Warum wollen Sozialisten Privateigentum abschaffen?

16 Antworten

Es geht nicht ums Haus sondern der Privatisierung von Unternehmen. In der Praxis besaßen Viele ein Haus in der DDR. Das wurde nicht Enteignet weil ich in dieser Zeit aufgewachsen bin.

Wollen Sie das?

Es gibt verschiedene Strömungen des Sozialismus. Von Anarchismus bis zur Sozialdemokratie.

Und ebenso vielfältig sind die Ziele dahinter.

Grundsätzlich geht es jedoch um Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sozialismus

Somit sind deine zwei Beispiele auch nicht dienlich geschweige denn wahr.

Beim Privateigentum geht es hauptsächlich um Firmen und Produktionsmittel, Besitz an (ungenutzten) Immobilien (also Möglichkeiten, Menschen auszubeuten). Echte Sozialisten würden kaum eine Familie zum umziehen zwingen, solang die jetzt nicht gerade in ne Villa wohnen.

Grundsätzlich kann man das ganze auf den Grundsatz "Jeder nach seinen Bedürfnissen, jeder nach seinen Fähigkeiten", was bedeutet, jeder bekommt, was er braucht, also eine Familie auch ein Haus, jeder genug Essen, Zeug für Hobbies usw.

Woher ich das weiß:Hobby – Bin Anarchokommunist 🚩🏴

Es ist ein Argument, mit dem wir Sozialist*Innen besonders häufig konfrontiert werden. Es wird von Neoliberalen, Rechten, Konservativen, Sozialdemokraten und anderen Schoßhunden von Milliardären gleichermaßen verwendet benutzt um die sozialistische Sache schlechtzureden, ohne sie überhaupt sachlich zu kennen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Doch dieser heftige Strom kapitalistischer Argumentationskunst ist nichts weiter als ein kleines Rinnsal von Wortdreherei, mit dem einzigen Endziel unsere sozialistischen Ziele falsch dastehen zu lassen.

Das Argument: Die These, wir Sozialist*Innen würden jedem Menschen sein mühsam erarbeitetes Eigentum wegnehmen um sich, diebisch wie eine Elster, bei jedem noch so kleinen persönlichen Besitz die eigenen Taschen vollzumachen.

 

Fakt ist, uns Sozialist*Innen könnte deine Gitarre, deine Zahnbürste, dein Computer, dein Fahrrad und so weiter nicht egaler sein – und doch fand sich schon Karl Marx 1848 im Kommunistischen Manifest mit diesem Vorwurf konfrontiert und analysierte ihn:

Man hat uns Kommunisten vorgeworfen, wir wollten das persönlich erworbene, selbsterarbeitete Eigentum abschaffen; das Eigentum, welches die Grundlage aller persönlichen Freiheit, Tätigkeit und Selbständigkeit bilde. (Marx & Engels, 1848)

So alt und verknöchert wie dieses bürgerliche Argument also ist, so alt ist auch seine Entkräftung:

Erarbeitetes, erworbenes, selbstverdientes Eigentum! Sprecht ihr von dem kleinbürgerlichen, kleinbäuerlichen Eigentum, welches dem bürgerlichen Eigentum vorherging? Wir brauchen es nicht abzuschaffen, die Entwicklung der Industrie hat es abgeschafft und schafft es täglich ab. (Marx & Engels, 1848)

Was diese Analyse konkret meint? Sie besagt, dass der durchschnittliche Mensch immer weniger wirklich besitzt, während ihm jedoch vorgespielt wird, er besäße es weiterhin. Beispiele hierfür gibt es in unserer modernen Gesellschaft noch mehr, als sie Marx damals hatte. Nehmen wir zum Beispiel das Mietverhältnis: Mietende sind Vermietenden beinahe schutzlos ausgeliefert und besitzen nicht einmal die grundlegendsten lebenssichernden Güter, wie ein Dach über ihrem Kopf selber. Oder nehmen wir den täglichen Medienkonsum: Weder besitzen wir die Filme die wir schauen – wir „mieten“ sie faktisch von Netflix und co – die Musik die wir hören – durch Spotify und so weiter – und die Bücher die wir lesen – aufgrund von E-Books. Es gibt tausende Beispiele dieses Mietmodells in allen Bereichen des Lebens. Selbst Dinge von denen wir denken wir besäßen sie, besitzen wir oft nur auf dem Papier wirklich. Man nehme doch nur wiederauffüllbare Produkte wie den häuslichen Drucker, die morgendlich genutzte Kaffeemaschinen, den Wassersprudler oder den Gasgrill des Vaters. Oftmals binden sich Konsument*Innen mit dem Kauf dieser Dinge an eine Firma und schließen fast schon ein Abonnement mit diesem Konzern ab. Zwar ist dies in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig (siehe SodaStream-Urteil), trotzdem tricksen Unternehmen immer wieder. Weiterhin: Klare Käufe, wie ein Auto oder gar ein Haus, besitzt man teilweise Jahrelang nicht wirklich selber, sondern die Bank tut dies. Erst wenn man den Kredit nach Jahrzehnten vollkommen abbezahlt hat, ist das gekaufte auch wirklich persönliches Eigentum. In dieser Zeit haben Banken die volle Macht über den Käufer und bei zwei, drei fehlenden Abbezahlungen des Kredites können – und werden – Banken diese Macht schamlos ausnutzen und das gekaufte für sich beanspruchen. Wenn so das hochheilige Eigentum aussieht, vor dem sie sich fürchten das wir es abschaffen, dann ja! Dann ist ihre Furcht berechtigt! Denn Eigentum in dieser Form werden wir nicht nur abschaffen, nein, wir werden es in den Boden stampfen und das ausbeuterische Verhältnis das aus ihm entsteht ebenso!

