Mein Freund wohnt noch bei seinen Eltern
Hallo, ich bin seit etwa sechs Monaten bin einem Mann zusammen (Anfang 30), der noch bei seinen Eltern wohnt. In i unserer Kennenlernzeit antwortete er auf die Frage hin, warum er denn noch zu Hause wohne damit, dass seine Eltern ihn nicht finanziell unterstützt hätten, wenn er ausgezogen wäre und dass er so Geld sparen konnte, um sich den Traum einer Eigentumswohnung zu erfüllen. Anfangs schaute er sich auch immer den Immobilienteil in der Zeitung an, das jedoch hat schon vor geraumer Zeit aufgehört. Er studiert und arbeitet nebenbei und ohne weitere Einsicht in seine finanzielle Lage zu haben, würde ich behaupten, dass er sich eine Wohnung/Wg leisten könnte. Irgendwann erwähnte er, dass ihm das ja auch unangenehm sei und er gerne ausziehen möchte. Daraufhin informierte ich ihn jedes Mal, wenn ich irgendwo eine Wohnungs-/ oder WG-Anzeige entdeckte. Nur passten ihm diese nie. Bei den WG's sagte er "er würde einen Schritt zurück" machen, wenn er in eine WG zieht und die Wohnungen mit 1-2 Zimmern in seiner Preiskategorie bezeichnete er als Absteigen. Dass man sich nicht direkt ein Penthouse in bester Lage am Anfang leisten kann und man immer irgendwo anfängt, sieht er nicht. Er hat sehr überzogene, realitätsferne Vorstellungen, wie eine Wohnung auszusehen hat. Stattdessen informiert er sich über Armbanduhren, die mehrere Tausend Euro kosten. Ich bin dann immer sehr frustriert, weil ich das sehr unverhältnismäßig finde und mittlerweile der Meinung bin, dass er keine Ahnung hat, wie teuer ein Leben eigentlich ist. Ich selber (Mitte 20) studiere auch und bekomme keine finanzielle Unterstützung und finanziere mir mein Studium alleine. Es ist zwar nicht immer einfach aber auf jeden Fall möglich.
Er wohnt auch leider nicht wie in einer WG mit seiner Familie zusammen sondern wie in einem klassischen Eltern-Kind Verhältnis. Mein Freund bewohnt immer noch sein Kinderzimmer, beteiligt sich an keinen Kosten, hilft nicht im Haushalt, kocht nicht und selbst seine Wäsche wird von seiner Mutter gewaschen, gebügelt und in sein Zimmer gelegt. Mich belastet das sehr -auch wenn ich mich mit seiner Familie gut verstehe. Wenn ich bei ihm zu Hause bin, fühle ich mich wieder wie 16. Wir essen das Essen, welches seine Mutter zubereitet hat (er ist zu gemütlich, als das wir etwas gemeinsam kochen), seine Eltern kommen ins Zimmer und ich kann mich einfach nicht 'frei' fühlen, weil das nun mal das Haus seiner Eltern ist und nicht seins und ich sozusagen eher bei ihnen zu Gast bin. Morgens mache ich mich erst komplett fertig, bevor ich aus seinem Zimmer gehe, weil ich das sonst den Eltern gegenüber sehr respektlos fände, wenn ich in Boxershorts und Top durch die Gegend laufe. Das führt auch dazu, dass ich keinen einzigen Gegenstand bei ihm zu Hause liegen habe. Weder eine Zahnbürste noch Unterwäsche etc. Bei mir zu Hause hat er übrigens auch nichts, obwohl ich ihm bereits mal ein Fach in meinem Schrank leer geräumt habe.
10 Antworten
(Hier geht es weiter)
In meiner WG übrigens hält er sich nicht gerne auf, weil ich ja noch zwei weitere Mitbewohner habe....
Mittlerweile nervt und belastet mich das Thema sehr. Selbst seine Freunde fragen mich jedes Mal, warum er nicht auszieht und ich bin es Leid, darauf ständig antworten zu müssen, weil ich es selber überhaupt nicht nachvollziehen kann. Status quo ist, dass er weder nach einer Eigentumswohnung oder Mietswohnung sucht. Letztens behauptete er sogar, dass er sich vorstellen kann in dem Haus wohnen zu bleiben, wenn seine Eltern in den nächsten 15-20 Jahren in die Einliegerwohnung dadrunter ziehen würden. Ich bin sprachlos (so lange will er da noch ausharren?!)....
Bei unserer letzten Diskussion diesbezüglich habe ich ihm gesagt, dass ich ihn auf das Thema nicht mehr ansprechen werde, weil das nur für Stress zwischen uns sorgt.
Falls einige von euch mir vorschlagen sollte mit ihm zusammen zu ziehen: Ich kann mir das Momentan überhaupt nicht vorstellen, weil ich nicht die zweite Mutti spielen möchte. Ich würde es sehr begrüßen, wenn er erst alleine wohnt und endlich mal lernt auf eigenen Füßen zu stehen.
Wie kann ich eurer Meinung nach am Besten mit dieser Situation umgehen, ohne es in mich hineinzufressen?
Vielen Dank im Voraus für eure Meinungen!
