Mehrwerttheorie von Karl Marx und sein Gegenbeweis?
Hallo,
ich habe mich (ziemlich wertfrei) mit den Theorien Marx' auseinandergesetzt. Dabei treibt mich seit jeher eine Frage noch rum, und zwar bezüglich des Mehrwerts.
Dabei ist der Mehrwert nach Marx ja der den Lohn übersteigende Wert, den die Arbeitskraft produziert. Also bei 8 Stunden schafft der Arbeiter innerhalb von 2 Stunden die zur Reproduktion seiner Arbeitskraft benötigten Werte, in den restlichen 6 Stunden arbeitet er unentgeltlich für den Kapitalisten.
Der Kapitalist würde dagegen sagen, er bezahle den Arbeiter entsprechend fair entsprechend seines Arbeitstages. Er mache das Geld nämlich zum Beispiel durch einen Zuschlag auf den Preis der Waren, die er dann anbietet. Also würde so gesehen eine Ware im Wert von 10€ hergestellt werden, er verkauft sie aber einfach für 12€ (was der Theorie nach dann ja alle Kapitalisten machen würden, um irgendwie Geld zu verdienen etc.)
Wie würde der Marxist dies aber genau widerlegen? Denn beide Ansichten erscheinen mir logisch, ich kann aber keinen Beweis für beide finden.
Lg
3 Antworten
Der Kapitalismus braucht Wachstum, weil eingesetztes Geld sich immer vermehren muss. Niemand würde Geld einsetzen ("investieren"), wenn er hinterher nur genau die gleiche Summe heraus bekommen würde. Dieses Geldwachstum ist also ein logischer Zwang und nicht etwa allein dem Egoismus der Kapitalisten geschuldet.
Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene wäre aber kein Wachstum möglich, wenn der Profit nur auf einem nominellen Aufschlag auf den Warenwert erfolgen würde. Das erklärt Marx im "Kapital" direkt auf den allerersten Seiten:
Angenommen, der Verkäufer hat ein Produkt, das 100,- Euro wert ist. Der Käufer hat 150,- Euro in der Tasche. Zusammen haben sie also ein Vermögen von 250,- Euro.
Wenn der Verkäufer dem Käufer nun seine Ware für 100,- Euro verkauft, sieht die Sache so aus: der Verkäufer hat 100,- Euro in der Tasche, der Käufer hat noch 50,- Euro in der Tasche und außerdem eine Ware im Wert von 100,- Euro. Zusammen haben sie also immer noch ein Vermögen von 250,- Euro. Das ist ja soweit auch selbstverständlich.
Angenommen nun, der Verkäufer verkauft seine Ware mit einem Aufschlag von 20% über dem Wert, also für 120,- Euro, dann sieht die Situation hinterher wie folgt aus: der Verkäufer hat 120,- Euro in der Tasche, der Käufer noch 30,- Euro plus eine Ware im Wert von 100,- Euro. Zusammen haben Sie wiederum ein Vermögen von 250,- Euro.
Man sieht: wie hoch oder niedrig auch immer der Verkaufspreis ist, durch den Verkaufsakt wird die Gesellschaft insgesamt nie reicher. Der Grund für die Zunahme des Reichtums muss also woanders liegen. (Und dass die kapitalistischen Gesellschaften in den letzten 300 Jahren immer reicher geworden sind, lässt sich ja nicht leugnen. Wie dieser Reichtum dann innerhalb der Gesellschaften verteilt ist, ist wieder eine andere Frage). Wenn der zusätzliche Reichtum also nicht in der Verkaufssphäre erzeugt wird, dann offenbar im Produktionsprozess.
Das schliesst natürlich nicht aus, dass einzelne Kapitalisten ihre Waren über Wert verkaufen. Aber gesamtgesellschaftlich muss die Rechnung ja am Ende wieder ausgeglichen sein. Denn durch einen "Aufschlag" auf die Warenwerte erhöht sich ja nicht die gesamtgesellschaftlich vorhandene Geldmenge, mit der Waren gekauft werden können (der "Konsumtionsfonds" in der Sprache von Marx) . Das heißt: wenn einige Kapitalisten ihre Waren über Wert verkaufen, müssen andere ihre Waren notwendigerweise unter Wert verkaufen. Es ist also nicht möglich, dass alle Kapitalisten einen Aufschlag vornehmen.
