Longieren am Halfter schädlich?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Huhu,

weil du dem Pferd dann nicht verständlich machen kannst, dass es sich stellen und biegen soll. Ein Halfter rutsch dabei auch gerne mal ins Auge, dann kann es echt gefährlich werden. Wenn dein Pferd sich nicht stellt, nicht biegt und somit nicht spurig über den Rücken läuft, schadet es seiner Gesundheit, weil sich dann die Hinterbeine um die Vorderbeine drehen und die Gelenke dann extremen Belastungen ausgesetzt sind, nicht nur im Galopp. Außerdem läuft dein Pferd, wenn es nicht mit dem Kappzaum gelernt hat, mit dem Halfter immer in Außenstellung und fällt auf die innere Schulter. Das ist nicht nur hässlich anzusehen, sondern auch nicht gesund.

Wenn ihr vernünftig longieren möchtet, kauft euch den Longenkurs und einen Kappzaum.

Dem Longenkurs bekommt ihr für 45€ von babette Teschen und Tanja Konnert auf wege-zum-pferd.de . Damit lernt ihr zusammen mit dem Pferd wie es richtig geht. Der ist für jeden Pferdebesitzer mehr als zu empfehlen, da er auch auf die Biomeckanik des Pferdes eingeht.

Kappzäume gibt es zu empfehlen einen sehr hochwertigen, aber auch teuern von Sabro, da ist die Lederqualität einfach super. Den Kappzaum von Sabro gibt es für 170-180€. Auch zu empfehlen ist der sehr hochwertige Kappzaum von Solibel, er hat eine gute Passform, gute Lederqualität und ist gut verarbeitet. Den Solibel Kappzaum bekommt man für knapp 100 €. Die günstigeren guten Modelle gibt es für ca. 60€ bei Loesdau. Da gibt es den Classic für eher breite Nasen und den Profi für eher schmale Nasen. Bei ihnen muss man kleine Abstriche in der Qualität machen, aber das Pries-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut und mit guter Pflege halten die auch einige Jahre.

Die nötigen Gerten und Peitschen bekommt man für insgesamt 30-50€ bei Amazon.

Wenn ihr also beide zusammenlegt (Besi und Du), dann könnt ihr schon für jeder 70€ mit dem Pferdegerechten Longieren beginnen und das Geld lohnt sich auf jeden Fall. Lieber die vernünftigen Longiersachen inklusive Selbstlernkurs für 140€ kaufen, als das achte, neunte und zehnte Ste mit Bandagen und Schabracke ;-).

Liebe Grüße

Egenolf  26.01.2014, 05:43

Kriegst du Prozente?

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Baroque  27.01.2014, 16:32
@Egenolf

Da muss man keine Prozente bekommen, der Longenkurs ist die einzige deutschsprachige Literatur, die gutes Longieren so erklärt, dass man es damit von Grund auf nachvollziehen kann.

Bei den Kappzäumen gehen die Meinungen sehr auseinander, denn die müssen nicht nur hochwertig sein, sondern wie jede andere Ausrüstung auch, passen und nicht jeder Kappzaum kann auf jedem Pferd so verschnallt werden, dass er sitzt, nicht am Jochbein scheuert und gut einwirkt. Bei meinem Pferd beispielsweise musste ich über 20 Modelle anprobieren. Da ist es doch hilfreich, wenn ein paar schonmal genannt werden, damit man sich mit der Suche nicht gar so schwer tut.

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traenelacrima 
Fragesteller
 26.01.2014, 09:47

Vielen lieben Dank, deine Antwort hat mir sehr weitergeholfen! :)

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Schlecht würde ich jetzt nicht sagen. Das einzig "Schlimme" was passieren kann, ist dass du dem Pferd das Halfter ins Auge ziehst, wenns es zu locker ist. Oder du brichst ihm das Nasenbein, dafür ist aber schon etwas mehr Kraft nötig und ich habe noch nie davon gehört, dass das mal passiert ist. Es ist allerdings nicht so sinnvoll, als wenn du mit einem Kappzaum longierst, da du dem Pferd nicht deutlich machen kannst, dass es sich Stellen und Biegen soll. Longieren am Halfter dient nur der Bewegung, nicht direkt zur Gymnastizierung. Es kann dann nützlich sein, wenn du dein pferd vor dem Reiten ablongieren willst. Dann kannst du das Halfter über die Trense ziehen und später einach abmachen. Mit Kappzaum wäre natürlich besser, allerdings musst du den dann erst abfummeln und die Trense draufmachen.

