Malinois - belgischer Schäferhund - wie ist das Wesen und der Anspruch?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ganz ehrlich 15 Jahre Listenhund ist keine Vorbereitung für einen Malinois. Die meisten Listenhunde sind doch eher gemütlich und langsam unterwegs (falls du mir widersprechen willst, doch im Gegensatz zu dem Typ Hund den du jetzt willst sind sie das), nicht nur physisch, sondern in jeglichen Reaktionen. Momentan hast du viel Zeit zu reagieren, die hast du beim Mali nicht mehr.

Dazu kommt, dass der Mali als Diensthund, im Gegensatz zu den Listis, grundsätzlich mal nach vorne geht um ein Problem zu lösen und generell auch keine scheu hat dabei auf einen Menschen zu gehen (übriges auch den eigenen, wenn der Mist baut). Deswegen brauchen Schäferhunde im Generellen eben auch eine recht spezielle Führung.

Gerade in der Stadt wo es viele Eindrücke gibt (was bei reizoffenen Hunden eh generell schlecht ist) und alles sehr eng ist darfst die diese beiden Punkte, v.a. ihre Kombination nicht unterschätzen.

Dazu kommt, dass viele Vertreter heutzutage ein erbärmliches Nervenkostüm haben. Ich spiele auch immer wieder mit dem Gedanken, und dann sehe ich so ein armes dauerkreischendes Vieh und es vergeht mir...

Und wenn das alles nicht reicht, der Satz hier sagt ganz klar Nein zum Mali.

Ich lese dass sie sehr aktiv sind, viel Auslauf brauchen und gefordert werden wollen. Trifft das auf alle Vertreter zu?

Wer das fragt ist komplett falsch bei dieser Rasse. Soo viel Auslauf brauchen sie eigentlich nicht, da gibt es andere Rassen denen das laufen wichtiger ist. Ich würde sagen das was für einen aktiven großen Hund normal ist, so um die 3 Stunden. ABER sie brauchen Arbeit. Und ich meine echte Arbeit. Nur bisschen Leckerlies werfen, ein paar Tricks und dazu immer wieder einen Ball holen zählt da nicht dazu. Mit so einem Hund kommst du um Hundesport auf wettbewerbsniveau nicht drumrum (nicht den lächerlichen Abklatsch den manche Hundeschulen als Bespaßung anbieten).

Aber hier gibt es auch ein paar Leute die aus erster Hand berichten können.


Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 08:14

Es gibt gemütliche Listenhunde, die beiden Herren die ich hatte waren da schon etwas anders. Aber du hast recht, der Vergleich zieht nicht. Deine Bemerkung mit dem Nervenkostüm ist der Grund warum ich meinen Post geschrieben habe. Bei Begegnungen in der Stadt fällt mir häufig auf, dass mir unbekannte Mali verhaltensauffällig rüber kommt. Oft sind das auch Diensthunde.

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Ansotica  24.11.2020, 08:32
@Iloveavocados

Die Diensthunde sollten aber eher nicht verhaltensauffällig, sondern normal sein.... für einen Malinois. Wobei normal für einen Malinois, eben durchaus verhaltensauffällig sein kann.

Es sind nunmal sehr spezielle und extreme Hunde.

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Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 08:45
@Ansotica

Ich sehe täglich Diensthunde am Bahnhof, die stehen zu 90 % massiv unter Strom, einer springt auf jeden an, der eine Kappe trägt. Der Hundeführer brüllt ihn dann an. Der Hund tut mir leid.

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Unter diesen beruflichen Umständen und mit der mangelnden Hundeerfahrung würde ich Dir von einem Mali abraten.

Diese Hunde brauchen Arbeit, mental wie psychisch. Sie neigen extrem dazu, sich hochzustressen. Dem muss man gewachsen sein. Auch ich habe viele Jahre Hundeerfahrung, könnte einem Mali aber nicht das Leben bieten, das er bräuchte. Es sind tolle Hunde, aber in der Stadt und bei einem Frauchen mit Vollzeitjob und einem unerfahrenen Herrchen ginge das schief.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Verkauf von Hundetransportsystemen

Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 07:47

Ich danke dir für die Antwort. Hast du persönliche Erfahrung mit der Rasse gemacht?