Unter Geltung des Wertgesetzes wird der Arbeiter (grundsätzlich) im Kapitalismus nicht ungerecht bezahlt. Er bekommt - zumindest in der Theorie - genau das bezahlt, was seine Arbeitskraft wert ist. Und dieser Wert richtet sich, wie bei allen Waren, nach ihren Reproduktionskosten. Dass der Arbeiter den Gegenwert seines Lohnes in 2 Stunden produziert, aber weitere 6 Stunden arbeiten muss, ist also kein Verstoß gegen das im Kapitalismus herrschende Wertgesetz. Die Ausbeutung, von der Marx spricht, besteht nicht darin, dass der Arbeiter die weiteren 6 Stunden nicht bezahlt bekommt, sondern die Ausbeutung besteht darin, dass er überhaupt weitere 6 Stunden arbeiten muss für Zwecke, die nicht die seinen sind und zu denen er auch nicht befragt wurde. In der Tat muss er diese 6 Stunden Lebenszeit für den Selbstzweck des Kapitals opfern, aus Geld immer mehr Geld zu machen.
Wenn es in einer Gesellschaft sagen wir mal 1 Million Euro an verfügbarem Geld gibt, dann kann ja auch pro Warenumschlag nur 1 Million Euro ausgegeben werden. Verkaufen also einige Warenbesitzer ihre Waren über Wert, so müssen die anderen ihre Ware unter Wert verkaufen, weil ja auf der Käuferseite entsprechend weniger Geld übrig ist. Die Gesellschaft ist also nicht reicher geworden.
Allerdings muss man zugeben, dass der Wirtschaftskreislauf in einer Marktwirtschaft nicht gar so einfach ist. Die Geldmenge kann sich ändern, zum Beispiel durch staatliche Maßnahmen ("Geld drucken") oder durch Kredite. Soweit diesem zusätzlichen Geld tatsächlich zusätzliche Werte gegenüberstehen, ändert sich an der gesamten Darstellung nichts. Zwar gibt es dann mehr Geld, dafür aber auch ein höheres Warenangebot. Falls dagegen dem zusätzlichen Geld kein entsprechender zusätzlich produzierter Wert entspricht, ist zwar wirklich erst mal mehr Geld auf der Nachfrageseite vorhanden, so dass ein paar Verkäufer ihre Waren über Wert verkaufen können, ohne dass gleichtzeitig die anderen Verkäufer unter Wert verkaufen müssen. Eine gesamtgesellschaftliche Vermögensmehrung tritt trotzdem nicht ein. Denn wenn derselben Masse auf der Angebotsseite eine höhere Geldmenge auf der Nachfrageseite gegenübersteht, ändern sich nach und nach einfach die Tauschrelationen. Die Waren werden dann für einen höheren Preis verkauft, mit anderen Worten es gibt Inflation = Geldentwertung. Die Waren werden nicht mehr für 1 Million Euro verkauft, sondern sagen wir mal für 1,5 Millionen Euro. Trotzdem ist die Gesellschaft nicht etwa um 0,5 Millionen Euro reicher geworden, denn die 1.5 Millionen Euro sind genauso viel wert wie vorher die 1 Million Euro.
Bei Kapitalisten geht es um Gewinn bzw. um sein Geschäft ausweiten zu können.
Wenn sie ohne Gewinn arbeiten würden, könnten sie nicht wachsen, außerdem will der Chef ja auch etwas Geld für seine Führungsrolle haben:
Chef sein und nichts tun, aber Geld dafür haben wollen = So sind die Kapitalisten
Und genau deshalb muss das Produkt teurer sein, als die Herstellungskosten.
Das ist absolut klar. Es geht nur darum, dass Marxisten sagen würden der Mehrwert, also Profit, würde durch die Ausbeutung der Arbeiter entstehen. Liberale sagen, sie packen einfach einen Preis auf die Waren, wodurch die Profit machen (da Gewinn somit höher ist als der eigentliche Wert der Waren).
Ja, natürlich ist es so, dass die Arbeiter ausgebeutet werden, sonst bräuchte man ja keine Gewerkschaften, wenn die Chefs fair bezahlen würden.
Ein Unternehmer managet das halt alles, er bringt sogesehen Angebot und Nachfrage zusammen, er bezahlt jemanden der für ihn was herstellt und findet wen der dass dann kauft.
Und ja, ein Unternehmer macht in guten zeiten gewinne, aber in schlechten zeiten macht er auch verlust, und er hat halt ständig das Risiko dass sein Geschäft den Bach runter geht.
Ein Arbeitnehmer kann ja kündigen und selbst ein unternehmen eröffnen oder sich selbstständig machen, dann ist er sein eigener Unternehmer, und wird nurnoch vom Finanzamt ausgenommen.
Danke für die Antwort. Mir mangelt es trotzdem noch an Einleuchtung bei dem Beispiel, also wie das genau begründen soll, weshalb das Vermögen nicht steigen kann, wenn der Kapitalist einen Preisaufschlag macht. Gesamtgesellschaftliches Vermögen hängt doch nicht unbedingt davon ab, oder verstehe ich irgendwas komplett falsch? Kannst du das, für Dummies wie mich, noch irgendwie einleuchtender machen?
Lg