Noch ein Punkt PRO Kappzaum: Du weißt, was verwerfen ist und dass verworfen keine korrekte Stellung und Biegung möglich ist? Dem entgegen wirken kann man, wenn man den Kopf an der richtigen Stelle anfasst. Das ist, wenn man oben sitzt, am Unterkiefer, also bei korrekter Zügelführung unterstützt die Trense einen dabei, eben nicht den Fehler zu machen, dass sich das Pferd im Genick verwirft. Wenn man am Boden steht, also mit seiner "zügel"führenden Hand tiefer ist als der Pferdekopf, wirkt Anfassen auf dem Nasenbein dem Verwerfen entgegen. Und zwar wirklich oben auf dem Nasenbein und nicht ungefähr oben, wie es eine Longierbrille über dem Halfter oder ähnliche Konstruktionen machen würden. Ganz grotesk für Stellung und Biegung ist seitlich ziehen, wie ich es immer wieder sehe, wenn im Halter-Seitenring eingehängt wird (abgesehen davon, dass sich in der eckigen Ausführung dieses Beschlags gern mal der Karabiner verkeilt).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
YukiHorse  15.10.2019, 11:34

Könntest du mir erklären was mit verwerfen gemeint ist?

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Baroque  15.10.2019, 14:14
@YukiHorse

Da müssen wir ein bisschen ausholen und am einfachsten geht es, wenn Du selbst was ausprobierst, denn so unterschiedlich sind Wirbeltiere nicht gebaut:

Die Wirbelsäule hat ihr oberes Ende am Hinterkopf. Dabei ist das Hinterhauptbein mit dem Atlas (Atlas ist der Name des ersten Halswirbels) derart verbunden, dass wir da ganz oben nur nicken können. Wir können zwischen Hinterhauptbein und Atlas keine Dreh- und keine Kippbewegungen machen. Das klingt jetzt im ersten Moment komisch, aber wenn man sich das mal genau ansieht, dazu bedenkt, dass wir 7 Halswirbel haben, also eben auch gleich das nächste Wirbelgelenk (jeder Wirbel ist zumindest leicht gelenkig mit dem nächsten verbunden, das kann mal minimalst sein, andere lassen mehr Bewegung zu) anschließt, dann wird einem klar, stimmt, Drehen und Kippen des Kopfes schaffen wir erst weiter unten. Drehen, also nach rechts und links gar nicht mal viel weiter unten, nur ein Wirbelgelenk entfernt. Zwischen Atlas und dem zweiten, dem Axis ist eine derartige Verbindung, dass der NUR drehen kann. Der Axis steckt wie mit einem Dorn im Atlas drin. Wie wenn Du einen gute passenden Ring auf einen Finger steckst. Drehen kannst Du ihn, aber verkippen nicht, eben weder in die "Nickrichtung", noch in die "Kopf seitlich legen Richtung".

Dass wir den Kopf seitlich legen können, passiert erst weiter hinten in der Wirbelsäule im Zusammenwirken mehrerer nachfolgender Wirbelgelenke. Das macht halt so viel Kurve, bis wir so schräg sind, wie wir es können.

Wenn wir auf unseren Pferden sitzen, möchten wir, dass sie in Nickbewegung weich nachgeben. Die sollen nicht den Unterkiefer nach hinten ziehen mit Kraft (das hätte noch nichts mit rollen zu tun, weil das bestimmt bei einigen Lesern die Assoziation mitbringt, rollen passiert viel weiter hinten), sondern sie sollen locker nachgeben nach unten - ein Maß, das für das Pferd anatomisch passt, um die lange Muskelkette zu aktivieren, die sich oben über das ganze Pferd zieht und vo, Bänderapparat unterstützt wird. Wenn sie das machen, ist es also schön.

Dann soll sich die Biegung in der Längsachse durch die Wirbelsäule fortsetzen vom Schweif bis zum Genick. Das entspricht unserem Kopf zur Seite legen. Aha! Da geht nicht viel, Auch beim Pferd ist es so, dass es da Bereiche gibt, wo mehr geht und welche, wo weniger geht, aber wenn wir an uns denken, stellen wir fest, das ist im Halsbereich recht wenig. Deshalb gilt, wenn wir reiten, die Merkregel, dass man grade mal den Glanz des Auges ein kleines bisschen schimmern sieht, keinesfalls wollen wir unserem Pferd ins Auge schauen können. Denn das kann es nur mit Tricks erreichen, nämlich:

Den Kopf drehen.

Kopf drehen geht einfach? Ja, das tut es, beim Pferd verteilt sich das ein bisschen anders als bei uns, wir laufen ja auch nicht mehr im Vierfüßlerstand, aber wenn wir an uns denken, bekommen wir ein Gefühl dafür, wie sie uns bei nur ein bisschen unpräziser Hilfe entgegenkommen wollen und dann einfach mit ein bisschen drehen nachhelfen. Dadurch sind aber die Muskeln plötzlich ganz anders entspannt und angespannt (Neutralposition ist die Mitte und alles, was zur Seite geht benutzt Muskeln, Muskelanspannung ist nicht gleich böse, sondern ganz normal, selbst hier beim tippen verwenden wir die Muskeln) und auch die Bänder werden anders verteilt gedehnt. Blöd an der Sache: Wenn das Pferd tragen soll, oder bei der Longenarbeit die richtige Muskulatur für tragen, aber auch für gesund leben entwickeln soll, ist das kontraproduktiv. Das ist eher Muskulatur, die im Alltag nicht so gebraucht wird, andere wäre besser. Deshalb müssen wir drauf achten, dass eben nicht in der Biegung auch noch der Kopf gedreht wird, wenn wir dem Pferd zu gesunden Bewegungen verhelfen wollen. Wir Menschen machen auch alle unsere Fehler und der Physiotherapeut erinnert uns daran und so sollten wir dem Pferd auch die gesunden Bewegungen erklären.