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JustASingle  24.11.2020, 11:17
@Iloveavocados

Ich habe mehrere kennengelernt. Ich mag die Rasse sehr, würde mir aber niemals selbst so einen zulegen.

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Hallo,

es gibt auch Ausnahmen - wie bei jeder Hunderasse. Man sollte sich aber immer bewusst machen ob man mit dem "worst Case Szenario" auch leben kann.

Malinois sind sehr reaktive, sehr, sehr reaktionsschnelle Hunde mit tlw. extremem Beutefangverhalten. Man muss damit rechnen das sie weder fremde Personen noch fremde Hunde unbedingt haben müssen, Konflikte durch nach vorne gehen lösen, Ein Mann Hunde sind, keine Fehler in der Erziehung/Ausbildung verzeihen, bei Ungerechtigkeit/Stress/etc. durchaus auch mit umgerichtetee Agression reagieren.

Mit viel Auslauf und irgendwie beschäftigen ist es bei den meisten Malis nicht getan. Zu dem das Spektrum da auch sehr, sehr breit ist, was die Zucht betrifft.

Lerne die Hunde persönlich kennen, schau bei größeren Championatem zu, triff sich mit Malihaltern und schau dir die Hunde an - vor allem im Alltag.

Meine Malis fallen im Alltag kaum auf, allerdings müssen sie ganz viele Sachen bei mir auch einfach nicht machen und sie werden rassetypisch beschäftigt. Dabei mit dem Fokus auf Qualität und nicht auf Quantität.

Die typischen Probleme mit mit Malis findet man bei den Mali in Not Seiten.


Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 08:03

Vielen Dank für deine Antwort. Ich kenne nur einen Mali persönlich, der ist sehr gut erzogen und sehr ausgeglichen. Ich habe aber auch schon Horror Stories gehört, das war es aber immer so, dass das Problem am anderen Ende der Leine gelegen hat.

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Isildur  24.11.2020, 08:55
@Iloveavocados

Das Problem ist ja, dass auch motivierte, fähige Halter schnell zum "Problem am anderen Ende der Leine".

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ich habe 3 Malis.

Das Problem ist, dass es keine Showlinie gibt, sondern nur eine Arbeitslinie.
Heisst, die Chance einen ruhigen Vertreter zu erwischen geht gegen Null.

Das Nervenkistüm wird auch immer wie miserabler. Die Zucht nimmt grad keinen guten weg, vorallem weil der Mali im moment unglaublich in Mode ist.
Jeder will einen.

Die aktive Zeit die ich mit meinen Hunden verbringe beträgt ca 5 Stunden täglich. Wir gehen lange Spazieren, wir trainieren, wir machen denkaufgaben, etc.
Sie können auch mal einen Tag aussetzen, problemlos, aber am nächsten Tag muss ich wieder etwas bieten.

Neben der aktiven Zeit sind meine Hunde mit auf Arbeit. Dort kommen sie ins Rudel und können mal mehr mal weniger machen.
Das funktioniert aber nur bei meinem Job.

Ein Mali ist kein Hund der den ganzen Tag unterm Tisch liegt und wartet bis man Zeit für ihn hat.
Malis machen sich ihre Welt auch gerne selber Bunt wenn ihnen langweilig ist. Das möchte man als Halter tunlichst vermeiden.

Ein Mali muss souverän geführt werden. Er braucht absolute Sicherheit im Umgang mit ihm und mit Umwelteinflüssen. Sollte der Mali auch nur den kleinsten zweifel an der Souveränität des Besitzers haben, übernimmt er dessen Posten und regelt alles auf seine Art und Weise. Auch das will man nicht.

Ich kenne gestandene Hundehalter die Erfahrung mit Deutschen Schäfern haben und mit Riesenschnauzern. Aber mit einem „kleinen“ 30kg Mali komplett überfordert sind.

Malis sind anders.