Zusammengefasst ist es nicht das unsere System welches das persönliche Eigentum abgeschafft hat und immer weiter abschafft, sondern das ihre.

Ihr entsetzt euch darüber, dass wir das Privateigentum aufheben wollen. Aber in eurer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum für neun Zehntel ihrer Mitglieder aufgehoben, es existiert gerade dadurch, dass es für neun Zehntel nicht existiert. Ihr werft uns also vor, dass wir ein Eigentum aufheben wollen, welches die Eigentumslosigkeit der ungeheuren Mehrzahl der Gesellschaft als notwendige Bedingung voraussetzt. (Marx & Engels, 1848)

Die einzigen die tatsächliche Angst haben müssen, dass ihnen etwas von uns „weggenommen“ wird, sind die Kapitalist*Innen[2] dieser Welt. Ihr Privateigentum jedoch beruht auf Lohnarbeit von uns, der breiten Masse, dem Großteil der Gesellschaft. Ihr Eigentum, welches wir Sozialist*Innen „Kapital“ nennen, kann sich nur dann vermehren, wenn es neue Lohnarbeit schafft – um diese von neuem auszubeuten. Aus dieser Erkenntnis geht auch hervor warum es rechtens und fair ist, Kapitalist*Innen ihr Privateigentum abzunehmen um es in den Besitz der Gesellschaft zu überführen. Das Kapital ist nämlich ein gemeinschaftliches Produkt und kann ohnehin nur durch eine gemeinsame Arbeit vieler Mitglieder, faktisch sogar nur durch die gemeinsame Arbeit aller Mitglieder der Gesellschaft geschaffen werden.

Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht. (Marx & Engels, 1848)

Wenn wir also das Kapital in gemeinschaftliches Eigentum verwandeln, dann verwandeln wir nicht persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Es ist schon längst gesellschaftliches Eigentum, welches jedoch ungerechterweise von einigen wenigen Personen verwaltet wird und somit die Interessen der Menschen, welche es überhaupt schaffen, ignoriert. Einzig diesen Charakter des Eigentums an Kapital wollen wir ändern. Wir wollen den Eigentumscharakter in einen gemeinschaftlichen, statt einem Privaten, verwandeln

 

Alles in allem ist das anfangs genannte Argument also auf ganzer Linie an den Haaren herbeigezogen und gänzlich falsch. Wir wollen nicht Eigentum generell abschaffen, wir wollen einzig das private Eigentum abschaffen. Hierbei geht es um Fabriken, Unternehmen und Banken und allen anderen Arten des Eigentums, deren einziger Zweck es ist, seinem Eigentümer mehr Geld zu schaffen und Macht zu verleihen. Dieses private Eigentum wollen wir in ein gesellschaftliches verwandeln. Nicht länger soll es so sein, dass hochnäsige Bürokraten hinter ihren Schreibtischen von oben herab bestimmen, wer wo, wann, wie und zu welchem Lohn arbeitet. Wir sind der Auffassung, dass diejenigen, die wirklich in dem Arbeitsprozess beteiligt sind ohnehin viel mehr Ahnung von ihrer Arbeit haben und dementsprechend auch diese Arbeit planen und verwalten sollten.

Dieser Abschnitt lässt sich also mit einem Zitat von Marx zusammenfassen:

Was den Kommunismus auszeichnet, ist nicht die Abschaffung des Eigentums überhaupt, sondern die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums. (Marx & Engels, 1848)

Woher ich das weiß:Hobby

Die Frage nach dem „warum“ stellt sich in meinen Augen im Grunde nicht.
Das sind 2 gegensätzliche Konzepte über das Thema Eigentum und miteinander leben. Richtig und falsch gibt es nicht, lediglich was sich langfristig bewährt und die Lebensqualität aller Menschen in diesem System erhöht.
Kommunismus als Gegenentwurf zum kapitalismus.

Ersteres hat sich bisher nirgendwo ernsthaft bewähren können. Im Schnitt geht es den Menschen und Staaten im kapitalismus besser, auch wenn es auch dort große Probleme gibt.
Ich denke, am besten funktioniert eine gewissen mischform in dem bestimmte Dinge eben nicht in private Hände - zur gewinnerzielung - abgegeben werden.