Damit Du Dir das nochmal an einem Pferd ansehen kannst, hier ein Bild eines "im Genick verworfenen": https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/none/path/s12216a27e69ada77/image/id62ac237ab531cb4/version/1483899657/image.jpg

Das passiert also auch mit Trense, also auf den Unterkiefer eingewirkt, wenn wir oben sitzen, genauso wie es auch mit Kappzaum passiert, wenn wir unten stehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert ist geringer, wenn wir von oben eher unten am Kopf einwirken und von unten eher oben, denn dann ermuntert der Punkt, an dem die Einwirkung kommt, nicht noch extra dazu.

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YukiHorse  15.10.2019, 14:43
@Baroque

Ahh danke so einigermaßen hab ich das jetzt verstanden

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Schädlich ist es nicht.

Manche bei uns machen die Longierbrille über die Nase und hängen da die Longe eine das ist nicht viel anders als ein Kappzaum. Ein Pferd das Stellung an der Longe gelernt hat wird das auch mit einem Halfter tun - meine jedenfalls. Ich habe gut longierte Pferde mit allem möglichen vorne dran gesehen und ich habe auch falsch longierte Pferde mit dem (angeb. richtigen Equipment) gesehen.

In erster Linie kommt es immer auf den Menschen an, wie der das Handwerkszeug verwendet, und was das Resultat ist.

Wenn die Pferde richtig gehen, gut bemuskelt werden, und sich gut selbst tragen - ist es im großen ganzen völlig wurscht wie man das erreicht hat.

Das einzige wovon ich beim Longieren absolut abrate sind Ausbinder.

kleeblaettchen  26.01.2014, 11:55

Ein Halfter mirLongierbrille über der Nase ist was GANZ anderes als ein Kappzaum.

Entweder es ist als Halfter verschnallt und rutscht dann brutal ins Auge, sobald du dem Pferd die Stellung vorgeben willst oder du knallst es so eng zu, dass es dem Pferd wehtut, erst recht, wenn noch die Einwirkung auf der Nase dazu kommt.

Ein Halfter ist ein STALLhalfter und nicht zum richtigen (gymnastizierenden) Longieren geeignet.

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friesennarr  26.01.2014, 13:06
@kleeblaettchen

Habe ich das irgendwo behauptet - und wenn du die Wirkungsweise eines Kappzaums mal ganz genau überprüftst - besonders die die ein großes Scharnier auf der Nase haben ist das garantiert schmerzhafter fürs Pferd - außerdem muß ein Kappzaum sehr fest verschnallt sein um nich auch zu rutschen - dadurch ist der ganze Pferdekopf eingeschnürt wie in einem Packet.

Der Kappzaum ist ein mechanisches Hilfsmittel, egal wie man es hinbiegen will - alle Leder - Neylon - oder Kunsstoffteile am Pferd sind Hilfsmittel - jedes hat eine andere Wirkungsweise und jedes kann richtig und falsch benutzt werden.

Was glaubst du den wo der Kappzaum wirkt - wenn nicht auf der Nase? Manche Kappzäume hinterlassen üble Schwellungen auf der Nase und das ist jetzt Pferdegerechter? Manche Kappzäume haben zwischen Nasenteil und Backenstück ebenfalls eine Querstrebe - auch die kann bei einem nicht richtig verschnallten Kappzaum ins Auge rutschen.

Es kommt immer auf den Mensch und sein gespür für die Hilfsmittel an, das Werkzeug am Pferd alleine ist nie für die Schmerzen verantwortlich sondern die menschliche Hand die damit umgeht.

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Also, wenn man es ernst nimmt ist longieren nur mit einem gut sitzenden Kappzaum richtig. Trense und Gebiß schlecht weil du nur einseitig ziehst, egal wie die Longe geführt wird. Halfter weil bei schwierigen Pferden sie sich losreißen können. Ich mach es immer am Halfter, manchmal ausgebunden zu Arbeit, manchmal nicht, nur so zur Bewegung, dann tobt sie sich auch mal aus. Mir sagen RL die Trensenvariante wäre das Schlimmste. Also wenn du das Halfter etwas enger schnallst, und das Pferd gut mitmacht, kann nicht viel passieren.