Lohnt sich ein Biologie-Studium?

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Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Biologie an einer Universität gemacht. Meine Erfahrung ist, dass Biologen keinen oder nur sehr schwer einen Job finden. Besser sieht es aus, wenn man sich im Master auf Fachbereiche wie Molekularbiologie oder Zellbiologie spezialisiert. Allerdings kommen mehrere auf diesen Gedanken, weshalb die Studienplätze für diese Fachrichtungen sehr knapp sind und die Konkurrenz nach dem Abschluss sehr groß ist. Was man verdient ist also nicht die erste Sorge, sondern dass man überhaupt einen Job bekommt...

Persönlich habe ich die Entscheidung getroffen, für meinen Masterabschluss an eine FH zu wechseln und Biotechnologie, mit dem Schwerpunkt auf Technik, zu studieren. Hier sehen die Jobchancen viel besser aus, da die Industrie solche Leute immer gebrauchen kann und das Gehalt ist in dem Bereich auch besser.

Du musst dir vor allem die Frage stellen, was du beruflich willst:

Willst du in die Forschung und an der Universität bleiben? Hier ist die Konkurrenz groß, die Stellen rar und zeitlich befristet. Wenn du damit leben kannst, ist ein Universitätsstudium wie Biologie durchaus zielführend. PhD ist in dem Bereich Pflicht, sonst hat man keine Chance.

Oder willst du eine praxisnahe Ausbildung mit Aussicht auf eine dauerhafte Anstellung, zB in der Pharmaindustrie? In letzterem Fall würde ich einen naturwissenschaftlichen Studiengang an einer FH empfehlen, da hier das Studium praxisnäher und mit Blick auf die weitere berufliche Laufbahn betrieben wird. Für einen Industrie-Job ist ein Masterabschluss ausreichend, manchmal sogar ein FH-Bachelorabschluss.

Einfach so mal Bio anfangen, weil es mega Spaß macht und man eine Leidenschaft dafür hat, würde ich lassen! Man braucht eine genaue Vorstellung davon, was man beruflich machen möchte und muss unter Umständen örtlich sehr flexibel sein, um das dann umsetzen zu können.

Zu Chemie kann ich leider nicht viel sagen, weil ich da zu wenige kenne. Hoffe, ich konnte trotzdem helfen.

Werbistdouuu  22.11.2022, 21:58

Hallo, ich hab meinen Bachelor angefangen, und überlege auch meinen Master in Biotechnologie oder Bioingenieurswesen zu machen. Wie ist der Master in Biotechnologie (gewesen)? Kannst du das weiterempfehlen? :)

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Hi Meedeo,

Generell schließe ich mich der Meinung von albatroz1101 an. Natrurwissenschaften sind immer zu gebrauchen und wenn es einem Spaß macht - und man etwas Begabung in diesem Bereich hat - ist es sicherlich das richtige. Allerdings beeinhaltet die Biologie ein relativ großes Spektrum an Richtungen. Da gibt es zum Beispiel die Agrarbiologie, die medizinische Biologie, die Bionik (Biologie + Technik) und noch Weitere.

Zur Agrarwirtschaft gehören landwirtschaftliche Kenntnisse. Es wird im Anbau von Pflanzen gearbeitet oder das Verhalten von Tieren erforscht. Meistens wird dort Wissen über Erdkunde, Ökologie (z.B. Fließgewässer, Fotosynthese) und Verhaltensforschung vermittelt. Dies wird nur selten im Alltag benötigt und bietet durchschnittlich ein geringeres Einkommen als die anderen Bereiche. Es ist daher eigentlich nur für wirkliche Tierliebhaber oder zu landwirtschaftlichen Zwecken empfohlen. Von den anderen Zweigen unterscheidet es sich aber vor allem, dass Biologie hier von allem in der Praxis und nicht in Laboren stattfindet - die Arbeit mit Pflanzen und Tieren erfolgt meistens hautnah.

Die Bionik beschäftigt sich mit Angepasstheiten von Menschen, Tieren und Pflanzen in der Umwelt und mit der Frage, wie dies auf andere aktuelle Probleme in der Menschheit übertragen lässt (z.B. die Kapsel der Mohnblume zur Samenverteilung als Vorbild für unseren heutigen Salz- und Pfefferstreuer). Auch Prothesen werden hier perfektioniert. Demnach steht hier die Entwicklung und Forschung im Fokus, wobei viel mit Geräten und Technik experimentiert wird (so wurde es mir jedenfalls erklärt). Es ist immer mal wieder ein auf und ab mit der Nachfrage nach diesem Biologietyp, aber bei erfolgreicher Intergration in einen Job winken gute Bezahlung und bei einer neuen Erfindung vielleicht sogar der absolute Durchbruch.