Malis sind toll, ich liebe „meine“ Rasse. Aber ich investiere unglaublich viel Zeit in meine Hunde.
Ich habe liebevolle, nette und soziale Malis. Das kostet aber viel Herzblut, Nerven und eben Zeit.

Wenn du die meiste Zeit des Tages weg bist, dann hast du schlicht die Zeit für so einen Hund nicht.

Wir haben auch einen Leonberger. Der wartet Geduldig bis man Zeit für ihn hat. Dann freut er sich über zuwendung und wartet dann wieder geduldig.
Das würde einem Mali im Traum nicht einfallen ;)


Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 09:20

Vielen Dank, es ist sehr cool jetzt auch Feedback von einem Hundehalter der Rasse zu bekommen. Alleine wäre der Hund nicht, mein Freund ist Freiberufler und zuhause. Er hat aber keine wirkliche Hundeerfahrung und nach allem was ich jetzt so gelesen habe, wäre es unverantwortlich einen Welpen ins Haus zu holen. Denkst du es wäre klug einen Senior der Rasse zu adoptieren? Was sagt deine Erfahrung? LG

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Csarasz  24.11.2020, 09:26
@Iloveavocados

Ja, wenn du einen netten senior findest, dann würd ich das befürworten.

Allerdings sind „Malis in Not“ meistens wegen Verhaltensauffälligkeiten in Not geraten.

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Ich persönlich habe nie einen Mali gehalten, aber schon viele in der Arbeit erlebt. Gute wie schlechte.

Der Belgier braucht eine hundeerfahrene, souveräne Bezugsperson. Fehlt diese, wird er selber die Verantwortung übernehmen und Situationen auf seine Art lösen. Zur Not, indem er nach vorne geht.
Beschäftigung ist das A und O. Egal ob Mali oder Dackel. Ein Mali wird jedoch mit ein bischen Unterordnung oder Agility nicht zufrieden sein. Selbst mit Obedience oder im Schutzhundsport wird er im schlimmsten Fall schnell gelangweilt.

Ein Mali ist nichts für Jemanden, der den halben Tag nicht zu Hause ist. Und ein unerfahrener Halter kann sehr viel falsch machen. Der Mali verzeiht kaum Fehler. Er kann ein toller Begleiter und fordernder Arbeitshund sein, mit dem man richtig Spass haben kann. Aber ich bin ehrlich. Es ist die einzige Rasse, vor der ich einen heiden Respekt habe. Wenn der Mali glaubt, er muss eine Situation lösen, geht er nach vorne. Da gab es keine Warnung. In einem Moment ein entspannter Hund und im nächsten ein blutiger Arm.

Der Kniff liegt darin, die Balance zu finden. Ein gelangweilter Hund kann genauso schnell explodieren, wie ein überfordertes Tier.
Sie Dir Arbeitsprüfungen an, sprich mit Züchtern, Haltern und eventuell auch Mali in Not Leuten. Da erfährt man am besten, was alles schief gehen kann und was man beachten muss. Geh immer von dem Worst Case aus, wenn Du Dich für eine bestimmte Rasse entscheidest. Wenn es nicht so kommt, ist es gut, tritt er ein, bist Du vorbereitet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter

Iloveavocados 
Fragesteller
 24.11.2020, 09:04

Ich danke dir für das Feedback. Das was du geschrieben hast, wurde Anfang 2000 auch über die sogenannten Listenhunde gesagt, da die jetzt praktisch verboten sind, ist der Mali - so meine Meinung - der neue kontroverse Hund. Ich glaube aber grundsätzlich nicht an böse oder unberechenbare Hunde, der Fehler liegt immer am anderen Ende der Leine. Ich werde mir das alles sowieso in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, mit Züchtern sprechen und vielleicht auch einen Senior aufnehmen.

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Jekanadar  24.11.2020, 09:42
@Iloveavocados

Natürlich liegt es am Halter, was er daraus macht.
Aber der Mali ist zurecht als reiner Arbeitshund "verschrien" und nicht als Haushund geeignet. Er ist lernwillig, reaktionsschnell und leider auch schnell gestresst. Mit ihm kann man sehr viel mehr falsch machen, als mit einem "normalen" Hund.

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