte auch schon etwas weinen....
Jeder Mensch hat seine eigene Art von Trauer und nicht jeder empfindet gleich. Manche brauchen Monate um es zu verarbeiten, andere nur ein paar Tage. Es kann auch sein, dass die Trauer erst später kommt und man bis dahin garnichts fühlt. Nicht jeder weint. Du musst dich nicht schuldig fühlen. Wenn du deinen Vater geliebt hast reicht das doch :) LG
ich finde nicht, dass man jeden Tod betrauern muss. Wenn dein Vater eben so krank war, war es sicherlich nicht mehr angenehm, für ihn und für die Angehörigen, ihn mit allen Mitteln am Leben zu erhalten.
Vielleicht hast du es noch gar nicht wirklich wahrgenommen, und die Trauer kommt später, oder du hast schon mit ihm abgeschlossen (ich denke, er hat dich wegen seiner Demenz auch nicht mehr erkannt), sodass du eben schon das Trauern "hinter" dir hast.
Erinnere dich lieber an die schönen Zeiten mit ihm, anstatt dir jetzt Vorwürfe zu machen.
Nein, man muss sich nicht immer durch weinen ausdrücken wenn man traurig ist, es kann auch einfach sein dass man (wenn man traurig ist oder wenn jemand wie in deinem Fall gestorben ist) sich sehr viele Gedanken macht, über diese Person, oder über irgendein anderes Thema. Manche Leute neigen eher dazu zu weinen wenn sie sehr gestresst sind und wenn sie traurig sind, sind sie einfach ruhiger oder verbringen mehr Zeit allein.
Du musst dich nicht schämen, alles ist in Ordnung mit dir.