In der medizinischen Biologie geht es um die Frage, wie man das Leben hinsichtlich der Hygiene und Schädlingsbekämpfung am besten führen kann. Dort werden neue Medikamente sowie Impfungen erstellt und getestet, das Immunsystem kritisch reflektiert, an der DNA geforscht und deren Ergebnisse Probanden injiziert (siehe Gentechnologie). Ich persönlich finde dies den spannendsten Zweig der Biologie und er bietet sehr große Anwendungsmöglichkeiten, ist immer gefragt und wird meistens gut bezahlt (Zahnärzte machen ihr Studium ebenfalls in diesem Bereich).

Mit diesen Informationen hoffe ich, dass dir deine Entscheidung etwas leichter gemacht wird und du einen kleinen Überblick über die Vielfalt der Biologie erhältst. Und egal, für welches Studium du dich letztendlich entscheidest, du solltest wissen, dass du die meisten Erfolge dort haben wirst, wo du Spaß hast. Was nützt dir zum Beispiel ein gut bezahltes Anwendungsgebiet, wenn du das Studium dafür total langweilig findest und nachher sohar abbrichst? In jedem Fall kann ich dir sagen, dass Biologie immer topaktuell bleibt und vor allem die Medizin fortlaufend auf der Suche nach gutem Nachwuchs ist.

Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Dragodraki

Meedeo 
Fragesteller
 08.08.2018, 21:30

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Und auch für das Hoffnung machen. Hab bisher fast ausschließlich Horror Berichte gehört/gelesen. Chemie interessiert mich zwar auch, aber ist für mich Biologie deutlich spannender (ist ja deutlich "praxisorientierte" in dem Sinne, dass man u.A. viele Reaktionen und ihre Auswirkungen besser nachvollziehen und in Kontext setzen kann. Chemie ist mir da viel zu theoretisch. Ich hoffe man versteht wie ich das meine ^^)

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Das Problem mit dem Biologiestudium ist, dass die Nachfrage derzeit einfach sehr gering ist. Man kann nämlich für das, was manche Biologen machen, auch andere Leute einsetzen, welche eventuell viel besser darauf spezialisiert sind - z.B. Chemiker.

Ich selber habe mich auch für ein Chemie Studium entschieden. Das gute: du hast in Chemie auch einen (nicht unerheblichen) Biologie Anteil. Sprich dir geht das nicht völlig verloren. Zumindest bei uns hat man "Zellbiologie" und "Biochemie" als Pflichtmodule, später kann man noch biochemische Wahlmodule hinzuwählen.

Der Arbeitsmarkt für Chemiker ist zwar auch schwierig (Promotion ist fast vorprogrammiert), wenn man dort aber fündig wird, hat man einen sehr gut bezahlten Job. Auch wenn man immer wieder solche Schockberichte von Leuten liest, die trotz Promotion keine Arbeit finden - naja, wird wohl eher an persönlichen Schwächen liegen und weniger am Arbeitsmarkt selbst.

Chemie lohnt sich auch nur wenn du promovierst. Alles andere bringt dir nicht viel. Und das mit Biologie stimmt. Das sagen selbst viele Dozenten. Hatte bei meiner ersten Ausbildung eine Mit - Auszubildende im Pharma - und Chemiekonzern die für die Pharmakantenausbildung extra das Studium abgebrochen hat, nachdem ihr viele Dozenten dazu geraten haben und es ja relativ offensichtlich ist.

Die Chemiebranche hingegen ist dagegen um einiges vielversprechender. Vor allen Dingen in entsprechend großen Konzernen.

Meedeo 
Fragesteller
 08.08.2018, 21:06

Ok. Danke für die Antwort ^^. Weißt du evtl. wie es im Vergleich mit Studiengängen wir Biochemie steht? Wäre ja im Grunde ein Art "Kompromiss" ^^

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SamuelKK  08.08.2018, 21:33
@Meedeo

Bitte ;) Ist noch etwas zu Biologie bezogen. Da wäre Biotechnologie schon eher was. Mein Mitbewohner hat das studiert und Praktikum im gleichen Konzern gemacht wo ich gearbeitet habe. Sollte also etwas besser sein.

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Denke Biologen werden immer gebraucht.

Studiere doch beides, wenn sich das machen lässt.