Maximale Schräglage 125er?

6 Antworten

Maximale Schräglage und maximale Kurvengeschwindigkeit müssen getrennt betrachtet werden.

Die maximale Kurvengeschwindigkeit hängt vom Grip des Reifens, oder physikalisch genauer, vom Haftreibungskoeffizienten des Reifens ab. Haben 125er und BigBike dieselbe Gummimischung bei ihren Reifen, können sie theoretisch auch gleich schnell um die Ecke kommen.

In der Praxis spielt im Grenzbereich aber auch noch die Qualität des Fahrwerks eine ganz entscheidende Rolle, denn einen absolut glatten Untergrund, bei dem das Fahrwerk keine Rollle spielt, gibts in der Praxis nicht. Um die Unebenheiten der Fahrbahn auszugleichen und den Reifen stets optimal auf dem Asphalt zu halten, spielt die Qualität und Abstimmung des Fahrwerks die entscheidende Rolle. Da kann eine gut abgestimmte 125er mit sehr weichen Reifen durchaus auch schneller in der Kurve sein, als ein schlecht abgestimmtes BigBike mit einer härteren Mischung.

Bei der selben Kurvengeschwindigkeit müssen und können aber beide Maschinen eine unterschiedliche Schräglage haben. Wenn beide gleich schnell um die Ecke biegen, benötigt die 125er dazu wegen des schmaleren Hinterreifens etwas weniger Schräglage als das BigBike.

125er haben genauer gesagt nicht kleinere, sondern schmalere Hinterräder. Das ist für die Schräglage tatsächlich der entscheidende Unterschied, weil sich mit wachsender Reifenbreite der Aufstandspunkt auf dem Reifen nach außen (zur Schulter hin) verlagert. Das wiederum führt dazu, dass die Resultierende aus Seitenführungskraft und Zentripetalkraft in einem spitzeren Winkel zur Fahrbahn steht.

In anderen Worten: In der gleichen Kurve bei der gleichen Geschwindigkeit braucht man mit einem breiteren Reifen mehr Schräglage.

Um das auf deine Frage runterzubrechen: Man kann mit schmaleren Reifen theoretisch schneller um die gleiche Kurve, falls auch ansonsten alles andere gleich ist (wie die Reifenhaftung und die Schräglagenfreiheit) weil man bei der Geschwindigkeit, wo die breiter bereifte Maschine aufsetzt, noch Schräglagenreserven hat, die sich theoretisch in eine höhere Kurvengeschwindigkeit umsetzen lassen.

Lies Keith Code, A Twist of the Wrist Band 2, da steht das alles ausführlich und bebildert drin.

Die Grafik oben zeigt links eine 125er mit einem nur 130 Millimeter breiten Hinterreifen. Der Schwerpunkt aus Fahrer- und Maschinengewicht liegt mit 650 Millimetern relativ weit oben, da der hoch sitzende Pilot rund ein Drittel der Gesamtmasse ausmacht. Weil sich die Reifenauf­standsfläche nur zirka 55 Millimeter aus der Mittenebene verlagern kann, benötigt die 125er-Maschine 4,5 Grad mehr als die theoretisch notwendige Schräglage von 40,5 Grad, die die Reifenbreite nicht berücksichtigt und von einer mittigen Aufstandsfläche ausgeht, dargestellt von der gestrichelten Linie.
https://www.motorradonline.de/szene-motorsport/wenn-der-horizont-langsam-kippt-schraeglage-fahren/
Auf dem Ohrläppchen um die Ecke ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig,am Bike zB der Auspuff und die Fußrasten,der Schwerpunkt bzw.dessen Höhe,die Reifenbreite und Reifenmischung/Grip,die Reifen und Streckentemperatur,der Reifendruck.

Nach all der Physik nun zu deiner Frage. In Renntrainings für Fortgeschrittene werden 125-ger gerne genutzt,weil man hier für die Schräglage wie erklärt 4,5 Grad mehr Schräglage benötigt bis es zum Kontakt mit den Kniepads/Rennstrecke kommt.Damit wird die "saubere Kurven Linie" trainiert

verreisterNutzer  17.08.2019, 09:00

Na das nenne ich doch mal eine saubere und ordentliche Antwort mit allen Fakten. 👍👍

2

Reifen, Grösse der Räder. Gummimischung, Strassenbelag, Gewicht des Fahrer/in, Schräglage Möglichkeit ist bei einer Strassen Rennmaschine weit aus höher zu fahren.

Da geht genug.

Siehe Videos vom inzwischen nicht mehr existenten 2-Takter 125 ccm Rennsportklasse (2011 eingestellt) der Motorrad-WM.

:)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selberschrauber und -macher.