Logistikunternehmen gründen?

4 Antworten

Ich habe mal kurzzeitig zur Überbrückung als Disponent in einer Spedition mit seinerzeit 33 Sattelzügen und großem Warenumschlagslager gearbeitet. So eine Firma wollte ich ehrlich gesagt nicht geschenkt haben. Mir würde jetzt spontan keine Nische einfallen die nicht irgendwer irgendwo schon mal ausprobiert hat oder hätte. Und selbst wenn du eher im kleinen Rahmen tätig sein möchtest, also dann eher im Sprinterbereich, ist das über kurz oder lang Stress pur.

Um etwas zu verdienen müssen die Fahrzeuge Kostendeckend und mit Gewinn rollen. Wenn du also nicht mit sicheren Aufträgen als Subunternehmer versorgt und ausgelastet bist, musst du dir ständig Ladung/Fracht/Stückgut was auch immer suchen. Und für die Paketdienste wie Amazon, UPS, DHL/Post und Co. zu fahren ist auch keine Goldgrube. Da macht das nur die Masse.

Darüber hinaus hast nicht zu verachtende Kosten für Büro/Gebäude/Halle, Personal, Fahrzeuge:n, Versicherungen für Fahrzeuge/Gebüde/Warenverkehr, Steuern, Werkstatt usw. am Hals. Selbst wenn du zu beginn ein selbstfahrende Unternehmer bist der nur 1 oder 2 Autos hat ist das ein Stück Arbeit. Nicht das ich dir das Ausreden will, aber du solltest dir das wirklich gut Überlegen und dann etwas anbieten was in deiner Gegend noch keiner so oder so ähnlich macht. Im Jahr gehen zig kleine Logistikbuden Pleite weil sich nichts oder zu wenig Umsetzen.

DerHans  17.01.2021, 17:32

Wann soll denn ein selbst fahrender Unternehmer neue Kunden akquirieren? Nach Feierabend oder am Wochenende?

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AlterHaudegen75  17.01.2021, 18:25
@DerHans

Es heißt ja nicht ohne Grund "Selbst (und) Ständig". Ich kenne hier bei uns jemanden der mit einem VW LT28 und einem Tandem Anhänger ganz klein angefangen hat. Der ist seine Touren gefahren, war zwischen durch per Blue Tooth ständig am Telefonieren und hat nach seinen Touren mit seiner Frau das Büro gemacht. Und Samstags hat er wenn denn keine Lieferung war liegen gebliebene Arbeit erledigt. Gefühlt hatte der Kerl einen 20 Stunden Tag.

Das so etwas natürlich Stress pur ist sei mal nicht erwähnt. Und so einen - die so knüppeln meine ich - gibt's wie Sand am mehr. Es ist einfach in diesem Gewerbe absolut hart und ebenso hart umkämpft. Da herrscht eine großer Konkurrenz und irgendjemand fährt immer billiger. Wenn ich damals bei Timocom (das ist eine Frachtbörse) durchgeblättert habe um selbst nach einer Ladung entweder komplett oder Teilladung gesucht habe, unterbieten gerade die kleinen Unternehmer am Fließband.

Habe da 6 Monate gearbeitet weil ich den Chef dort kenne und er unbedingt Hilfe brauchte. Ich wollte es nicht wieder machen. Denn selbst die Disponenten:innen Akquirieren mittlerweile Kunden. Nicht nur der Außendienst - wenn man denn einen hat - oder der Unternehmer selbst. Und manchmal war es eine Sauarbeit einen 3.5 Tonner voll zu bekommen geschweige denn satte 13.80 als Auflieger, damit die nicht leer von A nach B fahren. Ganz blöd war immer eine Rückladung zu finden wenn die Fahrer irgendwo stehen.

Der Fragesteller muss sich einfach darüber im klaren sein auf was er sich da evtl. im schlimmsten Fall einlässt.

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DerHans  17.01.2021, 19:03
@AlterHaudegen75

ICH weiß, dass es diese "Selbständigen" gibt. Die große Masse fährt aber für Eismann, UPS & Co letztlich für einen Hungerlohn.

Die beuten sich selbst aus.

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Mach mal eine Marktanalyse und schau wofür in Deiner Region Bedarf da ist, was für potentielle Kunden (Verlader) gibt es und was haben die zu transportieren.

Dann überlege Dir was Du besser (oder billiger) als die bisherigen Anbieter machen könntest

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – war 10 Jahre Leiter einer Spedition

Ich kann Ihnen jetzt keine Nische sagen. Es gibt viele Geschäftsmodelle, die mehr oder sinnvoll sind. Wenn Sie aber jetzt in der Lehre sind und in Zukunft eine Firma gründen wollen, dann nutzen Sie doch Ihre Lehre.

Suchen Sie nach Problemen in der Logistik. Haben spezielle Gruppen von Kunden ein Problem? Haben spezielle Gruppen von Dienstleistern ein Problem? Man kann sich dazu viele Fragen stellen.

Sprechen Sie mit Kunden, Disponenten, Lieferanten. Identifizieren Sie die Probleme dieser Zielgruppen. Daraus lassen sich dann einzigartige Geschäftsmodelle machen.

Meinen Mandanten empfehle ich dazu das Buch EKS. Das macht bei Ihnen auch Sinn. Wenn Sie das Buch durchgearbeitet haben und intensiv kommuniziert haben, dann haben Sie mindestens eine Zielgruppe mit einem Problem und die passende einzigartige Lösung dafür. Gerne können wir dazu auch einmal unverbindlich sprechen. Melden Sie sich einfach bei mir.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Bitte sammel erst Berufserfahrung. Das, was du in der Ausbildung lernst, ist zwar ein guter Grundstock, mehr aber auch nicht.