Du scheinst ein ganz schönes Problem mit der Situation zu haben, ganz einfach, weil du das nicht als normal ansiehst (Ich persönlich übringens auch nicht ;)) und du eine andere Vorstellung vom Leben hast. Trotzdem kannst du deinen Freund nicht verändern! Du kannst ihn nicht zwingen auszuziehen und sein Leben zu verändern... Du kannst mit ihm reden und ihn ganz offensagen, dass du glaubst, dass ihr unterschiedliche ansichten vom Leben habt und dann versuchen ihm deine Sicht der Dinge zu erklären und auch seine Sicht zu verstehen. Eventuell kannst du ja auch einfach (je nach dem wie das Verhältnis ist) mal mit seiner Mutter darüber reden (unter 4 Augen) und sie einfach mal fragen ob sie es normal findet, dass ihr sohn immer noch zu hause lebt (da musst du natürlich sehr vorsichtig mit der Wortwahr sein, es sollte nicht darum gehen irgendwen anzuklagen, sondern nur darum zu wissen, wie die anderen Beteiligten das ganze sehen) LG Paschassa
Oh weh, liebe Kroketti, ein sehr sehr heikles Thema.
Ich denke du kennst alle Antworten auf deine Frage selbst und möchtest eigentlich nur noch hören, dass deine Vorstellungen vom Leben normal und seine unnormal sind ;)
Bei mir war es ansatzweise ähnlich. Meine Freundin hat unglaublich gerne zu Hause gewohnt. Stille irritiert sie, braucht immer Leute um sich herum. Ihre älteren Schwestern blieben auch bis über 30 daheim und so war immer etwas los. Mir war das immer zu viel. Als ich meinte, ich wollte mal eine eigene Wohnung, schlug man mir vor, doch zu ihr ins Familienhaus zu ziehen. Gott sei Dank verstand sie aber sehr gut, dass das für mich weder eine Alternative sein kann, noch dass ich mit dem Zustand dauerhaft glücklich sein konnte.
Ich habe sie auch ständig mit Wohnungsvorschlägen "belästigt" und durfte mir dabei immer das Haar in der Suppe vorsetzen. Die eine war zu teuer, die andere zu schäbig - wie du das auch erlebst. Ich hab das aber immer wieder getan und urplötzlich kam von ihr ein Vorschlag einer leeren Wohnung. Die gefiele ihr. Ich also: "los, lass sie uns anschauen. Einfach so. Unverbindlich. Ich will wenigstens mal eine Besichtigung gemacht haben".
Als wir dann dort waren, hat es "Klack" gemacht und irgendwie war ab dann alles zielstrebig. Die ersten Wochen in der Wohnung waren schwer für sie, aber inzwischen liebt sie es. Ihre Eltern besucht sie mehrmals die Woche und das finde ich absolut ok, manchmal komme ich sogar mit.
Wie du ja bemerkt hast, sucht dein Freund nur Ausflüchte. Es nutzt überhaupt nichts, ihn darauf hinzuweisen - du würdest ihn nur nötigen, noch mehr Ausreden zu finden. Oftmals führt das dann zu einer aggresiv-passiven Haltung und schadet der Beziehung. Was der Beziehung aber auch schadet, ist es, wenn die Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft immer stärker auseinander driften.
Die hohe Kunst ist dabei, dem Partner den Ernst der Lage klar zu machen, ohne ihm das Gefühl zu geben, man würde ihm drohen ("wenn wir nicht bis ... eine gemeinsame Wohnung haben, ist es aus zwischen uns!!").
Ich bin außerdem ein Fan davon, Probleme zum Ursprung zurückzuverfolgen. Bei meiner Freundin war es der Wunsch nach sozialen familiären Kontakten am Abend. Bei deinem Freund scheint es eher der Wunsch zu sein, bedient zu werden. Die Gefahr lauert mE darin, dass ihr einmal zusammen auszieht und du plötzlich in die Rolle seiner Mutter schlüpfen "musst". Wenn er dann plötzlich seine Wäsche selbst waschen, seine Wohnung saugen und er auch noch selbst kochen muss, ist Stress vorprogrammiert. Du musst es also schaffen, ihm möglichst elegant diesen Spiegel vorzuhalten. Er sollte selbst verstehen, dass sein Leben zu bequem ist und dass so ein Mann für keine Frau der Welt auf Dauer attraktiv ist. Ich hoffe sehr für dich, dass er das von sich aus versteht. Am besten funktioniert das bei mir mit Humor. Viel Sarkasmus, aber immer mit einem Blinzeln. In jedem Scherz ein Fünkchen Wahrheit, solange bis er beginnt, über den Kern nachzudenken und Selbstreflexion anzuwenden.
Viel Erfolg!
Das nenne ich mal einen "verzogenen und verwöhnten Bengel"!
Wenn Du mal mit ihm zusammenziehen solltest (aber offenbar will er gar nicht ausziehen), wirst vermutlich Du für den Part zuständig sein, den jetzt seine Mutter innehat.
Überleg Dir das gut, ob Du das wirklich willst.
Du bist nicht mit einem Mann zusammen, sondern mit einem großen Kind, das Angst hat erwachsen zu werden und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.
Du hast bereits erkannt, dass er nicht von seinen Eltern weg will - waren ja alles nur Ausreden. Richte dich darauf ein, dass bei ihm alles so bleibt wie es ist - und zwar wie du schreibst, für die nächsten 20 Jahre.
Du musst für dich realisieren, dess eure Vorstellungen vom Leben nicht zusammen passen.
Sag tschüß zum Muttersöhnchen und such dir was Selbstständigeres.