Medley selber schreiben! Habe 4 Lieder weiß aber nicht, wie ich die passend zusammenstellen könnte. Habt ihr Ideen oder Anregungen?

1 Antwort

Hallo, sicherlich kommt meine Antwort etwas spät, aber für andere die es interessiert ist es vielleicht trotzdem interessant.

Das wichtigste beim Medley sind die Anschlüsse der Titel untereinander. Sowie die Beantwortung der Frage für welchen Zweck das Medley taugen soll. Soll es tanzbar sein ist also ein durchgehender Beat mit konstantem Tempo (und Stil und Taktart) zu empfehlen. Geht es um die Aufführung mit einer Band, Chor o.ä. dann rückt die Musik mehr in den Vordergrund, Melodien, Harmoniefolgen etc.

Ich schreibe ("komponiere") zur Zeit gerade einige Abba-Medleys für einen Chor mit Klavierbegleitung. Da das Abbarepertoire sehr viele populäre Titel enthält hat man für Medleys eine herrliche, fast schon unübersichtliche Auswahl. Ich habe mich entschlossen, die verwendeten Titel in ihrer Originaltonart zu belassen - das steigert auch den Wiedererkennungswert. (Dancing Queen steht z.B. original in A-Dur. Wenn man das in F-Dur hören würde dann würde man ein paar Takte brauchen um es zu identifizieren...) Und im ersten Medley kommen der Anschlüsse wegen (und um melodiefremde Modulationen zu vermeiden die nicht aus Originalmaterial bestehen) nur Titel in D-Dur oder D-Moll zur Anwendung. Das erleichtert also die tonalen Anschlüsse. Falls es interessiert, diese Titel sind: Waterloo - SOS - MammaMia - Gimme!Gimme!Gimme! - Knowing Me, Knowing You, Lay all Your Love On Me)

Der nächste wichtige Punkt ist der metrische Anschluss. Heißt: wie verhalten sich die einzelnen Tempi zueinander, wie ist das Taktmaß? Passt eine rockige Upbeat-Nummer an eine langsamere Synthie-Ballade? Wo muß ich ggfs. Haltetöne liegenlassen um den Tempobruch zu kaschieren? Kann ich ritardandia/accelerandi verwenden, oder neue Beats im crescendo einblenden?)
Oder wo stoßen eventuell verschieden Taktarten aneinander? Ist ja nicht immer alles im discomäßigen 4/4-Takt, es gibt auch als 2er empfundene 6/8-Takter, alla Breve-Raser u.dgl. Wie ist da mit der Taktschwerpunktfolge an der Nahtstelle zu verfahren? Eignen sich Hemiolen oder Fermaten besser? Was davon gibt das Original her?

Und dann natürlich der Rhythmus der Melodie: Passen Schlusstakt und Auftakt vom nächsten Titel zusammen oder kollidiert da der Text? Wo sollte ich besser volltaktige oder auftaktige Anfänge anschließen? Weiterhin der nicht ganz so wichtige Punkt des betreffenden Melodietons: hängt eng am Rhythmus, besonders bei auftaktigen Anfängen. Hier kann man notfalls mal an einer Unterquarte rumschrauben, und sie wieder auf die Prim legen wenn das besser zum Schlusston des vorangegangenen Titels passt.

Natürlich soll man bei einem Medley auch nicht immer Alles von einem Titel verwenden. Von meinen sieben Titeln kommen lediglich von vieren Strophe/Refrain in jeweils einem Durchgang vor. Die Gesamtlänge des Medleys sollte auch handhabbar bleiben. Die anderen drei Titel dienen mit ihren Intros und Instrumentalsoli als Pool für die benötigten Übergänge, was sehr gut funktioniert!

Und sollte das mit den Tonarten die Auswahl erschweren, dann setzt die Meisterdisziplin geschickten Modulierens ein, will man die Originaltonarten (weitestgehend) erhalten - ein Halbton höher oder tiefer funktioniert bestimmt immernoch (in meinem D-Medley ist der letzte Titel Thank You For The Music, original in E-Dur, ich nehms dann in F-Dur weil der Titel davor in D-Moll/). Manchmal liefern die Originale auch schon Rückungen mit (z.B. Money, Money, Money - original in A-Moll, rückt am Schluss nach Bb-Moll!, Andante, Andante - Strophe in Bb, Refrain in F (- oder wars andersum?)) Sowas kann man sehr elegant einbauen. Natürlich kann man die Titel auch in Quintbeziehungen zueinander setzen, also z.B. ein Stück in C-Dur enden lassen und das nächste in G-Dur anschließen. auch Anschlüsse in der Paralleltonart (hier A-Moll) oder in einer Varianttonart (C-Moll) sind denkbar. Sollte es aber einfach nicht passen wollen, dann müssen Übergänge und Modulationen gestrickt werden die sich stilistisch perfekt einfügen, also unter Verwendung motivischer Arbeit klingen als seien sie vom Verfasser selbst erstellt. Das kann mitunter schwierig bis unmöglich sein. Bei Abba hab ich es ganz gelassen, das wäre ein Sakrileg da dran herumzupfuschen!

Also, ich weiß nicht welchen musktheoretischen Hintergrund der Fragesteller hat, und ob meine Antwort ihm was nützt. Ich hoffe es zumindest und wünsche alle nachfolgenden gutes Gelingen. Es gibt immer einen Weg.